
Einstimmen
Die Rolle der klassischen Schönheit überlässt die zweitgrößte Stadt der Niederlande ihrer Schwester Amsterdam. Rotterdam zeigt stattdessen den rauen Charme eines Heimathafens der internationalen Seefahrt, freie Flächen einer abgewanderten Hafenindustrie und den Willen zur Innovation. Der manifestiert sich aufs schönste an den Ufern der Nieuwe Maas: Architekten inspirierte der freie Raum zu kühnen Häusern. Kreative und Besucher folgten, um die Bauklötze zu bestaunen, und belebten das alte Industrierevier (www.rotterdam.info, www.rotterdampartners.nl). "Der Schwan" heißt die 802 Meter lange Erasmusbrücke wegen ihres weißen Pylons, der wie ein Schwanenhals emporragt. Sie verbindet das Zentrum mit Kop van Zuid, dem Herzen der Hafencity am Südufer, und ist längst das Wahrzeichen der Stadt.
Kop van Zuid
Wie ein glitzernder gläserner Vorgarten ragt die Halbinsel Wilhelminapier in den Fluss. Sie ist ein Spielplatz für Architekten. Die Hochhäuser brachten Rotterdam den Beinamen "Manhattan an der Maas" ein. Die drei 150 Meter hohen Türme von De Rotterdam sind der jüngste Wurf der OMA-Architekten um Rem Koolhaas. Die Philosophie hinter der Kombination aus Hotels, Wohnungen und Geschäften ähnelt der Vision seiner Heimatstadt: ein moderner, lebendiger Ort zu sein, in dem sich die Räume überlappen. Wie die Moderne und die Geschichte am Wilhelminapier. Der war einst Sitz der Holland-Amerika-Linie, an deren Terminal heute Kreuzfahrtriesen anlegen. Im einstigen Verwaltungsgebäude steckt heute das Hotel New York, das Niederländische Fotomuseum bezog die ehemalige Werkstatt. Die Sammlung speist sich aus gut 160 historischen und zeitgenössischen Archiven, mit Fotografien etwa von Ed van der Elsken, Aart Klein und Hans van der Meer (Wilhelminakade 332, www.nederlandsfotomuseum.nl).
Katen Drecht
Die Rijnhavenbrug verbindet Kop van Zuid mit der Gegend um den DELIPLEIN, einen Platz, den nicht nur Nachtschwärmer gern ansteuern. Beim Festival Nacht van de Kaap (www.denachtvandekaap.nl, 3.9.16) erklingen Seemannslieder dort, wo einst Hafenarbeiter lebten und Matrosen sich in Kasinos und Bordellen vergnügten. Die schmuddelige Ecke hat sich zum Wohngebiet gewandelt, mit Cafés, Restaurants und Kreativprojekten. Das Winkelcafé De Zeeuwse Meisjes etwa verkauft zu Kaffee und Kuchen Selbstgemachtes von der Kette bis zum Kissen (Sumatraweg 13 b, www.dezeeuwsemeisjes.com). Gleich nebenan in der Fenix Food Factory sitzen die Besucher mit Craft-Bier und Fritten auf Palettenmöbeln und blicken auf die Skyline Kop van Zuids (Veerlaan 19 d, www.fenixfoodfactory.nl).
Ablegen
Die orangefarbenen Speed-Boote von RIB Experience brettern über die Nieuwe Maas (www.rib-experience.nl). Wirklich langsam lassen es auch die Wassertaxis nicht angehen. An den gut 50 Haltestellen einfach eines anrufen oder eine Hafenrundfahrt buchen (www.watertaxirotterdam.nl). SPIDO-Boote dagegen sind nicht so schnell, wie der Name vermuten lässt. Dafür führen sie auch in die entlegeneren Containerterminals (www.spido.nl/de). Am Anleger serviert Karin Kaffee und Cookies. Ihr HY Koffie Mobilwar der erste Foodtruck der Stadt (www.hykoffie.nl).
Rumkommen
Typisch niederländisch: per Rad. Das leiht man sich in Hotels oder etwa bei Zilt aan de Maas (Willemsplein 73–79, www.ziltaandemaas.nl). Wer nicht ins Schwitzen kommen will, lässt treten und nimmt ein Fahrradtaxi (www.fietstaxicentrale.nl) oder gleich öffentliche Verkehrsmittel (www.rotterdamwelcomecard.com). Urban Guides kennen sich aus und führen zu Fuß oder per Rad durch Rotterdam (www.urbanguides.nl). Selbst das Tempo bestimmen: mit dem Reiseführer 100% Rotterdam. Autorin Nina Sweap leitet auf drei Spaziergängen durch ihre Heimatstadt, einer führt durch die Hafencity (mo!media, 11,99 € inkl. App).
Essen, Trinken, Ausgehen
Palmen auf dem Kai und Blick auf die Privatjachten: In einem schick restaurierten Kontorhaus bewirtet das Restaurant Okay seine Gäste (Vijf Werelddelen 71, www.restaurant-cafe-okay.nl). Rustikaler ist das A la Plancha, eine Art Biergarten am Wasser auf Noordereiland mit Fisch frisch vom Grill (Maaskade 74, www.ala-plancha.nl). Zee Zout ist das renommierteste Fischrestaurant der Stadt (Westerkade 11 b, www.restaurantzeezout.nl). Den Platz in der ersten Reihe im De Rotterdam hat sich das HMB gesichert: Dort isst man direkt am Wasser (Holland Amerika Kade 104, www.hmb-restaurant.nl). Die Aloha Bar in einem früheren Erlebnisbad ist nicht schick, punktet aber mit Restaurant, Kaffeerösterei und Terrasse am Fluss (Maasboulevard 100, www.alohabar.nl).

Schlafen
Neben Mailand und Berlin hat nun auch Rotterdam ein NHOW Hotel. Und das in bester Lage im De-Rotterdam-Komplex. Aus dem 17. Stock sehen die Kreuzfahrtschiffe wie Spielzeugboote aus. Praktisch für Wochenendreisende: Late Check-out am Sonntag bis 17 Uhr (Wilhelminakade 137, www.nhowrotterdam.com).
Im H2OTEL wohnen Gäste auf dem Wasser, in einem schwimmenden Boutique-Hotel (Wijnhaven 20 a, www.h2otel.nl).
Die SS ROTTERDAM war einmal ein Kreuzfahrtschiff und fuhr nach New York. Heute dient sie als Hotel und Restaurant (3 e Katendrechtsehoofd 25, www.ssrotterdam.nl).
Das Suitehotel Pincoffs steht zentral, aber ruhig in Kop van Zuid-Entrepot. Das denkmalgeschützte Gebäude stammt von 1879. Der Komfort aber ist höchst modern (Stieltjesstraat 34, www.hotelpincoffs.nl/de).
Ein Jugendstilklassiker in Spitzenlage ist das Hotel New York auf dem Wilhelminapier (Koninginnenhoofd 1, www.hotelnewyork.nl).