Bhutan Bhutans Bauern bewahren die Natur, wir ihre Ernten

Landschaft mit Reisterrassen
© Kencho Wangdi
Bhutan schützt seine Natur vorbildlich. Das Königreich mit einem „nationalen Index fürs Glücklichsein“ speichert mehr CO2 als es freisetzt. Die Wildtierdichte ist hoch, doch Bauern in Waldnähe sind die Leidtragenden. Daher unterstützen wir sie in Kooperation mit dem Verein „Nomadenhilfe“ mit Elektrozäunen

Hintergrund des Projektes

Bhutan zählt zu den wenigen Ländern weltweit, die weniger CO2 Emissionen produzieren als binden. Das buddhistische Königreich  erstreckt sich über mehr als 7000 Höhenmeter und verfügt über eine außerordentlich hohe Vielfalt unterschiedlicher Naturräume. Etwa die Hälfte der Landesfläche steht unter Naturschutz, mehr als 65 Prozent sind von subtropischen Wäldern bedeckt. Sie sind Heimat von mehr als 700 Vogel- und 200 Säugetierarten, darunter stark gefährdete Arten wie Bengalischer Tiger, Asiatischer Elefant, Roter Panda und Schneeleopard. 

Die überwiegend kleinbäuerliche Bevölkerung akzeptiert den Schutz der artenreichen Pflanzen- und Tierwelt, zahlt dafür jedoch vielerorts einen hohen Preis: Vor allem Wildschweine, Hirsche und Rehe zerstören oft mehr als die Hälfte der Ernteerträge. Betroffene Familien versuchen, ihre Felder Tag und Nacht zu bewachen, doch bei mehreren Parzellen an verschiedenen Orten ist das oft nicht praktikabel.

Um die Mensch-Wildtierkonflikte in Randbereichen wichtiger Naturschutzgebiete zu entschärfen, unterstützt GEO schützt den Regenwald zusammen mit dem Verein Nomadenhilfe e.V. Kleinbauerngruppen dabei,  gemeinschaftlich genutzte Flächen mit Elektrozäunen zu schützen. Solche Zäune haben sich in Bhutan bewährt, sind jedoch in den Anschaffungskosten für die Kleinbauern zu hoch. 

Das Projektgebiet

2024: Das Dorf Sergithang im Distrikt Tsirang in Süd-Bhutan liegt in der Pufferzone des wildreichen Jigme Singye Wangchuk Nationalparks, der u.a. Heimat von Sambarhirsch, Leoparden, Bären, Wildschweinen und Tigern ist. Zu den Kulturpflanzen der Kleinbauern zählen Reis, Bohnen, Mais, Buchweizen, Kürbis, Avocado und Zitrusfrüchten sowie verschiedenen Gewürzpflanzen wie Kardamom und Ingwer. Durch die abgelegene Lage können die Produkte kaum vermarktet werden. Insbesondere Wildschweine haben vor Einführung der Elektrozäune bis zu 70 Prozent der Reis-, Mais- und Bohnenernte zerstört.

Reisterrasse mit Schutzhütte
Kleine Wachhütten dienen dem Schutz der Felder vor Wildtieren
© Kencho Wangdi

2025, in Planung: Die Gemeinde Tsirang Toed im Tsirang Distrikt.

Projektziele

  • Schutz von 9,8 ha gemeinschaftlich genutzter landwirtschaftlicher Fläche vor Wildtieren durch einen E-Zaun (13 Haushalte, 101 Personen)
  • Reduktion der Wildtierschäden um mindestens 50%
  •  Verbesserung der Lebensbedingungen

    Erhalt der Akzeptanz der lokalen Bevölkerung für den Natur- und Artenschutz

Unser Partner

Der Verein Nomadenhilfe e.V., kürzlich in "Charo Himalaya" umbenannt, engagiert sich bereits seit 20217 in Bhutan. Charo bedeutet auf Bhutanisch Freundschaft und wörtlich übersetzt „ein Paar, das füreinander da ist“. Schwerpunkte der Arbeit sind ländliche Entwicklung, Trinkwasserversorgung, die Verbesserung der Bildungschancen für Kinder aus benachteiligten Gebieten und Familien, medizinische Grundversorgung, sowie Sportprogramme für Kinder und Jugendliche.

Stand des Projektes

2024: Pfosten, Draht, Erdungsplatten und kleine Werkzeuge im Wert von 8.794,00 Euro wurden angeschafft. Gut ein Viertel dieser Kosten wurden von den beteiligten Familien und der lokalen Verwaltung getragen. Die Arbeitsleistung erfolgte unentgeltlich durch die Familien. Als Pfosten haben sich in Süd Bhutan stabile Plastikrohre bewährt: Sie halten dem heißfeuchten Klima stand und ersparen für die Installation der Elektrodrähte Isolatoren.

Zaunpfosten aus Plastikrohren
Die Kleinbauern aus dem Dorf Tsirang ziehen die neuen E-Zäune selbst. Pfosten aus Kunststoff halten dem Klima am besten Stand
© Karma Phuntsho

Im Dezember 2024 wurde eine erste ex-post Erhebung zu den erreichten Veränderungen durchgeführt. Die Hauptergebnisse: (a) die unter den beteiligten Familien organisierte regelmäßige Kontrolle und Wartung des E-Zauns funktioniert bislang gut. (b) Die Häufigkeit und Intensität der Wildschweinübergriffe hat deutlich abgenommen, Schäden am Zaun werden schnell entdeckt und repariert. (c) Die Ernteverluste sind um mehr als 50 Prozent zurückgegangen.

2025, in Planung: Unterstützung von drei Kleinbauerngruppen (22 Haushalte) bei der Einzäunung von drei Parzellen (insgesamt 16 ha). Gesamtkosten: ca. 19.000 Euro, inkl. einer Eigenbeteiligung von 40%. 

Da die Ernteverluste zurückgegangen sind und die Bauern so zukünftig auch Produkte verkaufen können, entwickeln wir mit den involvierten Partnern ein Konzept, um den von den lokalen Akteuren aufzubringenden Eigenanteil weiter zu erhöhen, zum Beispiel durch die Einführung von Mikrokrediten. Dann können die Bauern ihre Zäune zukünftig selbst refinanzieren.