Angesichts ihres neuen kleingemusterten, schwarz-weißen Teppichs befielen ein britisches Ehepaar Übelkeit, Kopfschmerzen und Desorientierung. Auch den alarmierten Nachbarn erging es nicht anders. Seekrank – durch einen Teppich? Normalerweise treten Symptome der klassischen Reisekrankheit in Zusammenhang mit Bewegung auf. Doch in diesem Fall waren sowohl Auslegware als auch deren Eigentümer regungslos. Bei längerem Hinsehen aber schien sich das Muster selbst zu bewegen. Frederick Bonato, Psychologe am Saint Peter’s College in New Jersey, hat das Phänomen wissenschaftlich erforscht. Dazu ließ er 22 Studenten zum Test antreten. Jeweils fünf Minuten lang sollten sie auf ein hochaufgelöstes Foto des kontrastreichen "Übeltäters" starren. Die Probanden klagten danach über Augenschmerzen und die gleichen Symptome wie die unglücklichen Teppichbesitzer. Ähnliches tritt auch bei Moiré-Mustern auf – zwei überlagerten und leicht gegeneinander verdrehten Punkt- oder Strichmustern. Ein durchgängig graues Poster hatte diese Effekte nicht. Der Psychologe führt die "Sehkrankheit" auf einen Wahrnehmungskonflikt zurück. Die Augen registrieren, getäuscht vom verwobenen Muster, Bewegung. Aber der Körper wähnt sich sicher, dass alles regungslos ist.
Psychologie Seekrank im Wohnzimmer
Vorsicht! Teppichmuster können es in sich haben