Wieso sollte am besten jeder Mensch auf Weltreise gehen?
Fabienne und Benoit: Eine Weltreise ist ganz anders als Urlaub. Wenn man so lange unterwegs ist, begibt man sich automatisch aus seiner Komfortzone. Sich regelmäßig mit unerwarteten Situationen auseinanderzusetzen, ist sehr anregend. Täglich entdeckt man die Welt, schließt neue Freundschaften, lernt über andere und sich selbst. Mit einer Weltreise investiert man in Erfahrungen statt in Materielles, und dies ist unbezahlbar. Wir kennen niemanden, der seine Reise bereut hat! Eine Weltreise ist nicht nur eine kleine „Auszeit“ vom Alltag. Die unvergesslichen Momente, die man erlebt, werden einen nach der Rückkehr noch sehr lange begleiten.
Wie lässt sich eine denkbare Route am besten entwerfen?
Eine Weltreise muss und sollte nicht zu 100 Prozent durchgeplant sein. Dennoch ist es sehr nützlich, sich Gedanken über die allgemeine Route zu machen. Unsere besten Tipps für die Planung: Erstens, das Abreisedatum festlegen! Das ist der wichtigste Punkt. Ohne fixes Datum neigt man dazu, die Reise auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu verschieben. Idealerweise weiß man auch schon, was für ein Budget zur Verfügung steht. Als Zweites sollte man eine Liste mit allen Reisezielen, die man unbedingt sehen möchte, erstellen. Und damit meinen wir wirklich ALLE. Für unsere Planung haben wir eine große Weltkarte gekauft und diese in unserem Wohnzimmer aufgehängt. Dank kleiner Post-its und Pins haben wir alle Länder und Sehenswürdigkeiten markiert, die uns interessierten. Danach hieß es: Recherchieren! Blogs, Reiseführer und so weiter. Es gilt herauszufinden, wie viel Budget man für dieses Land einrechnen muss, was die Einreisebestimmungen sind, was die beste Reisezeit für die Region ist oder wie viel Zeit man vor Ort einplanen muss. Und eines darf man nicht vergessen: Eine Weltreise ist meistens nur der Anfang! Es ist völlig in Ordnung, nicht alles zu sehen. Oft hat man nach der Reise sogar noch mehr Ideen für zukünftige Reisen. Also keine Panik, Rucksack packen und los!
Drei Fehler, die es bei der Planung zu vermeiden gilt?
- Alles im Voraus zu buchen: Die Pläne ändern sich sehr oft und wenn man alles im Voraus bucht, dann verliert man komplett die Flexibilität, die eine solche Reise bietet.
- Keine Reiseversicherung abzuschließen: Meistens verläuft eine lange Reise reibungslos. Trotzdem sollte man vor der Abreise eine gute Reiseversicherung abschließen, um im Fall der Fälle nicht schutzlos dazustehen.
- Zu oft auf andere hören: Deine Weltreise gehört nur Dir. Klar lohnt es sich, bei anderen Tipps einzuholen, aber am Ende sollte man immer auf sich selbst hören.
Die optimale Packtechnik sieht eurer Meinung nach wie aus?
Schwere Gegenstände sollten so nah wie möglich am Körper sein, daher sollte man darauf achten, dass sich diese am Rücken befinden. Damit der Rucksack so leicht wie möglich bleibt, sollte man auch alle unnötigen Verpackungen entfernen. Die Kleider kann man falten, rollen oder auf kleine Packwürfel verteilen. Wir haben die Packwürfel lieben gelernt! Damit hat man (fast) alles griffbereit und findet schnell, wonach man sucht. Und schließlich sollte auch jeder Hohlraum genutzt werden. Socken können zum Beispiel problemlos in Schuhe gestopft werden.
Welche Gegenstände sollten in keinem Gepäck fehlen?
Wahrscheinlich sieht die Liste jedes Weltenbummlers ein wenig anders aus. Die für uns wichtigsten Gegenstände sind bequeme Wanderschuhe, ein Taschenmesser, ein Reiseadapter und eine Schachtel Ohropax für lange Busfahrten oder für Nächte im Mehrbettzimmer.
Wie lässt es sich möglichst lang von dem eingeplanten Reisebudget leben?
Das Reisebudget einzuhalten ist schwierig. Wir haben für jedes Land, das wir bereisen wollten, ein theoretisches Tagesbudget bestimmt. Auf dieser Basis haben wir die Länderauswahl an das Budget angepasst. Gewisse Länder sind einfach um einiges teurer als andere. Man muss sie deswegen nicht weglassen, aber man sollte dies bei der Planung berücksichtigen. Im Reisealltag habe ich all unsere Ausgaben aufgeschrieben. Natürlich gibt es Tage, an denen man mehr ausgibt, als im Budget vorgesehen, sei es für Ausflüge oder für gutes Essen. Damit die Reise nicht kürzer wird, als geplant, sollte man sich im Durchschnitt aber ans Budget halten.
Sparen kann man vor Ort beispielsweise, indem man so oft wie möglich dort isst, wo auch die Einheimischen essen. Des Weiteren sind die öffentlichen Verkehrsmittel meist viel günstiger als touristische Transportmöglichkeiten. In den großen Städten haben wir uns gerne den Free Walking Tours angeschlossen, um die Stadthighlights kennenzulernen und Insidertipps zu erfahren. Diese Führungen werden meistens von lokalen Studenten organisiert. Sie sind trotz ihres Namens nicht ganz gratis: Eine kleine Spende am Ende der Tour ist gern gesehen.
Was sind vermeidbare Fehler, die aber fast jedem Weltenbummler mal passieren?
- Zu viel Gewicht im Rucksack: Erfahrungsgemäß packt man für die erste Reise immer viel zu viel ein. Je leichter der Rucksack, desto besser!
- Alles sehen zu wollen: Die Liste der Dinge, die man unbedingt sehen möchte, ist meistens sehr lang. Ziemlich rasch merkt man aber, dass man nicht alles sehen kann. Und das ist OK!
- Reisezeiten falsch einzuschätzen: Man schaut auf Google Maps und denkt, dass man diese 100 Kilometer mit dem Bus locker in zwei Stunden zurücklegen kann. Manchmal klappt es, aber sehr oft dauert die Reise sehr viel länger als geplant.
- Toilettenpapier vergessen! Man weiß es zwar, aber fast jeder war mal einer Situation, in der es weit und breit kein Papier gab. Man sollte also immer mindestens ein Taschentuch im Rucksack haben
Gibt es den sogenannten Reiseblues und wie wird man ihn wieder los?
Ich bin nicht sicher, ob man es wirklich Reiseblues nennen kann, aber eines ist sicher: Man hat nicht jeden Tag gleich viel Energie. An manchen Tagen hat man, wie auch zu Hause, einfach ein kleines Tief. Solche Tage gehören dazu und sind kein Grund zur Sorge. Reisende, die mehrere Monate oder Jahre unterwegs sind, kommen vielleicht an einen Punkt, an dem diese Tage immer häufiger vorkommen. Da hilft nur eins: Pause machen! Für uns hieß es dann meistens, einfach mal ein paar Tage oder auch Wochen auf die Bremse zu treten und sich Zeit zu nehmen, nichts oder etwas komplett anderes zu machen. Nach neun Monaten in Asien waren wir zum Beispiel ziemlich frustriert, dass wir nicht wirklich mit den Einheimischen sprechen konnten. Als wir dann in Südamerika angekommen sind, haben wir all unsere Pläne verschoben und uns für zwei Monate eine Wohnung in Quito gemietet. Während dieser zwei Monate gingen wir jeden Tag vier Stunden in eine Sprachschule, um Spanisch zu lernen. Nachmittags trafen wir uns mit neuen Freunden, erledigten die Hausaufgaben, gingen auf den Markt und genossen einfach nur unsere Zeit in Ecuador. Diese kleine Pause hat uns sehr gut getan. Nach diesen acht Wochen hat eine ganz neue Reise für uns angefangen!
Was sind die goldenen Regeln für eine entspannte Weltreise als Paar?
Das ist eine schwierige Frage. Jedes Paar ist anders, aber generell gesehen, würde ich sagen, dass es so etwas wie eine „3-K-Regel“ gibt.
- Kommunikation: Auf Reisen ist man fast rund um die Uhr zusammen. Das ist eine ziemlich grosse Umstellung für viele Paare. Frustrationen und kleine Konflikte wird es bestimmt geben, nur kann man unterwegs nicht einfach einen Tag zur Arbeit gehen oder mit Freunden ausgehen und warten, bis sich die kleine Spannung legt. Probleme oder Zweifel müssen geteilt und besprochen werden, damit es besser geht.
- Kompromisse: Es ist normal, dass man nicht immer auf das gleiche Lust hat. Auf Reisen ist es daher besonders wichtig, dass man Kompromisse eingeht. Der eine will unbedingt wandern gehen und der andere möchte einfach einen Tag am Strand liegen? Entweder geht man erst wandern und danach an den Strand, oder man geht für einen Tag getrennte Wege. Zusammen reisen heißt nicht unbedingt, dass man 100 Prozent der Zeit zusammen verbringen muss.
- Kuscheln und Küsschen: Auf Weltreise ist nicht jeder Tag glamourös ... Man denke an lange Busfahrten, Nächte im Zelt oder im Mehrbettzimmer, Magenprobleme, mehrtägige Trekkingtouren ohne Duschmöglichkeiten und so weiter. Als Paar ist es wichtig, dass man sich ab und zu auch mal Zeit zu zweit gönnt: eine Nacht in einem schönen Hotel, ein gutes Abendessen oder auch nur ein kleiner Drink bei Sonnenuntergang ... Ort und Budget sind egal, Hauptsache, man ist zu zweit und genießt den Moment.
Was hättet ihr im Nachhinein anders gemacht?
Um ganz ehrlich zu sein: Nichts! Unsere Reise war bestimmt nicht immer perfekt, aber ändern würden wir nichts.
Wer mehr über die einzelnen Stationen und die beiden Schweizer erfahren möchte, sollte ihrem Novo-Monde-Blog einen Besuch abstatten.