Eine eigenwillige Versuchsanordnung: Auf einer ledernen Chaiselongue liegt eine junge Frau, den nackten Körper übersät mit schwarzen Elektrodenkabeln, die Beine gespreizt. Sie führt einen phallusartigen Kolben aus Plexiglas in ihre Vagina ein. Per Fernsteuerung bestimmt sie Geschwindigkeit und Stärke der Stöße des Geräts, bis sie stöhnend ihren Höhepunkt erreicht. Ein EEG-Gerät misst ihre Hirnströme, ein EKG-Schreiber zeichnet kratzend die Herzfrequenz auf, eine Miniaturkamera im transparenten Penis filmt die im Inneren der Vagina ablaufenden Vorgänge während der Penetration. Schließlich erreicht sie den Höhepunkt – ein Orgasmus im Auftrag der Wissenschaft.
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Sexualwissenschaft Das Forscherpaar, das Hunderte Menschen beim Orgasmus beobachtete

In ihrem Labor in St. Louis führten Masters und Johnson anonym Männer und Frauen zusammen und zeichneten minutiös auf, was bei deren Beischlaf geschah
© New York Daily News Archive/Getty Images
Bis in die 1950er Jahre hatte kein Wissenschaftler ernsthaft erforscht, was beim Sex geschieht. Das änderte sich mit den Amerikanern William Masters und Virginia Johnson. Sie ließen Paare auf Behandlungsbetten kopulieren – und schufen mit ihren Erkenntnissen die Grundlage der modernen Sexualwissenschaft