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Populärer Mythos Kann man sich allein vom Frösteln und Frieren erkälten?

Herbst ist Erkältungszeit. Mit richtiger Kleidung lässt sich vorbeugen
Herbst ist Erkältungszeit. Mit richtiger Kleidung lässt sich vorbeugen
© kichigin19 / Adobe Stock
Die Heizsaison hat begonnen, aber viele scheuen sich vielleicht noch, die Heizung voll aufzudrehen. Kann Frieren und Frösteln eine Erkältung verursachen?

Der Herbst ist da, die Temperaturen fallen. Für viele Menschen hat die Zeit der kalten Füße begonnen. Zumal in Wohnungen und Büros noch wenig geheizt wird. Und schon meldet sich im Hals ein Kratzen, ein Hauch von Kopfschmerzen oder Erkältungsgefühl. Kommt bestimmt vom vielen Frösteln, oder? Haben wir nicht auch von unseren Eltern gehört, dass wir mit nassen Haaren nicht an die kalte Luft gehen sollten, wegen der Erkältungsgefahr?

An Versuchen, einen Zusammenhang zwischen Frieren und Sich-Erkälten zu bestätigen oder zu widerlegen, hat es nicht gefehlt.

Schon in den 1930er-Jahren kam ein Forscher auf die Idee, mal bei Menschen nachzufragen, die nach mitteleuropäischen Maßstäben ständig frieren müssten. Er besuchte die Bewohner*innen einer Insel im Arktischen Ozean und befragte sie über Monate hinweg nach ihrem Befinden. Siehe da: Während des Winters erkrankte niemand – erst im Mai, als das Meereis aufbracht und per Schiff Vorräte geliefert wurden. Der Grund waren vermutlich erkältete Mitglieder der Besatzung. In den 1950-er Jahren zeigten Versuche mit Freiwilligen in den USA: Wer längere Zeit kalte Füße hat, erkältet sich nicht häufiger als Menschen in einer gut durchgewärmten Kontrollgruppe.

Eine andere Untersuchung förderte zutage: Forschende, die gerade in einer Forschungsstation in der Antarktis ankamen, erkrankten nicht häufiger als Kolleg*innen, die schon monatelang in der eisigen Umgebung gearbeitet hatten.

Kurzum, die Antwort der Virologie ist eindeutig: Ohne Viren keine Erkältung. Theoretisch kann man also auch lange frieren und frösteln, ohne sich zu erkälten.

Frieren schwächt die Immunabwehr

Einen Zusammenhang gibt es trotzdem. Denn das Frieren und Frösteln schwächt das Immunsystem, weil das vegetative Nervensystem die Durchblutung der Atemwege drosselt. Das hat zur Folge, dass weniger Leukozyten, die für die Immunabwehr zuständig sind, in die Schleimhäute transportiert werden.

Erkältungsviren können so leichter in den Körper gelangen und sich vermehren: In einer Studie aus dem Jahr 2015 konnten Forschende zeigen, dass Rhinoviren sich in einer kalten Nase wesentlich schneller vermehren als in einer warmen.

Erwachsene ziehen sich durchschnittlich zwischen zwei- und viermal pro Jahr eine Erkältung zu – Auslöser können mehr als 30 verschiedene Virenarten sein, von denen die häufigsten Rhinoviren sind. Im Gegensatz zu Influenzaviren greifen Rhinoviren in der Regel nur die oberen Atemwege an. Eine Infektion verläuft meist harmlos.

Warum in Herbst und Winter vermehrt Erkältungen auftreten

Übrigens kommt es vermehrt im Herbst und Winter zu Erkältungen, nicht obwohl, sondern weil wir mehr heizen. Wird kalte Außenluft erwärmt, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit und die Schleimhäute trocknen leichter aus – und bieten Viren weniger Widerstand.

Hinzu kommt, dass sich in Wohnungen und Büros meiste viele Menschen begegnen – von denen einige auch erkältet sein können. Das Risiko, sich anzustecken, steigt also. Was hilft:

  • regelmäßiges Lüften, Abstand halten, Hände waschen, sich nicht an Augen, Nase oder Mund fassen
  • gerade bei sitzenden Tätigkeiten: auf ausreichend Bewegung achten, denn Bewegung hält den Körper warm
  • auf richtige Kleidung und nicht zu enge, möglichste atmungsaktive Schuhe mit wasserdichter Sohle achten

Wer kalten Füßen langfristig vorbeugen will, dem seien Wechselbäder empfohlen: Halten Sie Ihre Füße zwei bis drei Minuten in eine Schüssel mit warmem Wasser, anschließend zwei bis drei Sekunden in eine andere Schüssel mit kaltem Wasser. Wiederholen Sie das sechs- bis achtmal und hören Sie mit einem kalten Bad auf. Kräftig trockenrubbeln und nach Belieben mit einem Hautöl, zum Beispiel Arnikaöl, einreiben. Das fördert zusätzlich die Durchblutung.

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