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Camping Wo und wie man die besten Stellplätze findet

Bluemoonthecrew @ Michi Wipfler EU auf jeden Fall
© Michi Wipfler/Bluemoonthecrew
Es wird eng auf Deutschlands Stell- und Campingplätzen. Dennoch lässt sich immer noch ein schönes Plätzchen finden. Die Experten von "Ahoi Bullis" verraten, wo
Text: Jens Köhler, Philip Mehlhop und Johannes Vieten

1. Einfach mal losfahren

Einen guten Platz für die Nacht findet jeder, sofern er nicht erst bei einbrechender Dämmerung hektisch zu suchen beginnt. Einfacher wird es, wenn auf einer Tour unterschiedliche Übernachtungsformen kombiniert werden: eine Nacht irgendwo auf einem Feldweg frei stehen, in der nächsten beim Bauern oder Winzer einparken, um sich dann auf einem Luxus-Campingplatz mit Wellnessoase verwöhnen zu lassen – je nachdem, was gerade des Weges kommt. Am Wichtigsten aber: entspannt bleiben. Relaxtheit ist die Mutter der perfekten Tour.

Do’s: Starten, wenn nicht auch alle anderen unterwegs sind: Im Frühjahr oder Herbst und wochentags sind selbst die beliebtesten Plätze frei.

Don’ts: Stellplatz-Entdeckungen auf Facebook oder park4night teilen. Ist irgendwie nett, aber auch irgendwie doof. Denn wo viele Camper stehen, steht bald meist auch ein "Camping verboten!"-Schild.

Wissenswert: Für alle, die auf ausgesprochen humorlose Ordnungshüter stoßen: Wildcampen ist keine Straftat, sondern lediglich eine Ordnungswidrigkeit und kostet 30 bis 50 Euro.

Nützlich: Sich etwas einfallen lassen, um sich für eine tolle Nacht bei Natur und Nachbarn zu revanchieren: Müll sammeln, der alten Dame helfen, auf deren Wiese man parken durfte. Campen heißt Geben und Nehmen.

2. Versteckte Schönheiten ansteuern

Wir Menschen sind Herdentiere. Wir wollen immer dahin, wo andere sind beziehungsweise vor uns waren. Dort angekommen, hätten wir den Platz dann aber gern exklusiv-einsam für uns allein, um ihn im Anschluss auf "Facebook" oder "park4night" als persönlichen "Geheimtipp" auszuposaunen. Sorry, wir übertreiben natürlich. Aber wir wundern uns schon über den Frust mancher, die am Bodenseeufer oder hinterm Fehmarn-Deich keinen Platz bekommen. Wer sich derart vorhersehbare Enttäuschungen ersparen will, steuert Regionen an, die andere noch nicht auf dem Zettel haben.

Do’s: Weserbergland/Märchenstraße, die Elbauen zwischen Lauenburg und Havelberg, Ostharz, Thüringer Wald, Uckermark, Bayerischer Wald und Altmühltal – alles unterschätzte Schönheiten.

Don’ts: Hier sind Andrang und Frust erfahrungsgemäß groß: Nordsee: Sylt, St. Peter-Ording
Ostsee: Grömitz, Scharbeutz/ Travemünde/ Timmendorf, Fehmarn Süd, Kreidefelsen Rügen
Die großen Seen im Süden: Chiemsee, Starnberger See, Ammersee, Bodensee

Nützlich: Google Maps herunterladen und die Zielregion vorab überfliegen. Mögliche Stellplätze auch per Google Street View inspizieren – auf die Art entdeckt man Verbotsschilder und spart sich die Anfahrt.

3. Newcomer auschecken

Es sind überall neue Camp-Spaces aufgepoppt, darunter auch richtig tolle. Portale wie popupcamps.de, stadt-land-bus-camping.de, vansite.eu, hinterland.camp und campspace.com stellen Kontakt zu interessanten Gastgebern her. Und das ganz legal und gar nicht teuer.

Do’s:  Auf Abenteuer und spontane Bekanntschaften einlassen, treiben lassen. Maximal "Ankerpunkte" (für alle 3–4 Tage) vorbuchen.

Don’ts: Jede Nacht Wochen vorab durchplanen und erwarten, dass alles 100 Prozent funktioniert.

4. Unkonventionell campen

Klassische Campingplätze sind nicht jedermanns Ding. Sympathisch sind auch Natur- oder Mini-Campingplätze, wo man auf freier Wiese selbst einen Platz sucht. Und wo alles entspannter geregelt ist, treffen sich meist auch die entspannteren Camper.

Do’s: Natur- und Minicampingplätze werden immer beliebter, daher hier tatsächlich reservieren.

Don’ts: Ein All-inclusive-Paket samt Animation erwarten.Genau das gibt es hier nicht.

Nützlich: "Camping-Glück" von Björn Staschen (Prestel Verlag, 26 €) verzeichnet 80 wirklich außergewöhnliche Plätze.

Der beste Ort für Tage der offenen Tür: ein See, wie dieser in Südschweden
Der beste Ort für Tage der offenen Tür: ein See, wie dieser in Südschweden
© Mari & Fabi/@Schuettelberts_Reisen

5. Power to the Bauer

Landwirte gibt es hierzulande wie Sand am Meer. Unserer Erfahrung nach sind die allermeisten Bauern camperfreundlich, besonders, wenn man sich nicht saumäßig verhält und ein Dankeschön hinterlässt. Also einfach an der nächsten Hoftür fragen, ob ein Plätzchen frei ist! Und falls die Wiese hinterm Haus bereits besetzt ist: Ein Bauer kennt immer auch 50 andere Bauern in der Region und weiß, wer außer ihm noch Lust auf Camper hat. Gibt es ein Hofcafé oder einen Hofladen, sind Besuch oder Einkauf obligatorisch. Ist ja auch viel netter, Kartoffeln vom Acker nebenan in die Grillglut zu legen statt einen Plastiksack von Lidl aufzureißen.

Do’s:  Fragen, ob der Bauer eine Stallführung gibt (die meisten sind auf ihren Hof ebenso stolz wie man selbst auf seinen Camper). Im Gegenzug auf ein Bierchen am Camper einladen. Beim Ausmisten und Hühnerfüttern helfen. Dann fährt der Trecker am nächsten Morgen vielleicht ausnahmsweise nicht am Camper vorbei.

Don’ts:  Böse sein, falls es kein WLAN gibt, die Kühe nach Kuh riechen oder sonst etwas nicht klappt. Bauernhofcharme ist gebucht und nicht das 5-Sterne-Camp!

Wissenswert: Neben dem Klassiker "Landvergnügen" mit Camp-Bauern in Deutschland (35 €) gibt es mittlerweile auch ein österreichisches Pendant ("Bauernleben", 33 €).

6. Schlemmen und pennen

Warum nicht mal eine Weinverkostung oder Brauereiführung mit einer Übernachtung vor Ort kombinieren (schließlich kommt man danach häufig eh nicht mehr weit)? Mit Ausblick auf Weinberge nächtigt man zum Beispiel im Weingut Schott in Stadecken-Elsheim; die Brauerei Biberach hält für bieraffine Besucher acht Wohnmobil-Stellplätze frei. Die Plätze sind total unterschiedlich –von "Mitten im Weingut" bis "Betonfläche mit Aussicht auf Hecke" ist alles dabei. Wenn man nicht nur durstig, sondern auch hungrig ist: Restaurants, auf deren Parkplätzen man übernachten kann, finden sich in der Facebook-Gruppe "Wohnmobildinner".

Do’s: Bei ganz spontanen Vorhaben: Spätestens nach dem zweiten Glas Wein den Wirt ansprechen, ob man auf seinem Parkplatz übernachten darf. Das ist schöner als hinterher einfach halbanonym dazustehen.

Don’ts:  Spät ankommen und ohne jedweden Verzehr einfach übernachten. Geht natürlich gar nicht!

Wissenswert: Bei Brauereien und Winzern kostet ein Stellplatz ca. 10 Euro, auf Restaurantparkplätzen ist er für Gäste meist kostenlos.

Nützlich: Promillestarke Übernachtungsplätze bieten "Bier-Erlebnis mit dem Wohnmobil – 170 Übernachtungsplätze mit Zisch" und "Winzer-Atlas 2020" (beide Dolde-Verlag).

7. Die wilde Nummer

Freistehen ist die Königsdisziplin des Campens. Vielversprechend ist zum Beispiel die Umgebung von Marinas und Fähranlegern, die Parkplätze von Friedhöfen, Freibädern und Sportplätzen, Randstreifen hinterm Deich, Wanderparkplätze oder Straßen, die auf Google Maps im Nichts zu enden scheinen. Für eine erste Orientierung kann man auch auf park4night schauen, auch wenn die dort verzeichneten Plätze häufig überlaufen sind. Denn mit Stellplätzen ist es wie mit Pilzen: Wo einer steht, finden sich meist auch andere in der Nähe.

Do’s:  Anwohner/Besitzer um Erlaubnis fragen, sofern sie in der Nähe sind.

Don’ts: Wildcampen in Naturschutz- oder sonstigen sensiblen Gebieten.

8. Lieblingsplätze reservieren

Früher an später denken, das ist die beste Devise, wenn es ein klassischer Campingplatz sein soll, vielleicht sogar einer, den die Experten des ADAC ab Seite 120 zu ihren Lieblingen zählen. Denn ohne Reservierung kommt man in diesem Sommer nicht weit.

Erschienen in GEO Saison Extra 04/2019

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