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Zwar kontrollieren die Behörden in regelmäßigen Abständen die Wasserqualität an den fast 2300 offiziellen Badestellen in Deutschland. Und warnen per Aushang, wenn im Wasser Gesundheitsgefahren lauern. Doch gerade abseits der ausgewiesenen Schwimmgelegenheiten ist Vorsicht geboten. Besonders, wenn die Wassertemperaturen über die 20-Grad-Marke klettern. Denn dann vermehren sich manche Keime und Krankheitserreger besonders eifrig.
So warnte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), dass die Zahl der sommerlichen Vibrionen-Infektionen insbesondere an der Ostseeküste in den kommenden Jahren zunehmen könnte. Grund dafür sind laut dem BfR steigende Wassertemperaturen, etwa der Meere und in Flussmündungen, bedingt durch den Klimawandel. Sie erleichtern den salztoleranten Bakterien die Ausbreitung. Während an vielen Stränden der Ostsee die 20-Grad-Marke erst in den kommenden Wochen erreicht sein dürfte, weisen einige Badeseen bereits jetzt Temperaturen um 20 Grad auf.
1. Amöben
Amöben oder Wechseltierchen sind Einzeller, die unter anderem die Hornhaut schädigen können. Für die so genannte Amöbenkeratitis sind verschiedene Arten verantwortlich. Sie kommen fast überall vor: in Schlamm, an Gewässerrändern und –oberflächen ebenso wie in den Ablagerungen im Inneren von Wasserleitungen. Und sogar auf unserer Nasenschleimhaut. Nicht immer muss es bei einem Kontakt zu einer Infektion kommen. Doch gerade Kontaktlinsenträger sollten besonders vorsichtig sein.
Die häufigste Infektionsquelle sind schlecht gepflegte Kontaktlinsenbehälter. Aber auch beim Schwimmen sollten Sie vorsichtig sein. Gehen Sie darum besser nicht mit Kontaktlinsen ins Wasser.
2. Blaualgen
Steigen die Temperaturen, bilden sich vermehrt Blaualgen. Die heißen so weil sie, wenn sie in großen Mengen auftreten, einen meist blaugrünen Schleier über Gewässer legen. Doch eigentlich handelt es sich dabei nicht um Algen, sondern Bakterien. Da Cyanobakterien in größeren Mengen für Menschen giftig wirken können, sollten Sie darauf achten, möglichst kein belastetes Wasser zu verschlucken. Cyanobaktierien können Durchfall, Bindehautentzündungen oder Hautausschläge auslösen – und sind vor allem für Kleinkinder eine ernstzunehmende Gefahr.
Als Faustregel gilt: Sind im knietiefen Wasser die Füße nicht mehr zu sehen, sind zu viele Blaualgen im Wasser. Vom Baden sollten Sie dann ganz absehen, und auf kühlere Tage warten.
3. Colibakterien und Enterokokken
Ob ein Badegewässer hervorragend oder mangelhaft ist, darüber entscheiden zwei Mikroorganismen, Escherichia Coli und intestinale Enterokokken. Sie gelten den zuständigen Behörden sozusagen stellvertretend als Anzeiger für die Badewasserqualität. Sind zu viele dieser Bakterien im Wasser, können auch schon mal Badeverbote ausgesprochen werden. Dazu kann es zum Beispiel kommen, wenn nach einem Starkregen güllehaltige Abwässer oder ungeklärte Abwässer aus einer Kläranlage direkt in das natürliche Oberflächengewässer gelangen.
Beachten Sie also unbedingt die Aushänge an offiziellen Badestellen. Und meiden Sie Gewässer, in denen viele Wasservögel leben und an denen viele Nutztiere gehalten werden.
4. Antibiotikaresistente Keime
Im Frühjahr 2018 nahmen NDR-Reporter Proben an Bächen und Flüssen und See – und fanden in jeder Probe antibiotikaresistente Bakterien. Also Keime, die auf herkömmliche Antibiotika nicht mehr ansprechen. So alarmierend das ist – aus gesundheitlicher Sicht ist das kein Grund zur Panik. Das Umweltbundesamt erklärt dazu: „Durch das Vorhandensein antibiotikaresistenter Bakterien ergibt sich kein erhöhtes Infektionsrisiko beim Baden in einem Badegewässer. Denn: Antibiotikaresistente Krankheitserreger führen nicht häufiger zu Infektionen als nicht antibiotikaresistente Krankheitserreger.“ Allerdings sei eine Infektion, wenn sie auftrete, möglicherweise schwieriger zu behandeln. Und wenn viel Wasser geschluckt werde, könnten sich antibiotikaresistente Bakterien – wenn auch nur in Einzelfällen – auch im Darm ansiedeln. Doch auch das müsse nicht notwendigerweise zu einer Erkrankung führen.
Wer das Baden mit antibiotikaresistenten Bakterien vermeiden möchte, sollte auf Verbote der zuständigen Behörden achten.
5. Vibrionen
Zu den unbekannteren Keimen in Badegewässern gehören Vibrionen. Es sind Bakterien, die überall in der Natur vorkommen. Auch im Boden der Ostsee. Nur wenn die Wassertemperaturen über 20 Grad klettern, können sie zum Problem für die menschliche Gesundheit werden. Denn dann vermehren sie sich in kürzester Zeit massenhaft. Gelangen Sie in offene Wunden, können sie bei immungeschwächten Personen schnell lebensbedrohliche Infektionen verursachen. Besonders gefährdet sind nach Behördenangaben Menschen mit Erkrankungen der Leber, Alkoholsucht, Diabetes mellitus und mit Immunschwächekrankheiten wie Aids.
Faustregel: Wer unter unter einer dieser Krankheiten leidet, sollte Vibronellen-belastete Gewässer meiden. Beim Verdacht auf eine Infektion mit Vibronellen sollten Sie so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen.
6. Zerkarien
Zerkarien sind nur millimetergroße, wurmartige Entwicklungsstadien von Parasiten. Die ausgewachsenen Tiere schmarotzen in Wasservögeln, doch ihre Larven entwickeln sich in Süßwasserschnecken. Klettern die Wassertemperaturen über 20 Grad Celsius, schwärmen die Larven aus und suchen einen Wirt. Dabei geraten sie oft an die falschen. In der menschlichen Haut sterben die Larven ab – und hinterlassen quaddelige, juckende Stellen, die so genannte Badedermatitis. Gefährlich sind diese Stellen nicht. Außer, es kommt durch das Aufkratzen zu einer bakteriellen Entzündung. Dann heißt es: Ab zum Arzt.
Faustregel: Baden Sie nicht in Gewässern, in denen viele Wasservögel vorkommen. Und meiden Sie den schlammigen, seichten Uferbereich.
Allgemeine Gesundheits-Empfehlungen für das Baden in der Natur
- Achten Sie auf Aushänge und Warnungen der Behörden
- Schlucken Sie so wenig Wasser wie möglich
- Gehen Sie nicht mit offenen Wunden ins Wasser
- Meiden Sie Seen und Flüsse mit vielen Wasservögeln wie Enten, Gänsen oder Blässhühnern
- Halten Sie sich möglichst wenig im schlammigen Uferbereichen auf
- Tragen Sie beim Schwimmen keine Kontaktlinsen