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Wir hätten vor der Ampel nicht abbiegen sollen. Dabei sah alles kinderleicht aus. Geradeaus, Richtung Stadtzentrum von Chiang Mai, gab es kein Durchkommen. Drei Fahrspuren, dreimal Stillstand. Doch rechts tat sich ein Schleichweg auf. Glaubten wir. Eine Nebenstraße durch ein Wohnviertel, auf der nur ein paar Radfahrer und zwei Tuk-Tuks, motorisierte Rikschas, zu sehen waren. Hier würden wir also ein paar Blocks nach Westen fahren und dann erneut im rechten Winkel abbiegen - denn auf unserem Stadtplan sah dieser Teil von Chiang Mai fast wie ein Schachbrett aus. Und so würden wir entspannt zurückkehren auf den breiten Boulevard, der die bunte Altstadt umfasst, wie der Rahmen ein Gemälde.
Erste Hindernisse
So kann man sich täuschen. Eine Straßenkarte ist eine Sache, die thailändische Wirklichkeit eine andere. Den Weg vom Flughafen zum Hotel haben wir noch reibungslos geschafft. Gleich am Ausgang wartete ein junger Mann, der eine Krawatte in den Farben seiner Autovermietung trug. Er war unmöglich zu verfehlen. Die Papiere lagen ausgefüllt bereit, der Krawattenmann reichte einen Kugelschreiber zum Unterzeichnen, und sein Helfer wuchteten die Koffer in den Wagen. Bereits eine halbe Stunde nach der Landung saßen wir bereit zur Abfahrt im Mietwagen. So lange steht man an anderen Flughäfen schon mal am Gepäckband für die Koffer an. Obwohl Thailand ("Land der Freien") nie von Briten - auch sonst von keiner fremden Macht - kolonisiert wurde, haben die Thais das englische Verkehrssystem übernommen: Linksverkehr.
Das Lenkrad ist rechts, die Standspur links, daran gewöhnt man sich rasch, nur einen Kreisverkehr sollte man immer mit voller Konzentration anfahren und auf keinen Fall den Mopeds folgen, die stets den kürzesten Weg nehmen. Nirgendwo verwandelt man sich so schnell in einen Geisterfahrer wie in einem thailändischen Kreisverkehr. Andrew Harrison lächelte verständnisvoll, als wir von unseren ersten Erfahrungen auf den hiesigen Straßen berichteten. Mr. Harrison managt ein großes Hotel im Norden Chiang Mais, unsere erste Station auf der Reise.
Thais fahren überall
Zum Einchecken ließ er Fruchtsäfte und eisgekühlte Frotteetücher reichen, und während wir uns erfrischten, fragte er: "And where is your driver?" - "No driver", antworteten wir stolz, "wir fahren selbst". Mr. Harrison hob seine rotblonde Augenbraue, wie nur Engländer das können, und meinte, in diesem Fall werde er uns selbstverständlich ein Stündchen zur Verfügung stehen: "Für ein Briefing." Er arrangierte das für den Nachmittag, auf der Restaurantterrasse, bei Eistee und noch mehr gekühlten Frotteetüchern.
Unser Reiseplan fand seine volle Zustimmung. Wir hatten vor, von Chiang Mai aus die "Nordwest-Schleife" zu fahren. Ein Stück nach Norden, dann nach links in die Berge. Eine knapp 600 Kilometer lange Rundtour hatten wir uns vorgenommen, durch wilde Gebirge, zu Bergvölkern und Grenzgängern, zu Nationalparks und gewaltigen Höhlen, in denen unterirdische Flüsse rauschen. Mr. Harrison markierte für uns eine Menge Punkte auf der Karte: Tempel, Wasser fälle, Höhlen, Bergdörfer, Teeplantagen. Er nannte uns Kontakte und Ansprechpartner. Sein Programm, stellten wir später fest, war auf zehn Wochen ausgelegt - nicht auf zehn Tage. Dann lehnte er sich zurück und sagte: "Wenn ich’s mir recht überlege, müsst ihr nur dies eine wissen: Wir Engländer fahren links. Ihr vom Kontinent fahrt rechts. Und die Thais fahren überall."
Wir fühlten uns also gerüstet, als wir vor der Ampel in Chiang Mai dem Stau entkommen wollten. Zunächst sah auch alles gut aus. Kaum Verkehr auf der Nebenstraße. In Läden und Werkstätten herrschte Betrieb, der Abend brach herein, die Leute gingen einkaufen. Nach einem halben Dutzend Blocks entschlossen wir uns, wieder abzubiegen. Aber unvermittelt ging die Straße, die laut Karte geradeaus weiterführen sollte, in eine langgezogene Kurve über. Die Kurve endete an einem hübschen kleinen Platz mit dem Denkmal eines Mannes, der einen Degen schwenkt, mit Marktständen und Garküchen. Wir bogen wieder ab. Und wieder. Die Straßen wurden schmaler. Wir dachten, dass es das Beste sei, den Rückweg anzutreten. Aber den gab es nicht mehr. Es gab Einbahnstraßen, verstopfte Straßen und Sackgassen, die an Kohlfeldern oder vor Bauhöfen endeten. Wir hatten uns total verfranst. Nirgends ein englisches Schild, kein einziger entzifferbarer Hinweis.
Mitten im Thai-Schwarm
Irgendwie erreichten wir eine Ansammlung von Grillständen, Garküchen und Crêpe-Bäckern. Dort wartete unser Retter. Er war ein dünner, kleiner Thai mit einem Faden von Schnurrbärtchen und nicht mehr vielen Zähnen, und er fuhr ein Tuk-Tuk. "Mr. Walker" stellte er sich in passablem Englisch vor. Farangs, westliche Ausländer, so erklärte er, könnten sich die langen Thai-Namen ohnehin nicht merken. Mr. Walker war Mopedtaxi-Fahrer und Fremdenführer. Er zeigte uns ein ausgezeichnetes Restaurant - Freiluft, niedrige Tischchen, die Gäste lassen sich ihre Speisen von den umliegenden Ständen bringen -, er führte uns zu den Tempeln, die abends eine besonders schöne Stimmung ausstrahlen - Chiang Mai zählt 300 buddhistische Tempel - und er brachte uns zurück auf die Hauptstraße, wo es wieder englischsprachige Schilder gab und eine Richtung, der wir folgen konnten. Die Straße von Chiang Mai nach Norden gehört nur zur Hälfte den Autos. Die andere Hälfte beherrscht der Schwarm. Wer einmal auf einer mehrspurigen Ausfallstraße einer Großstadt in Thailand unterwegs war, am besten zur Rushhour, der versteht, warum man Schwärmen eine eigene Art von Intelligenz zuschreibt. Der Thai-Schwarm besteht aus tausenden Teenagern auf Mofas, Mopeds und Motorrädern.
Jedes einzelne Zweirad fährt seine individuelle Ideallinie, und wie in jedem Fisch- oder Vogelschwarm kreuzen sich die Linien niemals. Im Innern eines intelligenten Schwarms kollidiert nichts. Wie Tropfen in einem Fluss sind alle in Bewegung, in dieselbe Richtung, im selben Tempo, magisch miteinander verbunden, wie von Geisterhand gesteuert. Aus einer Seitenstraße können Mopeds hervorschießen: Sanft und geschmeidig öffnet sich der Schwarm, schafft eine Lücke und nimmt die Neuen auf. Oder eine kleine Gruppe dreht zur Seite ab: Der Schwarm verlangsamt sich an dieser Stelle, es bildet sich ein kleiner Stau, der sich aber sofort wieder auflöst, abfließt und das Loch schließt. Das Flussbett dieses Schwarms ist die linke Fahrbahn, die langsame. Rechts fahren wir, auf der Überholspur. Unser Mietauto ist geländegängig und hochbeinig, wie die meisten Wagen auf dem Highway. Thais fahren mit Vorliebe SUVs, Trucks, Pickups, Offroader, Geländewagen oder wie immer man die bulligen großen Kisten nennen will. In so einem sitzen auch wir; weit oben, mit Blick über den Moped-Schwarm, der unter uns herumrollt. So gondeln wir sorglos dahin.
Gut 20 Kilometer hinter Mae Rim biegen wir in die Berge ab. Ein kurzes Stück ist die Straße noch neu, ein frisches, schwarzglänzendes Asphaltband mit akkurat aufgepinselten weißen Linien. Dann holpern wir über eine Bodenwelle, und die Ausbaustrecke ist zu Ende, die Landstraße beginnt, die in angeblich 1800 Kurven einen Bogen durch das Hochland Nordwestthailands beschreibt. Oder wie Mr. Harrison im Hotel gesagt hatte: "Es sind nicht 1800 Kurven - es sind genau zwei: links, rechts, links, rechts..."
Es mangelt nicht an Schlaglöchern, und es geht ordentlich steil bergauf und bergab. Manchmal bricht das Asphaltband ab und wir rumpeln über rote, lehmige Erde, ein Stück Schotterpiste. Oder ein Wasserlauf hat die Fahrbahn unterspült und zur Hälfte weggerissen. Ein kräftiger Landregen setzt ein. Schon eine Weile haben wir zwei Kleinlaster vor uns. Der erste transportiert Kohlköpfe, in Reih und Glied gestapelt und hoch aufgetürmt. Auf der Pritsche des zweiten kauern Menschen, offenbar die Landarbeiter, die den Kohl geerntet haben. Sie reden, gestikulieren und lachen, der Regen fällt in fetten Tropfen, doch das beeindruckt sie nicht. Sie ziehen die Köpfe ein wenig ein, als könnte das auch nur einen einzigen Tropfen aufhalten, und erst als alle patschnass sind, kommt ihnen die Idee, eine Plane über sich zu ziehen und an den Seiten festzuzurren. Dann überholen wir sie. Sie entdecken uns, die zwei Westler, und fangen wie verrückt an zu winken. Hello, hello. Die Plane löst sich wieder, flattert auf, ein Dutzend Arme winken uns zu, der Regen pladdert voll auf sie herunter, aber das kümmert keinen. Sanuk, so nennt sich die Lebenshaltung der Thais: Sei fröhlich, hab Spaß bei allem, was du tust.
Novizenfest in Mae Lana
Glasnudelsalat schmeckt auch im Dunkeln. Genau genommen gibt es nichts anderes zum Abendessen. In Pai ist der Strom ausgefallen. Glasnudelsalat kann die Küche immer liefern, es ist ein kaltes Gericht. Wir sitzen bei Kerzenlicht in einem offenen Restaurant, und die Welt um uns herum ist schwarz, tiefschwarz. Am Tresen zwischen Küche und Gastraum faucht eine einsame Gaslampe. Weiter hinten flackern einzelne Kerzen in Gläsern. Dazu tröpfelt ein warmer Regen, die letzten Ausläufer der Gewitterfront, die am Nachmittag durch die Stadt gezogen war und die Stromversorgung lahmgelegt hat. Ab und an taucht die Silhouette eines Menschen aus der Dunkelheit auf, Frauen, die Tüten vom Markt nach Hause tragen. Es ist dunkel und still. Der Schwarm ist zur Ruhe gekommen, nur ein Motorrad rollt langsam die Straße hinunter, im Licht seiner Scheinwerfer huschen Fassaden und Schaufenster vorbei. Die Leute sitzen vor ihren Häusern, schweigend wartend oder schwatzend und lachend. Sanuk bestimmt auch die Nacht. Am Tag darauf erinnert nichts mehr an die tropischen Regengüsse. Ein tiefblauer Himmel, weiße Wattewölkchen stehen über den Bergketten - ein Wetter wie bestellt zu einer schönen und wichtigen Feier. Wie bestellt für Mae Lana, das Dorf etwa 50 Kilometer von Pai entfernt, das heute den größten Festtag des Jahres begeht. Kurz nach Mittag ist auf der Dorfstraße kein Durchkommen mehr. Die schmale Straße ist auf beiden Seiten zugeparkt. Wir finden einen freien Fleck auf der Wiese am Dorfrand, stellen den Wagen dort ab und machen uns zu Fuß auf den Weg. Das ganze Dorf ist auf den Beinen. Heute ist der letzte Tag des Novizenfestes - Höhepunkt und Abschluss einer turbulenten Woche.
Anup hat diesen Tag herbeigesehnt. Der Junge ist zehn Jahre alt, und heute wird er für drei Monate in den buddhistischen Tempel eintreten. Er wird Novize. Vier Tage lang hat er schon mit seiner Familie gefeiert. Jeden Tag kamen Verwandte und Freunde zu Gast, es wurde tüchtig gegessen und reichlich getrunken. Anup trägt nun das Festkleid eines jungen Prinzen, er ist kunstvoll geschminkt. Sein Vater und die älteren Brüder haben ihn auf ihren Schultern mehrmals durchs Dorf getragen. Anup soll Abschied nehmen von seinem weltlichen Leben. Er steht jetzt an einer Schwelle. Er wird bald kein Kind mehr sein, sondern ein junger Mann. Die drei Sommermonate im Tempel werden ihn darauf vorbereiten.
Anup und sein Vater laden uns ein, ihre Familienfeier zu besuchen. Sie sind nicht reich, ihr Fest dauert nur vier Tage. Andere feiern eine Woche lang, lassen Musikanten kommen und Schweine schlachten. Anups Familie hat eine Garage zum Festsaal umdekoriert. Teppiche und Kissen bedecken den Boden, die unverputzten Wände sind mit bunten Tüchern verhängt, Lichterketten baumeln über den Köpfen.
Scheppernde Musik dringt durch die Dorfstraßen. Einer der älteren Brüder lädt sich den kleinen Prinzen Anup auf die Schultern, und die Familie bricht auf zum Tempel, wo schon weitere 20 Novizen eingetroffen sind. Die Trommler und Pfeifer spielen immer ekstatischer. Dreimal werden die Novizen um den Tempel herumgetragen, in einer jubelnden und tanzenden Prozession. Dann halten sie bei den Mönchen Einzug: Der große Saal des Holztempels ist schon voll besetzt. Der Abgeordnete des Landkreises ist gekommen, die Vertreterin des Provinzgouverneurs, hohe Militärs. Die Aufnahmezeremonie beginnt, und so erschöpft wie aufgedreht lauschen die Novizen in der ersten Reihe den Belehrungen der Männer in den Safranroben, die ihnen gegenüberhocken. Dann, nach einer Geste des Abtes, müssen die Novizen ihre Prinzenroben ablegen und die gelbe Kutte der Buddhisten überziehen. Die Mütter rasieren ihren Söhnen die Haare, auch die Augenbrauen, und waschen sorgfältig die Schminke ab. Eine Lektion haben die Novizen an diesem Tag noch zu lernen: Wie man sich richtig vor den Würdenträgern und den Buddha-Statuen verneigt. Die Hände vor dem Herzen zusammengelegt, vor der Stirn, über dem Scheitel. Dreimal nacheinander.
Zwischenstopp: Tankstelle
Die Tankstelle sieht neu aus. Blitzende Zapfsäulen unter einem Schutzdach, ein Flachbau mit einer Glasfront und einem handgemalten Schild: "Good Shop". Als wir von der Straße abbiegen, springen fünf, sechs Jungs aus dem Schatten auf. Einer winkt uns vor die Zapfsäule. Einer nimmt den Schlüssel und öffnet den Tankdeckel. Einer kommt mit dem Zapfhahn an. Einer schleicht um den Wagen, wahrscheinlich auf der Suche nach etwas, das ihm auch ein paar Baht Trinkgeld einbringt. Wir sind kurz vor Mae Hong Son, die burmesische Grenze ist nah, sie verläuft oben auf der Bergkette. Keiner der Jungs spricht auch nur ein Wort Englisch. Gut, dass eine Säule mit "Diesel" markiert ist. Eifrig springen sie alle um den Wagen herum, als würde so ein Tankstopp jede Menge Arbeit machen.
Ein paar Meter neben den Zapfsäulen steht ein Ungetüm von einem Schreibtisch. Altes Holz, dick verstaubt. Daran sitzt auf einem wackligen Stuhl, von dessen sechs Rollen noch zwei vorhanden sind, der Chef. Weißes Hemd, dunkle Hose. Auf der Schreibfläche vor ihm liegen von Steinen beschwert ein paar Blätter, ein Block und zwei Billigkugelschreiber. Der Chef setzt ein strahlendes Lächeln auf, als ich auf ihn zugehe, um zu bezahlen. Mit einer Geste bitte ich ihn, mir eine Quittung auszustellen. Er greift zu einem Bündel Stauden, das neben dem Schreibtisch liegt und reicht mir einen Ast. Kleine rote Beeren hängen daran. Er zupft eine ab, und mit Kopfnicken und ausgestreckten Händen fordert er mich auf, es ihm gleichzutun. Ich koste eine Beere und reibe mir den Bauch: schmeckt köstlich, säuerlich-frisch. Der Chef und seine Jungs strahlen. Während er sorgfältig Zahlen auf den Quittungsblock malt, naschen wir mit Genuss seine Beeren. Das Formular überreicht er mir dann mit beiden Händen und einer Verbeugung - so wie Asiaten gern ihre Visitenkarten zu übergeben pflegen.
In einer der Bars neben der Tankstelle trinken wir einen Kaffee. Er ist schwarz und stark. Wir bekommen ein Kännchen heißes Wasser dazu - als wären wir hier in der Außenstelle eines Wiener Kaffeehauses. Kaffee ist längst nichts Exotisches mehr in den Bergen im Norden Thailands. Von der Straße aus kann man die Plantagen sehen, auf den Parkplätzen haben Coffeeshops aufgemacht. Die Anbaubedingungen sind ideal - Höhenlage, gemäßigte Temperaturen, intensive Sonne, genügend Feuchtigkeit - und so wurde der Anbau von Kaffee, ebenso wie der von Tee, zu einer Erfolgsgeschichte. Für die Bauern wie für den Staat. Früher wuchs auf vielen dieser Felder Mohn, der Grundstoff für Opium.
Kaffeeland Thailand
Als ein hart geführter "Krieg gegen die Drogen" damit Schluss machte, wurden alternative Produkte benötigt - und man fand sie in den Spezialkulturen von Tee und Kaffee. In "Royal Projects", von der Königsfamilie betriebenen und geförderten Musterfarmen und Landwirtschaftsschulen, lernten die Bauern, wie man die empfindlichen Pflanzen anbaut und erntet. Aus Thailand wird langsam ein Kaffeeland.
Rückfahrt Richtung Chiang Mai. Die Nationalstraße 108 ist eine moderne Autobahn, gut ausgebaut wie in Mitteleuropa, aber sie ist auch Marktplatz, Spielzone, Kneipe und Werkstatt in einem. Rechts, auf der Überholspur, fließt der Verkehr zügig dahin. Gerast wird nicht, aber auch nicht gezockelt. In der Mitte rollt der langsamere Lastverkehr. Und links spielt das Leben, mal in Bewegung, mal im Stehen. Der Seitenstreifen ist ein Dauermarkt für Proviant, frisches Obst, Gemüse. Die Standspur heißt Standspur, weil die Verkehrsteilnehmer hier stehenbleiben, um sich mit Ananas und Melonen, Brathühnern und Getränken zu versorgen. Oder auch, um größere Einkäufe zu tätigen. Auf der Standspur hat ein Garagentorbauer seine Garagentore aufgebaut. Eine Manufaktur für Geisterhäuschen wuchert ein Stück in die Fahrbahn hinein - die bunten Holztempelchen, die in Thailand vor jedem Haus stehen und die täglich mit Früchten, Blumen und Lichtern geschmückt werden, stehen da ebenso aufgereiht wie das Inventar einer ganzen Reihe von Werkstätten. Auf die Werkstätten folgt eine Reihe Restaurants. Dann präsentiert sich eine Schmiede für Gartengerät und danach eine Zimmerei, und so geht es Kilometer um Kilometer immer weiter. Wir haben gelernt: Nur zum Fahren ist eine Straße in Thailand viel zu schade.