Das Schloss von Versailles ist eine Bühne aus Marmor, Glas, Gold und Brokat. Eine Bühne, auf der Tausende Tänzer umeinanderwirbeln, von Sonnenaufgang bis Mitternacht. Eine Bühne, auf der eine Geste, ein gewispertes Wort Ruhm und Reichtum bedeuten können – oder Ächtung und Ruin.
Der Choreograf dieses Balletts ist Ludwig XIV. Der Monarch – vollendet höflich und furchterregend anspruchsvoll – bestimmt die Kulissen und Kostüme, gibt jeden Schritt und jede Wendung vor. Seine Majestät erwählt die Tänzer. Und wer nicht freiwillig mit ihm die Gavotte oder den Passepied tanzt, den nötigt er dazu.
Doch die Bühne, die er geschaffen hat, ist so gewaltig, dass selbst der Blick eines Monarchen nicht überallhin reicht. Und so tanzen die Frauen und Männer von Versailles hinter den Kulissen ein Schattenballett nach eigenen Regeln, das nicht weniger kompliziert ist als die Sarabande, die ihnen ihr König aufzwingt.