
1. Grund: Piscina Municipal de Montjuic
Ich ziehe meine Bahnen im 25-Meter-Pool. Tausend Meter, dann lasse ich mich auf den heißen Steinen trocknen. Vor meinen Augen breitet sich Barcelona aus: rechts der Strand, links die Hügel der Serra de Collserola, hinten die Sagrada Família, davor ein Mosaik aus Dächern, Antennen, Wäscheleinen. So ist es immer, wenn ich hier abtauche. Das mehr als 80 Jahre alte Freibad auf dem Berg Montjuïc liegt wie eine Aussichtsplattform über der Stadt – zentrumsnah, aber weitab vom Trubel. Das wohl schönsten Panorama, das weltweit eine Sportarena zu bieten hat.
Av. de Miramar 31; Bus oder Seilbahn ab Barceloneta, www.picornell.cat
2. Grund: Els Bandolers de Grácia
Souvenirs aus Barcelona müssen nicht zwingend mit Antoni-Gaudí-Motiven bedruckt oder in den Barça-Vereinsfarben gestaltet sein. Ich kaufe am liebsten Mitbringsel, die man essen und trinken kann. "Els Bandolers de Gràcia" bietet ausschließlich katalanische Produkte an. Laura Martorell steht im Laden, Roger Badosa baut vor der Stadt Bio-Gemüse und -Obst an. In Holzregalen stapeln sich bis unter die Decke Wein, Sangria, Oliven, Salz, Honig, Marmelade, eingemachte Aprikosen, Pilze, Linsen oder Feigen, Tapenaden, Käse, Wurst … Die Preise sind erschwinglich, ein Liter Bio-Olivenöl kostet 5,90 Euro. Alles kommt aus der näheren Umgebung. Bis auf Bier und Kiwis, die werden aus Frankreich auf der anderen Seite der Pyrenäen importiert, aber aus dem katalonischen Teil. Mittwochs wird es eng, dann stehen hundert gepackte Taschen bereit: Das Prinzip der "Bio-Kiste" kennt man auch in Barcelona. Das hübsche Geschäft liegt in einer der belebtesten Straßen von Gràcia, einem alternativ angehauchten, fast dörflich wirkenden Viertel, das einst für seinen Freigeist bekannt war und nicht von Barcelona eingemeindet werden wollte.
Carrer de Verdi 12, Tel. 0034-93-217 27 85; Mo geschlossen, www.facebook.com/elsbandolersdegracia
3. Grund: Bar Mendizabal
Es gibt Orte, die eine fremde Stadt vertraut erscheinen lassen. Seit meinem ersten Besuch in Barcelona vor Jahren gehe ich immer wieder zur Bar "Mendizabal". Früher gab es so etwas an jeder Ecke, heute ist sie eine der letzten traditionellen Außenbars, knapp 90 Jahre alt. Man steht draußen am Tresen, der die Straße von der kleinen Caféküche trennt. Ein Kaffee im Stehen, ein Schwatz mit den Nachbarn, bevor man sich dem Tag anvertraut. "Mendizabal"- Wirt Carlos belegt die vielleicht besten bocadillos der Stadt. Meine Favoriten unter diesen getoasteten Sandwiches: Brie, Mango und Serranoschinken sowie Feta plus Anchovis. Schmeckt mir besonders zum zweiten Frühstück. Man bekommt es auch im Sitzen unter Sonnenschirmen auf der anderen Straßenseite serviert. Die Bar liegt nur zwei Minuten entfernt vom Touristenrummel auf den Ramblas, am Rand des Viertels Raval. Am Wochenende sieht man bunt gewandete Großfamilien indischer oder pakistanischer Herkunft unterwegs zur Hochzeit vorbeiziehen.
Carrer de la Junta de Comerç 2, www.facebook.com/pages/Mendizabal

4. Grund: Parc del Laberint d’Horta
Ein Schild beschwichtigt auf Spanisch: In diesem Labyrinth brauche man kein Wollknäuel, wie es Ariadne einst dem Theseus gab. Na gut, der Irrgarten im "Parc del Laberint d’Horta" ist nicht Knossos auf Kreta, es gibt auch keinen Minotaurus zu erlegen. Aber ohne den sprichwörtlichen Ariadne-Faden laufe ich auf schmalen Wegen zwischen Zypressenhecken umgehend in die Irre. Ich ende in Sackgassen, passiere ein halbes Dutzend Mal die Statue in der Mitte, Amor, dessen Pfeilen ich als verheirateter Mann jedoch galant ausweiche. Am Ende stehe ich wieder am Anfang, suche mir eine Bank im Schatten und lese ein Buch. Der "Parc del Laberint d’Horta" ist mein Lieblingsplatz, um dem trubeligen Leben in Barcelonas Straßen für ein paar Stunden zu entkommen. Die neoklassizistische Gartenanlage, angelegt im 18. Jahrhundert über drei Terrassen am Hang der Hügelkette Serra de Collserola, trennt Barcelona vom Hinterland – mit Tempeln, Pavillons, Wasserbassins, dem Heckenlabyrinth und bemoosten Bänken unter großen, alten Bäumen.
Stadtteil Horta-Guinardó, nahe dem olympischen Radrennstadion, Metro L3 bis Station Mundet, http://capdesetmana.bcn.cat
5. Grund: Boca Chica Bar
Warum ausgerechnet die Spanier die größten Gin-Trinker Europas sind? Ich weiß es nicht, ich bevorzuge Bier. Aber ich kenne den Ort, wo die Schönen der Nacht in Barcelona ihren Gin trinken. Gegen 23 Uhr lande ich im "Boca Chica", einer fast ausschließlich von Katalanen besuchten Bar im Viertel Eixample. An den holzgetäfelten Wänden hängen Tierschädel, Felle und Elefantenstoßzahn-Repliken. Britischer Safari-Look mit Kronleuchtern und tiefen Lounge-Sesseln, denen die Damen im engen Mini nur mit Hilfe der Herren wieder entsteigen können. Barkeeper Sergio führt mich auf eine Cocktail-Safari durch sein Gin-Regal mit mehr als 25 Sorten. In Erinnerung bleibt "Bamboo" – London Dry Gin mit Manzanilla-Sherry, so trocken, dass man eine Staublunge bekommt. Und ein Drink, nach dessen Genuss ich nicht zu entziffernde Notizen in meinem Block hinterließ. Ich weiß nur: Absinth war drin.
Passatge de la Concepció 12, Tel. 0034-93-467 51 49, www.bocagrande.cat, nur abends
