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Die Deutsche Romantik Leseprobe: Zeitläufte - Deutschland im Zeitalter der Romantik

TEXT: HENNING ALBRECHT Daten und Ereignisse zu jener Epoche, da bei Künstlern und Literaten in deutschen Landen das Gefühl das Maß aller Dinge ist - und nicht das Vernunftdiktat der Aufklärung zählt. Einer Epoche aber auch, in der viele Menschen unter dem Eindruck der französischen Besatzung Patriotismus und Freiheitsliebe entdecken

Inhaltsverzeichnis

1789-1805

Lesen Sie einen Auszug aus GEOEPOCHE Nr. 37 "Die Deutsche Romantik"

1789

14. Juli. Mit dem Sturm der Pariser Bevölkerung auf die Bastille erreicht die Französische Revolution ihren ersten Höhepunkt. Deren Ideale „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ finden überall in Europa Anhänger und erschüttern die Herrschaft der absolutistischen Fürsten.

1791

27. August. Österreich und Preußen drohen, gemeinsam militärisch gegen Frankreich vorzugehen, um dort die Monarchie zu retten. Der antirevolutionären Koalition schließen sich später weitere Mächte wie Großbritannien und Spanien an.

1792

14. Juli. In Frankfurt am Main wird der österreichische Monarch Franz II. zum letzten Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation gekrönt, als 22. Herrscher aus der Dynastie der Habsburger.

August. Eine österreichischpreußische Koalitionsarmee fällt in Frankreich ein. Doch nach der Kanonade von Valmy, einem Artilleriegefecht am 20. September, müssen sich die deutschen Truppen wieder hinter die Grenze zurückziehen. Die Franzosen gehen in die Offensive, erobern unter anderem die Österreichischen Niederlande (ungefähr das Gebiet des heutigen Belgien) und erreichen Ende des Monats die Pfalz. Speyer, Worms und Mainz sowie weitere deutsche Territorien am Mittelrhein werden besetzt.

1793

18. März. In den von Franzosen besetzten linksrheinischen Gebieten rufen deutsche Revolutionäre eine Republik aus; rund 130 Gemeinden haben zuvor Abgeordnete in den Mainzer Rheinisch- Deutschen Nationalkonvent gewählt. Die erste – freilich von Frankreich verordnete – Demokratie auf deutschem Boden besteht vier Monate, ehe deutsche Truppen Mainz zurückerobern und Revolutionäre verfolgen.

Die Deutsche Romantik: Ende des 18. Jahrhunderts ist das Heilige Römische Reich in Hunderte weltliche und geistliche, weitgehend selbstständige Fürstentümer zergliedert. 1806 jedoch muss Kaiser Franz II. auf Druck des siegreichen Franzosen Napoleon die Krone niederlegen, das römisch-deutsche Reich existiert nicht mehr. Erst nach dem Ende der Franzosenherrschaft gründet sich aus dessen Trümmern 1815 der Deutsche Bund, in dem Preußen und Österreich das 38 Mitglieder zählende Bündnis flächenmäßig dominieren
Ende des 18. Jahrhunderts ist das Heilige Römische Reich in Hunderte weltliche und geistliche, weitgehend selbstständige Fürstentümer zergliedert. 1806 jedoch muss Kaiser Franz II. auf Druck des siegreichen Franzosen Napoleon die Krone niederlegen, das römisch-deutsche Reich existiert nicht mehr. Erst nach dem Ende der Franzosenherrschaft gründet sich aus dessen Trümmern 1815 der Deutsche Bund, in dem Preußen und Österreich das 38 Mitglieder zählende Bündnis flächenmäßig dominieren
© GEO-Grafik

1795

5. April. Mit dem Separatfrieden von Basel tritt Preußen, das fast bankrott ist und seine Kriegsanstrengungen nicht mehr finanzieren will, aus der antifranzösischen Koalition mit Österreich aus; mehr als ein Jahrzehnt wird der Staat in den Kriegen gegen Frankreich neutral bleiben.

1797

Österreich unterliegt im ersten antifranzösischen Koalitionskrieg. Im Frieden von Campo Formio muss Kaiser Franz II. unter anderem den Rhein als Reichsgrenze anerkennen. In den nun französischen Gebieten links des Rheins entstehen die Départements de la Roer (mit dem Hauptort Aachen), de la Sarre (Trier), Rhin-et-Moselle (Koblenz) und du Mont-Tonnerre (Mainz).

1798

Nachdem der französische General Napoleon Bonaparte im Vorjahr den größten Teil Italiens erobert hat, lässt er auf der Apenninen-Halbinsel mehrere von Frankreich abhängige Satellitenstaaten sowie die Helvetische Republik in der Schweiz gründen. Im Mai beginnt Napoleon einen Feldzug nach Ägypten. Gegen seinen Expansionsdrang schließen sich Anfang 1799 Österreich, Großbritannien, das Königreich Neapel, Russland, Portugal und das Osmanische Reich zur zweiten antifranzösischen Koalition zusammen.

1799

Eine Gruppe junger Künstler und Wissenschaftler sammelt sich um den Jenaer Professor August Wilhelm Schlegel und dessen Bruder Friedrich. Sie rebellieren gegen die Aufklärung, die zwar die Freiheitsideale der Französischen Revolution hervorgebracht hat, deren gottloses Vernunftdiktat sie aber für den Terror gegen politische Gegner und die expansive Außenpolitik Napoleons verantwortlich machen. Mit ihrer Zeitschrift „Athenäum“ prägen sie die neue Kunst- und Weltanschauung der Romantik (aus dem altfranzösischen romanz = Ritterdichtung) wesentlich mit. Romantiker verklären die Vergangenheit, wollen die Gesetze der Vernunft aufheben und die Menschheit „wieder in die schöne Verirrung der Phantasie, in das ursprüngliche Chaos der menschlichen Natur“ versetzen (Friedrich Schlegel).

1801

9. Februar. Nach schweren Niederlagen der zweiten Koalition gegen Napoleon Bonaparte, der mittlerweile durch einen Staatsstreich Erster Konsul der französischen Republik mit diktatorischen Vollmachten geworden ist, muss Kaiser Franz II. im Frieden von Lunéville den Rhein erneut als Reichsgrenze anerkennen.

25. März. Im Alter von 28 Jahren stirbt Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, genannt Novalis, einer der Vertreter der frühen Romantik und Mitglied des Jenaer Gesprächskreises um die Brüder Schlegel. In seinem Romanfragment „Heinrich von Ofterdingen“, 1802 posthum veröffentlicht, prägt er mit der „blauen Blume“ den Inbegriff romantischer Sehnsucht: Im Traum über eine wundervolle Welt erblickt der Titelheld eine lichtblaue Blume. Als er sich ihr nähern will, verändert sie sich, „und die Blütenblätter zeigten“, schreibt Novalis, „einen blauen ausgebreiteten Kragen, in welchem ein zartes Gesicht schwebte“. Dann erwacht er - und geht auf die Suche nach der Blume, ein Leben lang.

1803

25. Februar. Der „Reichsdeputationshauptschluss“, das Dekret einer Fürstenkommission, entschädigt jene Territorialherren, die von den Gebietsabtretungen an Frankreich links des Rheins betroffen sind. Als Ersatz erhalten die Herrscher die Territorien fast aller geistlichen Fürsten im Reich. Besonders Preußen und die süddeutschen Staaten profitieren von dieser Säkularisierung. Die geistlichen Fürsten erhalten zum Ausgleich Pensionen.

21. November. Gemeinsam mit 19 Komplizen wird in Mainz der Bandit und Mörder Johannes Bückler, genannt Schinderhannes, hingerichtet. Während der von 1792 bis 1815 dauernden Kriege gegen Frankreich herrschen in Tei- len Deutschlands chaotische Zustände; besonders im Süden bilden sich vielerorts Räuberbanden.

1805

9. August. Nachdem sich Napoleon (der sich im Vorjahr selbst zum Kaiser gekrönt hat) auch zum König von Italien ernannt hat, tritt Österreich einer dritten antifranzösischen Kriegskoalition bei, die aus Großbritannien, Russland und Schweden besteht.

2. Dezember. Die Schlacht von Austerlitz entscheidet den Krieg. Bonaparte besiegt Russland und Österreich, das große Territorien abtreten muss. Franz II. wird zudem gezwungen, einer Rangerhöhung der deutschen Alliierten Napoleons zuzustimmen: Der Markgraf von Baden wird Großherzog, die Herzöge von Bayern und Württemberg werden zu Königen erhoben.

Die vollständige Zeittafel finden Sie in der gedruckten Ausgabe von GEOEPOCHE "Die Deutsche Romantik".

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GEO EPOCHE Nr. 37: Die Deutsche Romantik

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