Anzeige
Anzeige

Afrika Erlebnis Overland Truck

8000 Kilometer und 45 Tage Afrika pur – zusammen mit einer Freundin wagt GEO.de-Redakteurin Julia Großmann das Abenteuer Overland Truck und berichtet von drei unvergessenen Begegnungen mit Mensch, Tier und Natur
Afrika: Die erste Mittagspause vor der malerischen Kulisse Kenias
Die erste Mittagspause vor der malerischen Kulisse Kenias
© Julia Großmann/GEO.de

Was für ein Abenteuer: drei Monate sind wir mit dem Overland Truck durch Afrika gefahren, auf engstem Raum zusammen mit einem Koch, einem Fahrer und sieben Mitreisenden. Insgesamt haben wir 30 Etappen von Nairobi bis Kapstadt geschafft, in Safari-Zelten übernachtet und über dem Lagerfeuer gekocht... Das war Afrika pur - mindestens 200 Erinnerungen an den Kontinent, die Menschen und Tiere haben wir mit nach Hause genommen. Drei davon sind uns besonders im Gedächtnis geblieben:

Menschen erleben: Wortlose Konversationen in Tansania

Als der Truck drei Tage in der Nähe der tansanischen Provinzstadt Arusha pausiert, entscheiden wir uns für einen kurzen Ausflug ins Zentrum. Die einzige Möglichkeit dorthin zu kommen ist das sogenannte Daladala, auf den ersten Blick ein herkömmlicher Kleinbus. Bis zu 35 Personen drängen sich in den bunt bemalten Fahrzeugen, dabei sind sie eigentlich für 12 Personen konzipiert. Mit viel akrobatischem Einsatz finden auch wir endlich einen Platz.

Uns gegenüber sitzt eine majestätisch wirkende ältere Massai-Dame, die traditionelle Kleidung und prächtigen Schmuck trägt. Die Neugierde auf beiden Seiten ist groß, und so beginnen wir mit Händen und Füßen eine Unterhaltung. Immer wieder zeigt sie ihre drei Ketten und reibt Daumen und Zeigefinger aneinander, so als würde sie einen Preis verhandeln wollen. Inzwischen verfolgen alle Insassen die wortlose, aber lebhafte Konversation. Wir sind geneigt, ihr eine der Ketten abzukaufen, um ein Andenken an diese Begegnung mitzunehmen. Doch als wir Geldscheine aus unseren Portemonnaies zücken, verschwindet ihr sanftes Lächeln und ihr Blick wird starr, fast böse. Ein junger Mann erklärt uns: Die Ketten seien Witwen-Ketten, die sie seit dem Tod ihres Mannes trägt! Die Massai-Dame hingegen wollte uns zu verstehen geben, dass diese Ketten in ihrer Kultur mehr Wert besitzen als jedes Geld. Peinlich berührt lösen wir das Missverständnis auf, und nach kurzem Zögern lacht erst die Massai, dann der ganze Bus schallend.

Wir haben inzwischen unseren Ausstieg verpasst und befinden uns wieder außerhalb der Stadt. Der Fahrer tritt etwas mürrisch auf die Bremse, und alle Insassen beteiligen sich an der lautstarken Diskussion, wie wir nun am schnellsten an unser Ziel gelangen. Einige hitzige Minuten später steht fest: Wir müssen aussteigen und auf der gegenüberliegenden Straßenseite in das nächste Daladala Richtung Arusha steigen. Bevor wir den Kleinbus verlassen, lädt uns die Massai in ihr Dorf ein, da hat sie Schmuck, den sie uns schenken möchte. Leider bleibt uns in Arusha keine Zeit, der Einladung zu folgen.

Tiere erleben: Zelten zwischen Krokodil und Löwe

Afrika: Immer zwei Mitreisende helfen dem Koch täglich bei der Zubereitung des Essens
Immer zwei Mitreisende helfen dem Koch täglich bei der Zubereitung des Essens
© Julia Großmann/GEO.de

In Sambia haben wir Halbzeit: Das vierte von insgesamt acht Ländern ist erreicht. Die ersten Safari-Erlebnisse liegen hinter uns, und die Anfangshysterie bei den Tiersichtungen hat nachgelassen. Entsprechend entspannt fahren wir zum South Luangwa Nationalpark in Sambia, nicht ahnend, dass dieser alle bisherigen Tiererlebnisse in den Schatten stellen wird. Rund zwei Stunden dauert die Fahrt von der Stadt Chipata bis zu den Toren des größten Nationalparks im östlichen Sambia. Auf einem Plateau oberhalb des Luangwa-Flusses kommen wir zum Stehen. Die Nachmittagssonne setzt bereits zum Untergang an, auf der gegenüberliegenden Flussseite erhascht ein Krokodil das letzte Licht des Tages, unweit des Trucks grast ein Flusspferd, und in der Ferne brüllen die Löwen. Wir sind im sogenannten "Wildlife Camp" des Parks gelandet, und es wird schnell klar: Der Name ist Programm.

Die Tiere des über 9000 Quadratkilometer großen Parks kennen keine Zäune und den Menschen nicht als natürlichen Feind. Nur so ist es möglich, dass wir Teil ihrer Umgebung werden. In erster Reihe zum Luangwa-Fluss, dem größten, intakten Flusssystem im südlichen Afrika, schlagen wir unsere Zelte auf. Schon bei der abendlichen Safari erleben wir die Artenvielfalt, für die der Park bis über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist: Ein Löwen-Rudel mit Jungtieren liegt mitten auf der Straße und sammelt Kräfte für die anstehende Jagd, Hyänen und Geier machen sich an den Überresten eines Gnus zu schaffen, und Pythons verdauen zusammengerollt ihre Beute in den Baumwipfeln. Das Gesamterlebnis South Luangwa zieht sich auch durch die Nacht. Die Geräuschkulisse ist so imposant, dass unsere Ohren überfordert sind, die verschiedenen Laute einzuordnen. Mal meinen wir, einen Löwen gehört zu haben, mal sind wir überzeugt davon, dass sich ein Elefant unweit des Zeltes aufhält, aber vielleicht ist es auch nur Illusion. Am nächsten Morgen bin ich mit der Sonne wach und gehe zum Truck - und stolpere über den Fußabdruck eines Elefanten. Also doch!

Natur erleben: Am Ende liegt der Berg

Als der Tafelberg sich am Horizont immer deutlicher abzeichnet, wird er zum Sinnbild für das Ende unserer Reise. Schnell wird klar: Das letzte Etappenziel unserer Reise ist die Besteigung des Wahrzeichens von Kapstadt. Eine Woche warten wir auf den perfekten Tag für die rund zweistündige Wanderung zum Plateau, dann ist der Morgen gekommen, an dem es windstill ist und die Sonne alle Wolken beiseitegeschoben hat. Imposant und mächtig thront der Tafelberg über der südafrikanischen Millionenmetropole. Wir brauchen länger als gedacht zu dem steinigen Pfad, der uns an einer Steilwand hinauf führen soll, und die Mittagssonne wird den Aufstieg nicht leichter machen Trotzdem laufen wir los. Schon nach wenigen gleichen die Straßenschluchten Kapstadts kleinen Rissen in der Erdoberfläche; der Hafen - einer der größten Handelshäfen weltweit - füllt scheinbar nur einen kleinen Teil der gewaltigen Bucht, in deren Schutz die Stadt liegt.

Der Aufstieg ist mühsam, im zick, zack führt der schmale Weg immer weiter hinauf. Schattenspendende Plätze sind rar gesät, doch wir nutzen jeden, um immer wieder den Ausblick zu genießen und dieses gewaltige Naturbauwerk zu begreifen. Wir haben schon viel von der "Aura" des Tafelbergs gehört und gelesen, aber wir verstehen erst jetzt, was damit gemeint ist. Mag es aus der Ferne noch so aussehen, als wäre der Tafelberg nur ein Teil von Kapstadt, so denken wir bei der Wanderung, dass es wohl eher umgekehrt ist. Oben angekommen, hat sich das Wetter gehalten, wir erleben einen der wenigen Tage im Jahr, an denen kein Wolkenband die Hochebene bedeckt, und haben einen freien Blick. Auf der einen Seite liegt uns Kapstadt zu Füßen, auf der anderen erstreckt sich das tiefe Blau des Ozeans bis zum Horizont. Durchsetzt von steinigen Schluchten, zieht sich das Plateau des Tafelbergs entlang der Küste und formt die 12 Apostel, die den Weg zum Kap der Guten Hoffnung säumen. Für uns vereint der Tafelberg alle Charaktereigenschaften der afrikanischen Landschaften, die wir auf unserer Reise gesehen haben: Er ist grün, aber auch steinig und staubig, er ist mächtig und bietet einen Blick in die Ferne. Vor allem aber bewirkt der Tafelberg, dass man erlebt und versteht, wie gewaltig die Natur und wie klein der Mensch sein kann.

Afrika: Nach zwei Monaten Afrika ist das Ende des Kontinents erreicht: Das Kap der guten Hoffnung
Nach zwei Monaten Afrika ist das Ende des Kontinents erreicht: Das Kap der guten Hoffnung
© Julia Großmann/GEO.de

Reisen mit dem Overland Truck

Was ist ein Overland Truck?

Neben gut ausgestatteten Allradautos sind Overland Trucks die einzigen Fahrzeuge auf den entlegenen Straßen Afrikas. Die Fahrerkabine gleicht der eines ganz normalen Lastwagens. Statt der Ladefläche haben die Overlander eine Fahrgastkabine, in der internationale Gäste, Zelte, Matratzen, Campingstühle und Küchenutensilien Platz finden. Die Trucks fungieren als Transportmittel für Reisende, die den Schwarzen Kontinent relativ ungebunden kennenlernen möchten. Die Routen sind festgelegt, ebenso die Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Strecke. Ob und welche Aktivitäten die Reisenden an den Stopps wahrnehmen möchten, ist ihnen selbst überlassen.

Wer fährt mit dem Overland Truck?

Die Gruppen sind bunt gemischt, was Herkunft und Alter angeht. Die Truck-Sprache ist meist Englisch, einige Anbieter haben auch Touren in deutscher Sprache im Angebot. Die Gruppen werden immer von einem Fahrer und einem Koch begleitet, die gleichzeitig als Reiseleiter agieren.

Welche Routen gibt es und wie buche ich?

Reisende haben alle Möglichkeiten. Die Trucks fahren festgelegte Routen - von Kairo nach Kapstadt oder von Nairobi nach Victoria Falls. Man kann über Start- und Endpunkt der Tour selbst bestimmen, manche steigen nach zehn Tagen aus und verbringen noch einige Zeit am Strand, andere steigen erst zwischendrin zu, wieder andere fahren die ganze Strecke mit.

Es gibt mehrere Unternehmen, die alle verschiedene Routen anbieten. Die Autorin war mit Nomad Adventure Tours unterwegs. Weitere Veranstalter sind beispielsweise Acaica Africa und Dragoman. Je nach Anbieter gibt es mehrere Übernachtungsmöglichkeiten: Campen oder Lodges und Hotels mit unterschiedlichen Preisen. Einige Nationalparks und Ausflüge sind bereits im Tour-Programm inbegriffen, andere lassen sich optional vor Ort dazu buchen oder selbstorganisieren.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel