Kurz bevor es einem Menschen ein zweites Leben schenken soll, liegt das Kunstherz steril verpackt in einer weißen Schachtel auf einem Rollschrank. Das mechanische Wunderwerk besteht aus Titan, und es wiegt 160 Gramm, kostet so viel wie ein gehobener Mercedes. Der Fachmann sagt dazu "mechanische Herz-Kreislauf-Unterstützung". Im OP 4 des Deutschen Herzzentrums Berlin sprechen sie wegen seiner Form manchmal von der "Fahrradklingel". Die Schachtel würden sie erst im letzten Moment öffnen, sagt ein Kardiotechniker: wenn ganz sicher sei, dass sie die Klingel verbauen könnten.
Eine Schwester schiebt an diesem Augustmorgen zwei Tische mit Operationsbesteck zum Patienten, spannt über dessen nackten Oberkörper eine Schicht Plastik wie eine Frischhaltefolie. Sekundenlang ist nur das Piepen und Summen der Maschinen zu hören, die Blutdruck und Puls, Gehirnströme und Sauerstoffsättigung messen, während der Chirurg Evgenij Potapov einen geraden Schnitt setzt. Mit einem Sternumspreizer dehnt er den Brustkorb. Anschließend dreht er mit der Hand ein schwach pulsierendes Bündel herum. Es ist 8.45 Uhr, die linke Herzkammer liegt frei.