Wie vielfältig die Insel Lanzarote trotz ihrer Schlichtheit ist, zeigt allein schon die Vielzahl der möglichen Erklärungen für die Namensgebung. Das beginnt bei "Rote Berge" mit Verweis auf die vorherrschende Gesteinsfarbe und geht über "gebrochene Lanze" für vermutliche historische Ereignisse bis hin zu spekulativen Äußerungen von Inselentdeckern, die einen Bezug zum Ritter "Lanzelot" aus der Artus-Sage hergestellt haben sollen.
Am wahrscheinlichsten gilt, dass die nordöstlichste Insel der Kanaren nach einem genuesischen Seefahrer benannt wurde – vielleicht sogar von ihm selbst. Immerhin existiert eine mallorquinische Seekarte aus dem Jahr 1339, die das heutige "Lanzarote" als "die Insel von Lancelotto Malocello" bezeichnet. Der seefahrende Kaufmann soll dort eine Handelsstation eingerichtet haben, bevor die kanarischen Inseln für eine gesamte Generation wieder in Vergessenheit gerieten.
Kanaren entstanden durch Vulkane
Erst um das Jahr 1400 herum stolperte der französische Adelige Jean de Béthencourt über das Gerücht von "wiederentdeckten Inseln" im Atlantik. Er brach im Namen der kastilischen Krone zur Segelexpedition auf und traf im Jahr 1402 getreu der Segelrichtung aus Europa und Insellage der Kanaren auf was? Genau, auf Lanzarote, der obersten und damit ersten Insel in der langen Reihe der insgesamt acht bewohnten kanarischen Inseln – so entstanden durch den Vulkanismus, der bis heute Lanzarote prägt.
Vor allem steinig, karg und sandig ist die 58 Kilometer lange und 34 Kilometer breite Insel – überrascht aber trotzdem und gerade deswegen mit botanischer, geologischer und kultureller Einzigartigkeit. Das beginnt bei den beeindruckenden vulkanischen Landschaften und endet in grünen Oasen mit Fata Morgana-Potenzial wie dem Tal der 1000 Palmen in der Gemeinde Haría. Der heute fruchtbarste Teil der Insel zeigt deutlich, wie grün es auf Lanzarote einmal gewesen ist.
Lanzarote geprägt durch Vulkane
Kanarische Dattelpalmen, überfließende Vegetation im Frühjahr, Landwirtschaft – der Grund dafür ist einfach. Auch, wenn Lanzarote die trockenste der kanarischen Inseln ist, entstehen durch die Passatwinde des Atlantiks am 671 Meter hohen Famara-Gebirge leichte Wolken.

Die Feuchtigkeit reicht aus, um in der Region Haria diesen grünen Anblick auf der sonst vegetationsarmen Insel zu schaffen. Aber auch in weiteren Regionen von Lanzarote war das schon mal anders – bis der überall vorhandene Vulkanismus zuerst glühende und dann steinharte Tatsachen geschaffen hat.
Nationalpark Timanfaya beeindruckt durch Feuerberge
Timanfaya ist das Stichwort. Der gleichnamige Nationalpark im Südwesten der Insel war noch vor knapp 300 Jahren eine blühende Agrarlandschaft und galt als die Kornkammer der Kanaren. Heute lohnt sich ein Ausflug, um eine faszinierende, 50 Quadratkilometer große Vulkanwüste zu sehen.

Nicht von ungefähr haben die nahe gelegenen Berge den Beinamen "Montañas del Fuego" – die Feuerberge. Ganze sechs Jahre lang von 1730 bis 1736 hat die Erde hier Feuer gespuckt, ein Viertel der Insel unter Lava begraben und damit auch die fruchtbaren Ackerböden. Auf einer Länge von 18 Kilometern sind damals sage und schreibe 32 neue Vulkane entstanden und tragen heute zur beeindruckenden Gesamtzahl von 100 Vulkankegeln und Kratern auf kleinen Insel Lanzarote bei.
Sandstrände am Atlantik in Weiß und Schwarz
Trotz aller Erdhitze auf Lanzarote – immerhin werden im Nationalpark Timanfaya im Restaurant die Steaks über dem glühenden Erdloch gegrillt und als Outdoor-Show ganze Heuballen über dampfenden Erdspalten entzündet – besticht die Insel durch ihre starken Kontraste. Schließlich liegt Lanzarote mitten im Atlantik und das bedeutet Strände, Strände, Strände – egal, ob weiße oder schwarze Sandstrände oder lange Strandstreifen mit Kies.
Playa de Famara bekanntester Strand auf Lanzarote

Dazu gehört der Playa de Famara als bekanntester Strand der Insel. Wen wundert es – mit mehreren Kilometern Länge ist der Sandstrand nicht nur ein Paradies für Surfer, sondern auch für Sonnenanbeterinnen und FKK-Freunde. Die Freikörperkultur hat auf Lanzarote eine große Fangemeinde und auch Einheimische genießen am Playa de Famara das Atlantik-Bad ohne Badehose oder Bikini.
Aber Vorsicht: Die starke Brandung und Unterströmungen machen das Schwimmen gefährlich. Der Aufenthalt nur im flachen Wasser ist hier angebracht.
Playa Blanca mit Bars und Nachtleben
Ganz anders in Playa Blanca im Südwesten der Insel. Wie der Name schon nahelegt, handelt es sich um weißen Sandstrand und der lässt sich rund um das ehemalige Fischerdorf an verschiedenen Stellen und in Buchten finden – am Playa Flamingo oder Playa Dorada.
Wer hier bis zum Sonnenuntergang bleibt und dann an der Strandpromenade entlangflaniert, kann sich auf Cocktails, Bars, Nachtleben und Musik freuen. Von Playa Blanca aus fahren auch Fähren zur gut 15 Kilometer entfernten Nachbarinsel Fuerteventura, die mit Ruhe und noch längeren Sandstränden glänzt.
Playa de Papagayo hat viele Sandstrände
Gleichzeitig liegt das Gute auf Lanzarote so nah, denn direkt neben Playa Blanca liegen die sieben Strände von Playa de Papagayo. Hier gibt es viele verschiedene Strandabschnitte mit ganz unterschiedlichem Charakter – von der tief eingeschnittenen, zurückliegenden Felsenbucht bis zum langen, feinen Sandstrand.

Das Gute: Wer nicht unbedingt mit dem Auto von Playa Blanca nach Playa de Papagayo fahren will, kann durchaus an der Küstenlinie zu Fuß gehen oder einen Bootstransfer im Hafen von Playa Blanca mieten und hat auf die Art noch eine kurze Seereise zusätzlich – den Blick auf Fuerteventura inklusive.
César Manrique schafft Kunst auf der Insel
So wie Natur das Bild von Lanzarote prägt, sind auch die Kultur und viele der Sehenswürdigkeiten vom Klima und dem Vulkanismus geprägt. Selbst César Manrique als international bekannter Künstler konnte sich dem Zauber von Meeresbrandung, Palmenoase, Himmelsblau, Sonnenschein und vulkanischen Höhlen nicht entziehen. Mit dem begehbaren Kunstwerk Jameos del Aqua hat der gebürtige Lanzaroter 1966 einen besonderen Ort geschaffen, der den Charakter von Lanzarote widerspiegelt.
Jameos del Aqua als Erlebnis in der Lava-Welt

Am Anfang eines teilweise eingestürzten Lavatunnels gelegen, ist der Pool mit Palmen ein Teil des außergewöhnlichen Kulturzentrums. Restaurant in der Vulkanhöhle, Konzerte im Lavatunnel, unterirdischer Spaziergang durch die illuminierte Lava-Welt – ein wirkliches Erlebnis.
Das gilt auch für den Anblick der Albino-Krebse im glasklaren Wasser des innenliegenden Salzwasser-Sees. Die nur drei Zentimeter großen Tiere kommen sonst nur in 2000 Metern Tiefe vor und sind in dieser Form so nur auf Lanzarote sichtbar. Mit seinem Jardin de Cactus im Städtchen Guatiza hat César Manrique einen weiteren besonderen Ort auf seiner Heimatinsel geschaffen.
Einige der Sehenswürdigkeiten auf Lanzarote auf einen Blick:

- Timanfaya-Nationalpark – mit den Feuerbergen und Vulkanismus
- Papagayo Strände – Badeparadies bei Playa Blanca
- Salinas de Janubio – Salzsalinen am Meer
- Jameos del Aqua – begehbares Kunstwerk von César Manrique mit Kulturzentrum und Restaurant
- Mirador del Rio – sehenswerter Aussichtspunkt im Norden der Insel, gestaltet von César Manrique.
- Cueva de los Verdes – einer der längsten Lavatunnel der Welt, teils erschlossen für den Tourismus
- La Geria – das Weinanbaugebiet von Lanzarote
- Tropical Park, Vogelpark bei Guinate
- Tal der 1000 Palmen – Region rund um Haria
Spuren der Ureinwohner auf den Kanaren
Und tatsächlich gibt es auch noch Spuren und Artefakte der vorspanischen Bevölkerung auf Lanzarote. Als Jean de Béthencourt im Jahr 1402 den Strand von Lanzarote betrat, war er nicht etwa allein. Vor ihm standen Abgesandte der Majo – Ureinwohner der Insel, die heutzutage über die Jahrhunderte unter anderem durch Piratenüberfälle, Versklavung, Krankheiten und Ausdünnung durch Besiedlung komplett verschwunden sind. Im Quesera de Zonsamas und Quesera de Bravo sind heute Artefakte aus dieser Vorzeit der Insel zu sehen.
Arrecife und Teguise mit Geschichte der Eroberer
Längst vergangen ist auch die Zeit der Eroberer auf Lanzarote. Aber sichtbare und eindrucksvolle Zeugnisse davon gibt es noch – sowie die Festung Castillo de Santa Barbara in Teguise oder das Castillo de San Gabriel in der Inselhauptstadt Arrecife. Und wer auch immer sich für einen Urlaub auf Lanzarote entscheidet – eines findet er auf jeden Fall: einen der ungewöhnlichsten Weine der Welt.
Urlaub im Atlantik mit Lavagestein, Sonne und Wein
Trotz fehlendem Niederschlag haben die Einheimischen auf Lanzarote eine Methode gefunden, wie die Trauben auf der Insel wachsen und reifen können. Sie graben tiefe Mulden in die Lavafelder, häufeln die Kanten an und nutzen so den Tauniederschlag der feuchten Atlantiknacht zum Wohl der Reben. Eine außergewöhnliche Kombination, die mit ihren Zutaten nicht nur den Wein auf Lanzarote zum Erlebnis macht, sondern gleich den gesamten Aufenthalt: Sonne, frische Meeresluft, Wärme und Vulkanismus.