Die „Laufmaschine“, die Karl Friedrich Drais 1817 vorstellt, erinnert durchaus schon an ein Fahrrad: eine zweirädrige Konstruktion mit Lenker und Sattel, auf der sich ein Fahrer rollend fortbewegt – wie heute ein Dreijähriger auf dem Laufrad.
Doch was sollen die Zeitgenossen eigentlich anfangen mit der Erfindung des Forstbeamten aus Karlsruhe? Zur Fortbewegung nutzt man ja Pferde. Dass die Innovation sich dann durchsetzt, hängt auch mit einer Naturkatastrophe zusammen: Im fernen Indonesien explodiert 1815 der Vulkan Tambora mit epochaler Gewalt.
Das Fahrrad als „Wunschtraum aller Angestellten“
Die ausgestoßenen Gase beeinträchtigen weltweit die Strahlkraft der Sonne. 1816 gilt als das „Jahr ohne Sommer“, es bringt Hungersnöte und Elend, vor allem auch über Südwestdeutschland. Die Pferde verhungern oder werden notgeschlachtet, nachdem ihre Zahlschon infolge der napoleonischen Kriege drastisch gesunken war.
Die Pferde sind weg – und plötzlich gibt es ein stärkeres Interesse an einem einfachen Fortbewegungsmittel mit zwei Rädern. Im Februar 1818 lässt Drais seine Erfindung unter dem Namen vélocipède patentieren. Wer als Erster Fußpedalen anbaut, ist umstritten. Keine fünf Jahre später jedenfalls hat sich das Fahrrad zum „Gaudium der Jugend und Wunschtraum aller Angestellten“ entwickelt, wie eine Zeitung berichtet.