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Freude am Experiment
Die Revolution kam aus Südtirol. 1983. Einen Sommer lang forderte Radio Bavaria International den sterbenslangweiligen Bayerischen Rundfunk heraus und schickte die neueste Musik aus Amerika und England von Bozen nach München. Nächtelang hing ich am Radio und hörte den Piratensender. Die Südtiroler, so viel verstand ich damals, das waren mutige Menschen mit viel Humor, die Kopf und Kragen riskierten, nur um die Mächtigen zu provozieren und uns armen Münchnern gehörig eins auf die Ohren zu geben.
Freude am Experiment
Ein bisschen enttäuscht war ich dann doch, als ich das erste Mal nach Südtirol kam, Skilager, 9. Klasse, und die geraniengeschmückten Balkone sah und die vielen Menschen in der Kirche. Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass alles wunderbar zusammenpasst: die liebevolle Pflege von Tradition und Bräuchen und die Neigung, Vertrautes mit frischen Ideen herauszufordern. Die Bodenständigkeit und die Freude am Experiment; die Inbrunst, mit der die Männer in Lederhosen sonntags vor der Kirche die Humtata-Tuba bliesen, und der Spaß dabei, wenn sie unter der Woche munter vor sich hinjazzten.

Südtirol, der Süden der Alpen, die Sonnenseite. Da wächst Neues heran. Engagierte Köche geben der Regionalküche frische Impulse; Architekten lassen sich von der grandiosen Bergwelt inspirieren und verblüffen die Landleute mit ihren kühnen Bauten. Aus frischen Kräutern und Blumen zaubern viele der kleinen Pensionen ein Wellness-Programm, das jeden Asienimport an Entspannungskraft weit übertrifft. Und wenn die alten Frauen im Dorf entscheiden, dass zur Tracht in jedem Fall der Dutt gehöre, dann heben die Mädchen ihre abgeschnittenen Haare eben auf und stecken sich, passend zum traditionellen Gewand, an Festtagen den geflochtenen Kringel an die Punkfrisur.
Knödelglück und Dutt-Erhalt, Kräuterzauber und Bauernstolz - Südtirol hat viel bewahrt, was woanders nur noch Folklore ist. Fast 45 Jahre nachdem Separatisten 37 Hochspannungsmasten in die Luft gesprengt haben, um die Unabhängigkeit von Italien zu erzwingen, ist die Region zwischen Brenner und Bozen im Aufbruch. 1972 wurde den Südtirolern kulturelle und politische Autonomie zugesichert, der Streit darum fand erst 20 Jahre später sein Ende. Jetzt kommen zahlreiche pakistanische und indonesische Delegationen nach Südtirol, die wissen wollen, wie man friedlich zusammenlebt. Und aus Europa floss viel Geld in die Modellregion, das zu großen Teilen für Schulen, Theater, die neue Universität und die Europäische Akademie Bozen verwendet wurde. Der so geförderte Nachwuchs fordert jetzt frech das Alte heraus.
Aufbruch in die Moderne
Werner Tscholl zum Beispiel, Architekt, der seine Heimat mit viel beachteten Häusern aufschreckte und ihr damit ein neues Gesicht gab - jenseits von Speck und Schüttelbrot. Oder Hans Kammerlander, der als Extrembergsteiger auch ganz normale Wanderer wie mich in die Dreitausender im Ahrntal führt. Oder Eduard Demetz, Komponist zeitgenössischer Musik: Auf seinem Bozner Festival "Transart" tritt auch "Windkraft Südtirol" auf - 160 Blasmusikanten spielen moderne italienische Musik. Hoch über Kastelruth ragt der Schlern in den Himmel, ein Dolomitengipfel mit sonnenwarmem Gipfelplateau. Ganz hinten, im vierten Glied des Panoramaspektakels, sehe ich die Zillertaler Alpen, echte Südtiroler, Grenzgänger eben, teils Österreicher, teils Italiener. Hier stand damals der Sendemast der Rundfunkpiraten. Die Bergdohlen tanzen im Aufwind, die Brotzeit ist gegessen. Und wenn ich ein paar Minuten die Augen schließe, dann weiß ich, dass alles genau so sein soll, dass ich hier sein will, nur hier. Unseren Südtirol-Kennern geht es genauso wie mir. Sie feiern den Aufbruch in die Moderne und freuen sich über die herrliche Landschaft und die reiche Tradition. Genießen das Beste von alledem - und nennen Ihnen 22 Gründe, warum Sie sofort Ihre Sachen packen und in diesem kleinen, liebenswerten Landstrich im Süden der Alpen Urlaub machen sollten.
01 PERGOLA RESIDENCE

Tür auf, Licht rein und alles vergessen, weswegen man Ferienwohnungen nicht so mag. Hier herrschen Eleganz und Klarheit, Luxus ohne Prunk, dazu ein Blick von der großen Terrasse auf Berge und Weinreben: selbst kochen oder Essen bestellen, im Pool schwimmen oder massieren lassen. Oder einfach nur faulenzen... Der in Bozen geborene Architekt und Designer Matteo Thun hat die zwölf Apartments in die Meraner Landschaft hineingebaut und dabei die traditionelle Südtiroler Holzbauweise so weiterentwickelt, dass das Haus nach ersten Protesten jetzt sogar den Einheimischen gefällt.
Pergola Residence Algund, Kassianweg 40, Tel. 0473-20 14 35; www.pergola-residence.it ; Suiten ab 225 Euro
02 WANDERN IM ROSENGARTEN
Seine steinernen Zacken sind legendär. König Laurin ließ sein einstiges Rosenreich zu Fels erstarren, nachdem böse Ritter sein fleißiges Zwergenvolk samt seiner Gärten vernichtet hatten. Wer in Südtirol wandert, geht mindestens einmal hinauf zu den berühmtesten aller Dolomitengipfel. Zum Glück führen viele Wege in das Massiv, und nicht alle sind überlaufen, z. B. der über die Hanicker Schwaige zur Laurinswand. Vor der Hütte stehen Holztische mitten in der Almwiese, und vor dem weiteren Aufstieg kann man sich noch mal so richtig mit Knödeln und Suppe stärken.
03 HOTEL GREIF Hinter jahrhundertealten Fassaden steckt ein neuer Kern - etwa im Haus des Bozener Hoteliers und Kunstsammlers Franz Staffler: Jedes der 33 Zimmer wurde von einem zeitgenössischen Künstler gestaltet. Zum Beispiel das Glitzer-Zimmer Nr. 104, ein Werk des Römers Andrea Fogli: Die Wände tünchte er in Silber und Eisblau, die Bettlaken dekorierte er mit Zeichnungen und Stickereien. Die feinen Möbel kommen übrigens aus der familieneigenen Tischlerei, wo die Stämme zum Teil noch mit dem Ziehmesser geschält werden. Der Junge vor der Scheune führt die alte Technik vor.
Hotel Greif Bozen, Waltherplatz, Tel. 0471-31 80 00, http://www.greif.it

04 SHOPPING IN BOZEN
Früher liefen Einkaufsbesuche in dieser kleinen Stadt immer gleich ab. Obstmarkt, ein Espresso, noch mal Obstmarkt. Vorbei! Jetzt hat Bozen eine Universität, eine Europäische Akademie, das Ötzi-Museum, einen sehr günstigen Fahrradverleih. Und die gemütlichen Laubengassen haben sich erheblich verjüngt. Ach, diese unwiderstehlich italienischen Stilettos bei Bruschi! Und die Handtaschen von Rossobordeaux! Und die eleganten Kostüme von Alexandra Stelzer! Von Helmut Rizzollis Tirolerhüten ganz zu schweigen. Es ist diese vom Diktat großer Kaufhäuser verschonte Mischung aus alteingesessen und modern, elegant und gewagt, edel und schräg, die das Einkaufen in Bozen so einmalig macht.
Bozen-Adressen Fahrradverleih (Bahnhofsallee); Europäische Akademie (Viale Druso 1), Capitol Kino (Dr. Streiter Gasse 6, Tel. 0471-97 42 95, www.filmclub.it ), Exil Café (Kornplatz 2 a), Bruschi (Schuhe, Museumstr. 13), Rossobordeaux (Taschen, Rauschertorgasse 13), De Call (Mode von Alexandra Stelzer, Waltherplatz 7), Helmut Rizzolli (Schuhe, Hüte, Lauben 60), Buratti (Schuhe, Weintraubengasse 10); Info: Verkehrsamt Bozen, www.bolzano-bozen.it
05 WANDERN MIT HANS KAMMERLANDER
Er hat 13 von 14 Achttausendern bestiegen, ist vom Mount Everest mit Skiern runtergefahren und hat gerade wieder im Himalaya eine Erstbegehung probiert. Kann so ein Starkletterer noch mit normalen Wanderern unterwegs sein und auf den 3000 Meter hohen Bergen seiner Heimat glücklich werden? Hans kann?s. Zwei Wochen im Jahr führt er Gäste hinauf in die Dolomiten, den Rosengarten oder in die Rieserfernergruppe. Und auf jedem Gipfel wiederholt er sein Ritual, das verrät, welchen Spaß er am Wandern hat: Er macht Kopfstand!
Hans Kammerlander

06 WEINGUT MANINCOR Wer sich in den achtziger Jahren an den Weinen der Region Kaltern versuchte, hätte sich am nächsten Morgen am liebsten sofort in den Kalterer See gestürzt. Zu heftig waren die Nebenwirkungen des Stoffs aus den dickbauchigen Flaschen, der auf Studentenfesten literweise floss. Inzwischen hat sich die Südtiroler Weinproduktion deutlich gewandelt. So sehr, dass 2004 zum ersten Mal ein Südtiroler von den Weinpäpsten des "Gambero Rosso" zum Kellermeister des Jahres in Italien gekürt wurde. Auch in den sonnigen Lagen am Kalterer See haben die Winzer inzwischen Berge versetzt. Buchstäblich: Unter den Reben neben seinem Renaissance-Ansitz von 1608 grub der adlige Önologe Michael Graf Goëss-Enzenberg drei Etagen tief und verlegte den ganzen Betrieb in den Bauch des Berges, von der Presse bis zur Abfüllanlage. Entstanden ist ein modernes Wein- Bergwerk aus Sichtbeton und edel angerostetem Stahl, nur der Verkostungsraum ragt wie ein gläsernes Auge über die Erde. Weinfreunde kommen zuhauf, Architekten ebenso. Aus den Trauben, verschont von Transport und Umladestress, keltert der Graf übrigens ganz vorzügliche Weine, etwa den "Castel Campan", einen kraftvollen, eleganten Merlot mit feinem Abgang.
Weingut Manincor Kaltern, St. Josef am See 4, Tel. 0471-96 02 30, www.manincor.it; Kellerführung auf Anfrage
07 SCHLOSS TRAUTTMANSDORFF
Warum gehen Seerosen nicht unter? Warum haben Kakteen Stacheln? Junge Schweizer und Südtiroler Künstler durften sich mit diesen schönen, einfachen Fragen beschäftigen - und bauten für ihre Antworten elf Pavillons, selbst kleine Kunstobjekte, die das kunstinteressierte Publikum inmitten der Sonnenblumen- und Lavendelfelder, Bauerngärten und Obstanger rund um das Schloss vor Sonne und Regen schützen. Im Schloss residierten bis ins 19. Jahrhundert die Grafen Trauttmansdorff. Die junge Kaiserin Sisi pfl egte hier zu urlauben, ihre kränkelnde Tochter wurde in der milden Sonne im Süden der Alpen schnell wieder gesund. So begann Merans Aufstieg zur Kurstadt der K.u.k.-Epoche. Trauttmansdorff überlebte den Untergang der Donaumonarchie, Enteignung und Kriege. Jetzt besitzt das Land Südtirol das Anwesen, ließ die herrlichen Gärten neu anlegen und baute das Schloss zum "Touriseum" um, das im vergangenen Jahr eröffnet wurde - ein multimediales Museum zum Tourismus in den Alpen. Die Glas-Holz-Bauten von Restaurant und Eingangsgebäude entwarfen Südtiroler Architekten, auf einem Aussichtssteg im Park (eine Idee von Matteo Thun) kann man weit in den Himmel hinausschreiten.
Schloss Trauttmansdorff Meran, St. Valentin-Str. 51 a, Tel. 0473-23 57 30, www.trauttmansdorff.it
08 GLURNS 880
Einwohner und trotzdem eine Stadt, die kleinste Südtirols. Reich geworden durch Handel im Mittelalter. Die Stadtmauer mit ihren Wehrtürmen, völlig erhalten, umschließt Bürgerhäuser, Laubengänge, Winkel und Gassen, über die abends noch die Kühe zu ihren Ställen spazieren. Egal, welche Richtung man einschlägt, in zehn Minuten ist man am anderen Ende des Ortes. Also: Zeit anhalten, Espresso trinken, dableiben. Zum Beispiel im "Gasthof Grüner Baum" direkt am Stadtplatz. 1500 gebaut, seit 1700 Gasthaus, schon immer im Besitz der Familie Bachmayer und im vergangenen Jahr von jungen Vinschgauer Architekten bis ins letzte Detail zum modernen Stadthotel umgebaut. Wie sagt der Besitzer Manfred Bachmayer so schön: "So eine altehrwürdige Bausubstanz verträgt einfach keine 08/15-Renovierung."
Gasthof zum grünen Baum, Stadtplatz 7, Tel. 0473- 83 12 06, www.gasthofgruenerbaum.it ;
09 RAFTING AUF DER AHR
Hermann Oberlechner ist Extremsportler. Schwimmen kann er auch. Also entschied er sich gegen die Berge und für das Abenteuer im Fluss. Die Weißwasser in Südamerika, Afrika und im Himalaya hat er schon befahren, sein Rafting-Team auf der Ahr ist entsprechend international besetzt. Von Luttach bis Mühlen geht es in einem wilden Ritt den Fluss hinunter, über Walzen, Stromschnellen und Wasserfälle. Nichts für Warmduscher! Der Fluss hat gerade sechs Grad und verdankt sein Temperament den 84 Dreitausendern, die rund um das Ahrntal aufragen. Ihr Regen- und Schmelzwasser fließt in die Ahr und macht den kleinen Gebirgsbach zu einem respektgebietenden Wildwasser. Drei Stunden dauert das Adrenalinbad, eine Höllenfahrt, ein Riesenspaß, Wasserschlucken inklusive. Macht aber nichts. Die letzte Gewässerprobe ergab: Die Ahr hat Trinkwasserqualität. Rafting Club activ Sand in Taufers, Ahrntalerstr. 22, Tel. 0474-67 84 22, www.rafting-club-activ.com;
10 PER FAHRRAD ÜBER DAS GRÖDNERJOCH Zwar hat auch dieser Berg wie die meisten Dinge zwei Seiten. Das macht?s aber nicht einfacher. Schließlich sind beide gleich steil und für mittelprächtig trainierte Fahrradfahrer wie mich eine echte Herausforderung. Bis zu zwölf Prozent Anstieg. Treten, schwitzen, schnaufen. 611 Höhenmeter, 31 Haarnadelkurven, 1000 Flüche. Oben, auf 2121 Meter Höhe, schwöre ich, die Straße nie mehr in meinem Leben zu fahren. Aber leider überzeugt mich der Blick auf das Gipfel-Panorama so sehr, dass ich am nächsten Tag gleich wiederkommen muss.
Grödnerjoch Mountainbike-Vermietung in Corvara: Da Carlo

11 PUKA NAKA
Paul Lomax aus Ibiza heizt so richtig ein. Unter der Silberkugel fließt der Schweiß, die Plastiksessel sind leer gefegt. Alles tanzt. Und Ajax grinst. Ajax ist Alexander Huber, Innenarchitekt und Chef des Puka Naka Clubs im verschlafenen Pustertal. Mutig hat er das ehemalige Autohaus in Bruneck zu einem hochmodernen Club im Retrolook der 1960er und 70er Jahre umgestylt. Berlin? London? Jedenfalls absolut großstadttauglich. Und so erfolgreich, dass Ajax dem strengen Landeshauptmann Luis Durnwalder sogar eine Verlängerung der Sperrstunde abschwatzen konnte. Puka Naka heißt übrigens "Huckepack" - im Pustertaler Dialekt. Das können sogar die spanischen DJs aussprechen.
12 PFERDERENNBAHN MERAN

25 Euro, auf Sieg. Mein Favorit: Vinciano. So ein Pferd muss einfach gewinnen. Die Glocke geht, die Tiere mit ihren Jockeys schnellen nach vorn, auf der Tribüne hoch über dem Naturparcours mit seinen 45 Hürden ist der Teufel los. Die Menschen schreien, seufzen, fluchen. 15.000 sind da, schließlich ist das "Gran Premio di Merano" am letzten Septemberwochenende eines der höchstdotierten Rennen Europas. Italienische High Society und Halbwelt, europäischer Adel und reiche Ferienhausbesitzer bilden eine Melange, die ans mondäne Meran der Zeit um 1900 erinnert, als die halbe Donaumonarchie hier Urlaub machte. Die Einheimischen kommen zu Ostern, wenn über 50 Haflinger-Pferde aus Südtiroler Zucht im Trachtenumzug einlaufen und dann um die Wette galoppieren. Nach 5000 Metern der Zieleinlauf, wie ein Erdbeben donnern die Pferde an der Tribüne vorbei: Grey Jack ist vorn. Ich zerknülle meinen Wettschein, schmeiße ihn zu den anderen auf den Fußboden. Vinciano? Na ja. Ich glaube, er wurde Achter. Oder Letzter.
Pferderennbahn Meran
13 FERIENWOHNUNG FALZROHR Zufälle gibt?s! Rita Kaserer kannte Werner Tscholl aus Schulzeiten; dann heiratete sie einen Weinbauern, der sich für die moderne Vinschgauer Architektur interessierte. Als die alte Bauernstelle aus dem 18. Jahrhundert umgebaut werden sollte, lag es nahe, den inzwischen bekanntesten Südtiroler Architekten zu fragen. Tscholl baute. Aber wie! Direkt neben dem geraniengeschmückten Hof steht jetzt ein luftiges, lichtdurchflutetes Ferienhaus aus Holz und Glas, mit zwei Schlafzimmern und minimalistischer Einrichtung, raumhohen Fenstern und einer großen Veranda, von der man weit in die Obstbäume und hinunter ins Dorf Tschars schaut. Dort wird der Neubau übrigens immer noch totgeschwiegen. "Die ham a bisserl Probleme mit dem Baustil", sagt Rita Kaserer. Weil sich die freundliche Frau an den Preisen der anderen Bauern orientierte, kostet die Falzrohrwohnung pro Nacht übrigens nur 70 Euro. Buchen Sie am besten sechs Monate im voraus.
Ferienwohnung Falzrohr Tschars, Klostergasse 19, Tel. 0473-62 43 65,
14 MESSNER MOUNTAIN MUSEUM
Der Himalaya- Bezwinger, der 8000er-Bergsteiger, der Kälte-Aushalter. Reinhold Messner, der frühere Europaabgeordnete, der Weingutsbesitzer, der Eigenbrötler, der Kunstsammler. Was er macht, macht er extrem. Fünf Bergmuseen will er in Südtirol einrichten. Drei sind schon fertig. Das "Mountain Museum Ortles" ist das jüngste. Es liegt im "End? der Welt", ganz oben im Suldental, wo die Schneeschmelze erst im Mai einsetzt und schon Anfang Oktober der Winter wieder beginnt. Die Ausstellungsräume mitten im Berg erinnern an Eishöhlen, enge Gassen an Gletscherspalten. Die Rampen sind steil, die Wände betonglatt, durch ein kleines Fenster kann man den Gipfel des Ortlers sehen. Mehr als 140 Gemälde hängen da. Gleich am Eingang "Perito Moreno", das quadratmetergroße Bild des argentinischen Fotorealisten Helmut Ditsch. Der Maler, der üblicherweise in London und Wien ausstellt, ist selbst Extrembergsteiger. 40 verschiedene Blautöne zeigt sein Werk, das Licht bricht sich im Eis, das täuschend echt aussieht. Ein Wahnsinnsbild, und ganz sicher wird es niemanden kalt lassen.
Messner Mountain Museum Ortles Sulden
15 FESTIVAL TRANSART
Können Sie sich vorstellen, wie eine "Symphonie weggeworfener Dinge" klingt? Teller und Löffel klimpern, den Rhythmus gibt eine alte Kaffeemühle vor. Auf dem international beachteten und von Künstlern aus der ganzen Welt besuchten Bozener Festival "Transart" wird Tiroler Tradition mit moderner Musik gekreuzt. Was dabei herauskommt? Etwa die "Studi per l?intonazione del mare" (Studien zur Vertonung des Meeres), gespielt von Südtiroler Dorfmusikanten und dirigiert vom Festivalleiter Eduard Demetz. Aufgeführt werden die Werke übrigens nicht im Konzertsaal, sondern in Industriehallen, Fabriken und Cafés, auch in Garagen und Kirchen.
Festival Transart Bozen http:// www.transart.it
16 CIASTEL COLZ Einer fand den versteckten Eingang nicht und blieb mit seinem Luxusauto auf dem Feldweg im Schnee stecken. Der nächste sah nachts ein Gespenst, blond und allein. Und mancher wunderte sich über die Königin, die im Nebenzimmer nächtigte. Es war Silvia von Schweden, leibhaftig. Das elegante Schlosshotel aus dem 16. Jahrhundert hat dicke Außenmauern und spitze Türmchen, einen lauschigen Innenhof und furchtbar nettes Personal. Maximal acht Gäste schlafen im Haus und werden im Restaurant mit weißem Speck, Gamswurst oder Gerstenrisotto mit Wildragout verwöhnt. Einfach himmlisch! Heißt übrigens im Hochabteital, wo das Ladinische, das alte Volkslatein des Alpenraums, noch von den meisten Menschen gesprochen wird: "Coche en ciel" - "wie ein Himmel".
Ciastel Colz

17 PATSCHEIDER HOF Was für ein Glück, dass es in Südtirol noch solche Gasthäuser gibt. Obwohl wir jedes Mal Zweifel haben. War das jetzt die richtige Abzweigung? War der Weg immer so schmal? Und so steil? Und so weit? Werden wir noch Platz finden auf der Terrasse? Sollen wir uns überhaupt raussetzen oder endlich mal in der gemütlichen Stube unter dem Herrgottswinkel essen? Sollen wir Knödel-Tris oder Schlutzkrapfen nehmen? Während meine Frau in den Sonnenuntergang blinzelt, stibitze ich einen Rote-Bete-Knödel von ihrem Teller, und während ich versonnen zum Schlern hinüberträume, verschwindet einer meiner Schlutzkrapfen. Und wie immer stellen wir fest: Der fast 500 Jahre alte "Patscheider Hof" ist wirklich über jeden Zweifel erhaben. Patscheider Hof Signat
18 FRIEDENSWEG IN KALTERN
Mit den alten Kreuzwegen, wo man sich mühsam auf Knien den Hang hinaufbetet, hat der Friedensweg in Kaltern nichts mehr gemein. Statt der Votivtafeln stehen hier zum Beispiel Granitblöcke in einem kleinen Kreis, im Zentrum eine sonnenbeschienene Steinplatte. Risse gehen mittendurch und verbinden die Steine miteinander. Bildhauer aus dem Alpenraum haben auf Wunsch der Kalterer Franziskanermönche den Wanderweg mit sieben Skulpturen markiert, "Besinnungspunkte" heißen sie und sollen einladen zum Rasten, Nachdenken, vielleicht auch zum Beten. Der Weg führt durch Buchenwälder, hinunter in eine Schlucht, über eine Hängebrücke hinauf zu St. Peter, der wohl ältesten Kirchenruine Tirols, die man durch einen Triumphbogen betritt. Eine Freiluftgalerie! Zum Niederknien schön!
Friedensweg Kaltern vom Ortsteil Barleit in Kaltern zur Kirchenruine St. Peter
19 HOTEL BAD SCHÖRGAU
Von Bozen führt eine Straße nach Sarnthein hinauf, die mehr Tunnel und Kurven hat, als uns Stadtmenschen lieb sein kann, weshalb wir in der Regel mit brausendem Kopf und leichtem Schwindelgefühl in den grünen Wiesen des hoch gelegenen Sarntals eintreffen. Aber es lohnt sich. Weil Familie Wenter das Landgasthaus nach und nach in eine Herberge verwandelt hat, in der das Traditionelle und das Neue harmonisch zusammenwirken: zum Beispiel in der Wellnessabteilung, die hier schön schlicht "Badehaus" heißt. Statt auf fernöstliche Importe vertraut Rosi Wenter auf die Urkraft einheimischer Latschenkieferessenzen. Und die Restaurantküche ihres Sohnes Gregor zählt zu den kreativsten Südtirols.
Hotel Bad Schörgau Sarnthein, Tel. 0471-62 30 48,
20 KNOTTNKINO Zurücklehnen, Kopf in den Nacken und einfach nur schauen. Auf dem Rotstein-Kogel oberhalb von Meran platzierte der Südtiroler Installationskünstler Franz Messner vier Reihen Klappstühle und deklarierte seine ganze geliebte Heimat samt Tälern, Gipfel und Himmel zum Kunstobjekt. Das Programm ist immer gleich und wechselt doch stündlich mit Licht und Wetter: das Panorama von der Texelgruppe bis zum Penegal, am schönsten am späten Nachmittag, wenn ein bisschen Föhn in der Luft liegt. Dann färben sich die Wolken rosa, bauschen sich zu ufoähnlichen Scheiben auf, während unten im Tal schon die Lichter angehen.
Knottnkino 30 Minuten zu Fuß vom Gasthof Alpenrose in Vöran