„Green Hospital“ möchte 60 Prozent Energiekosten einsparen
Es ist Mittag am 21. Juli 2018, als zum ersten Mal ein Baby in der selbst noch sehr jungen Klinik von Lichtenfels in Franken geboren wird – im Kreißsaal eines Krankenhauses, das zu den ökologischsten in Deutschland zählen will. Das neu eröffnete „Green Hospital“ soll gegenüber dem Vorgängerbau etwa 60 Prozent Energiekosten einsparen, weil es als Passivhaus errichtet wurde.
Ein gewaltiger Schritt in einer Branche, die sich beim Umweltschutz bisher schwertut: Konventionelle Kliniken verbrauchen im Durchschnitt täglich so viel Strom wie eine Kleinstadt. Und mit ihren insgesamt 4,8 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr fallen in deutschen Hospitälern mehr als ein Prozent der deutschen Müllmenge an.
Die ungünstige Ökobilanz lässt sich kaum verbessern, die Sicherheit der Patienten hat Vorrang. So müssen viele medizinische Geräte meist im Stand-by-Betrieb laufen, damit sie im Notfall sofort einsatzbereit sind, entsprechend groß ist ihr Energieverbrauch.
Und Kanülen, Schläuche oder Spritzen aus Kunststoff werden nach einmaligem Gebrauch entsorgt. Weil sie mit Blut, Chemikalien oder Keimen kontaminiert sein könnten, ist Recycling zumeist nicht möglich. Etwa 60 Prozent seines Abfalls darf beispielsweise das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) deshalb nicht wiederverwerten.
Schüttgut statt Verpackungen: Das UKE wird ökologischer
Die Großklinik in Hamburg spart andernorts. Tabletten etwa lässt sich das UKE nicht mehr in Verpackungen anliefern, sondern als Schüttgut. Und um seine Energiebilanz zu verbessern, hat das Haus ein eigenes Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen. Das produziert nicht nur Strom und Wärme, es sterilisiert mit seinem Dampf auch die medizinischen Instrumente und kühlt zugleich elektronische Hochleistungsgeräte, etwa Kernspintomografen. Der CO2-Ausstoß ist seitdem um neun Prozent gesunken.
Fortschritte gibt es auch beim Recycling von Metallen: Manche Kliniken geben mittlerweile Herzkatheter in die Wiederverwertung, deren Elektrodenspitzen Platin oder Gold enthalten. Wie sich Metalle von chirurgischen Einweginstrumenten wiederverwerten lassen, untersucht derzeit eine Projektgruppe am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung in Würzburg: Etwa 500 Tonnen solcher Operationsbestecke aus Chromstahl entsorgen deutsche Kliniken alljährlich in Müllverbrennungsanlagen. Das Ziel des Forschungsprojekts ist der Aufbau eines Rücknahmesystems.
Wie schon kleine Investitionen ins Gewicht fallen können, zeigt ein Projekt aus Leipzig: Das dortige Universitätsklinikum hat Bewegungsmelder in den Operationssälen installiert. Registrieren diese, dass ein Raum ungenutzt ist, fahren sie dessen Klimaanlage herunter. Seitdem spart das Klinikum pro Jahr 100000 Kilowattstunden Strom.