Im Juni nahm in Dormagen bei Köln eine weltweit einzigartige Fabrik die Arbeit auf. Die Bayer-Tochter Covestro will hier künftig jährlich 5000 Tonnen eines neuartigen Schaumstoffs produzieren, der zu einem Fünftel auf dem Klimagas Kohlendioxid basiert. Da Schaumstoff bislang fast ausschließlich aus erdölbasierten Rohstoffen hergestellt wird, lasse sich bei Verwendung von Kohlendioxid die entsprechende Menge Öl einsparen, so das Unternehmen, ebenso die zu dessen Aufbereitung benötigte Energie.
Das Problem: Normalerweise reagiert CO2 nur unter Einsatz von extrem viel Energie – was ein Grund dafür ist, dass das Treibhausgas bis zu 200 Jahre lang in der Atmosphäre verbleiben kann. Nach Unternehmensangaben habe man jedoch zusammen mit der RWTH Aachen einen Katalysator gefunden, mit dem sich das reaktionsträge Molekül unter hohem Druck direkt in die Kohlenwasserstoffkette des Kunststoffs einbauen lasse. So müsse „keine zusätzliche Energie zugeführt werden“. Bewährt sich das Verfahren, will Covestro auch andere Kunststoffe mit CO2-Anteil entwickeln.
Doch nicht nur in Plastik soll Kohlendioxid das Erdöl ersetzen. Mehrere Unternehmen stellen bereits aus CO2 und Wasserstoff „erneuerbares Methan“ her, das im Gasnetz gespeichert und wie Erdgas verbrannt werden kann, zum Beispiel in Automotoren. Die für die Produktion benötigten Energien liefern Windräder oder Solarzellen. Und selbst Flugzeuge könnten irgendwann mit klimaneutralem Treibstoff unterwegs sein. Bei einem Forschungsprojekt, an dem unter anderem Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der ETH Zürich beteiligt waren, gelang es schon vor zwei Jahren, „alternatives Kerosin“ herzustellen. Einzige Zutaten: Sonnenlicht, Wasser – und eben CO2.
Einen ganz anderen Weg, das Klimagas zu verwandeln, fanden jüngst Forscher der Universität Southampton. Sie leiteten es, mit Wasser vermischt, tief in isländisches Basaltgestein, mit dem es bei der dort herrschenden Hitze schnell reagierte. Nach zwei Jahren war es verschwunden: Das Treibhausgas war zu Stein geworden – und damit unschädlich fürs Klima.