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Český Krumlov Märchen an der Moldau

Märchen an der Moldau: Die Altstadt des böhmischen Städtchens ist makellos erhalten. Im Winter haben Besucher die fast unwirkliche Kulisse fast ganz für sich allein
Český Krumlov: Schon Rilke wusste um die Schönheit Český Krumlov und schrieb die folgenden Zeilen: "Wenn einmal ein Zufall, müßige Reiselust oder der Tod Ihrer verehrten Frau Erbtante Sie nach Südböhmen führt, lassen Sie es nicht verdrießen, einen Tag in dem malerisch gelegenen Städtchen Aufenthalt zu nehmen."
Schon Rilke wusste um die Schönheit Český Krumlov und schrieb die folgenden Zeilen: "Wenn einmal ein Zufall, müßige Reiselust oder der Tod Ihrer verehrten Frau Erbtante Sie nach Südböhmen führt, lassen Sie es nicht verdrießen, einen Tag in dem malerisch gelegenen Städtchen Aufenthalt zu nehmen."
© James Fassinger/Corbis

"Armut ist der beste Konservator!" – so kurz und trocken benennt Ivan Slavík den Grund für das außergewöhnliche Erscheinungsbild von Český Krumlov. Vierzig Jahre lang lag die Stadt im Schatten des Eisernen Vorhangs im Dornröschenschlaf. "In dieser Zeit wurde nichts modernisiert", erklärt der Vizedirektor des Regionalmuseums bei einem Rundgang durch sein Haus (Horní ulice 152, www.museum-krumlov.eu). "Danach war die Altstadt grau, zerfallen – und absolut authentisch." Umso mehr hat sich seither getan: Nachdem die Altstadt des früheren "Böhmisch Krumau" 1992 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt worden war, hat man die historische Bausubstanz aus den Zeiten der Gotik, der Renaissance und des Barocks sorgsam restauriert. Heute schmiegt sich das Städtchen so unversehrt und makellos in eine Doppelschleife der Moldau, dass es in manchen Momenten anmutet, als wäre es der Fantasie eines Märchenbuchautors entsprungen.

Der runde, rosa und gelb bemalte Schlossturm, daneben die abenteuerliche, viergeschossige Mantelbrücke über den Burggraben, dazu die mit alchemistischen Fresken bebilderten Mauern der Schlosshöfe – allein die hoch über der Moldau auf einem Felsmassiv thronenden Schloss- und Burganlagen sind einen halben Tag Besichtigung wert. Besonders schön: der Blick aus den mit Statuen geschmückten Bogengängen der Mantelbrücke über die Giebellandschaft der Altstadt mit dem Turm der St.-Veit-Kirche. Ein paar Schritte weiter, auf dem Plateau vor dem barocken Schlosstheater, bezog der Maler Egon Schiele während seiner Aufenthalte in der Heimatstadt seiner Mutter gerne Stellung, um seine Stadtansichten zu skizzieren – heute zu besichtigen im Egon Schiele Art Centrum (Siroká 71, www.schieleartcentrum.cz). Allerdings braucht man in der Altstadt keine Gebäude zu betreten, um bildende Kunst zu bewundern: Viele Fassaden, vor allem rund um den Stadtplatz, sind reich mit Fresken und Sgraffiti, einer Art Putzschichten-Deko, verziert – Porträts von Bewohnern, allegorische Szenen oder dreidimensional anmutende Trompe-l'Oeil Malereien, die die Illusion von Quadermauerwerk vermitteln. Einige Meter außerhalb der Altstadt findet sich ein historisches Schmankerl aus jüngerer Zeit: das Fotoatelier Seidel (Linecká 272, www.seidel.cz) zeigt das 1905 eingerichtete Haus des Fotografen Josef Seidel in nahezu unveränderter Form: das Ladenlokal mit dem Foto-Bedarf der Jahrhundertwende, das Wartezimmer für Porträt-Kunden und vor allem: das Atelier mit Glasdach und romantisierenden Bildhintergründen, in dem man sich in Gewändern von anno dazumal ablichten lassen kann.

Essen und Trinken

Klar, dass auch das Brauwesen in dieser Stadt historisch ist: Das Gebäude der Brauerei Eggenberg stammt aus der Renaissance. Wie modern die hier gebrauten Biere schmecken, lässt sich bei Knödeln und Hausmannskost im Restaurant Eggenberg (Latrán 27, Tel. 00420-380-71 19 17, www.eggenberg.cz) in den ehemaligen Brauereikühlhäusern herausfinden. Der Name klingt verheißungsvoll, und er ist Programm: Im Altstadt- Café Štrúdl werden täglich neben Apfel-, Birnen- und Mohnstrudel auch drei salzige Strudel (z. B. mit Spinat, Blauschimmelkäse, Champignons) angeboten (geöffnet tägl. 11–18 Uhr, Latrán 74/75, http://latran.hotely-krumlov.cz).

Schlafen

Kein TV in den Gasträumen, dafür klimpert das Klavier im Restaurant: In den elf Zimmerchen des Hotels Hospoda Na louži (Kájovská 66, Tel. 00420-380-71 12 80, www.nalouzi.eu, DZ ab 44 €) geht der Gast inmitten dunkler Holzmöbel aus der Jahrhundertwende und frisch gestärkter Bettwäsche auf Zeitreise. Im Hotel Bellevue wohnen Gäste modern und elegant in historischen Gemäuern (Latrán 77, Tel. 00420-380720 177, www.bellevuehotelkrumlov.cz/de, DZ ab 92 €).

Anreise

Die nächstgrösseren Städte der Umgebung sind Budweis/České Budějovice (22 km), Linz (70 km), Passau (124 km) und Prag (172 km). Die Zugfahrt von Prag dauert dreieinhalb Stunden (www.cd.cz). Shuttle-Services finden sich bei www.ckrumlov.info unter "Anreise/Verkehr".

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