Frauen haben es schwer im Job. Sie schaffen es oft nur aufgrund einer gesetzlich vorgeschriebenen Quote in die Führungspositionen, und ihre Unterbezahlung ist ein lange bekannter Missstand. Neu an der Geschlechter-Debatte ist allerdings, dass Frauen nicht nur in der Wissenschaft, IT und Medizin benachteiligt werden, sondern auch in der Lehre für deutlich inkompetenter gehalten werden als ihre männlichen Kollegen.
Das hat ein Forscherteam aus Deutschland, England und Schweden herausgefunden und dazu Dozenten und Dozentinnen der „School of Business and Economics“ in Maastricht über vier Jahre lang von rund 20.000 Studierenden bewerten lassen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Lehrleistungen von Frauen auf einer Skala von 0 bis 100 rund 37 Punkte schlechter benotet wurden als die ihrer männlichen Kollegen. Die Forscher interpretieren das als mangelnden Kompetenzzuspruch – sprich, die Lehrkompetenz von Frauen wird als unzureichend empfunden. Das zeigte sich insbesondere in mathematischen und technischen Kursen. Obwohl selbst Frauen ihre Dozentinnen subjektiv schlechter bewerteten, ist es insbesondere das Urteil der Männer, welches für das negative Ergebnis verantwortlich ist. Sie benoteten weibliche Lehrbeauftragte bis zu dreimal schlechter als männliche Professoren.
Ein weiterer Beweis für Diskriminierung von Frauen
Aber wie kommt es zu diesem Ergebnis? Haben die Dozentinnen ihre Schüler schlechter bewertet? Nein! Evaluationen werden in der Regel vor der Prüfungsphase ausgefüllt – das bedeutet auch, bevor die Lehrbeauftragten überhaupt Noten verteilen konnten. Darüber hinaus haben die Studienergebnisse gezeigt, dass die Schüler ähnliche Noten erzielten, unabhängig davon, ob sie von Frauen oder Männern bewertet wurden.
Haben die Dozentinnen ihren Schülern weniger beigebracht? Nein! Die Lernerfolge der Studenten und Studentinnen, die von Frauen unterrichtet wurden, haben sich im Lauf der Untersuchungen konstant gehalten. Im Umkehrschluss bedeutet das: Studierende lernen genauso viel bei Dozentinnen wie bei Dozenten.
Haben Dozentinnen schlechtere Unterrichtsmethoden gewählt als ihre männlichen Kollegen? Nein! Die Forschungen haben ebenfalls gezeigt, dass das Lehrmaterial für die Studierenden ebenso wie der thematische Umfang der Vorlesungen identisch zu den Kursen der männlichen Professoren war.
Damit erweist sich das Studienergebnis als weiterer Beweis für Diskriminierung von Frauen in der Arbeitswelt. Was die Studierende bei ihren subjektiven Bewertungen vielleicht nicht bedenken: Ein Evaluationsbogen ist und bleibt ein mächtiges Instrument in den Händen von Studierenden und kann darüber entscheiden ob Dozenten oder Dozentinnen ihrem Lehrauftrag weiterhin nachgehen dürfen, und wie ihre Gehaltsverhandlungen für das kommende Semester ausfallen. Aus diesem Grund sollten die Kreuze auf dem doppelseitigen DIN-A4-Bogen nicht aufgrund von Sympathien gesetzt werden, sondern aufgrund von Fachwissen und Kompetenz – und die zeigt sich nicht im Geschlecht.