Als ich den Künstler Yadegar Asisi in seinem Berliner Atelier besuchte, mischten dessen Mitarbeiter gerade Erde aus dem Baumarkt mit Wasser zu einer schlammigen Pfütze. Das Matschmotiv wurde sodann fotografiert und später digital in das große Wittenberg-Panorama eingepasst: die Pfütze am Wegesrand, in Handarbeit hergestellt, damit Licht und Perspektive perfekt in das große Ganze passen.

Der Aufwand, den Yadegar Asisi selbst für eine Pfütze treibt, macht dieses gewaltige Panorama der Reformation so überzeugend. Asisi: „Der Boden ist ein Universum für sich“ – über den nicht nur Luther wandelt. Da liegt auch mal eine tote Ratte. Nach der sich neugierig ein Kind umschaut. Details überall. 25 Darsteller hat Asisi engagiert, im Fotoshooting vor Ort oder im Studio machen sie Historie anschaulich, nach Drehbuch, mit Kostümbildner, Maske, Requisite.

„Ich fühle mich wie ein Regisseur. Die Choreografie ist wichtig. Der Betrachter muss die Energie spüren, die zwischen den Figuren fließt.“ Asisi lässt sich ständig wissenschaftlich beraten. Von der Historikerin Elke Strauchenbruch etwa (Autorin von „Luthers Wittenberg“), die mich zu den Originalschauplätzen führte.

Treffpunkt: vor dem großen Zylinder, in dem das Panorama die Besucher in seinen Bann zieht. Ein mehr als 1000 Quadratmeter großes Bild, 15 Meter hoch, entrollt wäre es 75 Meter lang; ein Turm in der Mitte, von dem aus sich die multimediale Installation erleben lässt. „Für mich ist es Malerei“, sagt Yadegar Asisi, der das Panorama, diese Kunstform des 19. Jahrhunderts, neu erfand.

15 Meter in der Höhe und 75 Meter im Umfang misst das 360-Grad-Kunstwerk, das in der Altstadt von Wittenberg in einer eigens errichteten Rotunde bis 2021 zu sehen ist. Alle weiteren Infos zu "Luther 1517" finden Sie hier.