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Tag 1: Lissabon von einst
Erster Tag. Pflastermüde wird niemand in der Stadt der sieben Hügel. Dafür sind die Ornamente ihrer steilen Gassen viel zu kunstvoll und treppauf, treppab halten Kirchen, Paläste und bunt geflieste Fassaden die Geschichte von Jahrhunderten wach. Der Fado vertont dazu die Sehnsucht.
STUFENMODELL
Wir schreiten über Wellen und Windrosen, Schiffe und Sterne, folgen mal geraden, mal verschlungenen Linien- faustgroße dunkle Basaltklötzchen zeichnen Ornamente in das helle Lissaboner Straßenpflaster. Die Calçada Portuguesa ist eine Form der Straßenmalerei, ein Kunstwerk, das man mit Füßen tritt. Es adelt die Schritte der Gehenden. Schon vor mehr als 500 Jahren wurden die ersten Straßen der Stadt so kunstvoll gepflastert, die schönsten Werke der Calceteiros entstanden im 19. Jahrhundert. Die Straßentattoos sind auch eine Huldigung an die Kunst des Flanierens, und so klettert man die unzähligen Treppen andächtig mit gesenktem Haupt auf und ab. Lissabon erstreckt sich über sieben Hügel, es ist eine Stadt der Stufen. Um eine Pause zu machen auf den Wegen zwischen Unter- und Oberstadt, stärken wir uns in einer Pastelaria auf einem Treppenabsatz. Wir nippen an einer bica, dem für Portugal typischen Espresso, einer Pfütze würzigen Kaffees, die man aus winzigen, dickwandigen, immer sehr heißen Tassen trinkt, und begreifen, dass Lissabons Treppen in Wahrheit seine Gassen sind.
IN DIE GESCHICHTE BLICKEN
Wer ständig aufsteigt, möchte irgendwann oben stehen. Und während sich Touristen aus aller Welt in den eisernen ELEVADOR DE SANTA JUSTA
quetschen (Rua de Santa Justa/Ecke Rua de Oura), folgen wir den Stufen durch das Kloster MOSTEIRO DE SÃO VICENTE DE FORA (Largo de São Vicente). Die Kirche ist ein Symbol für die Zähigkeit Lissabons, hier wurden im 12. Jahrhundert die maurischen Besatzer besiegt, das Kloster überstand sogar das große Erdbeben von 1755. Wir passieren die Sarkophage portugiesischer Könige, ein Marmorengel trauert davor, und erreichen die Dachterrasse. Einen wundervollen Blick haben wir von hier oben: auf den Tejo und die weiße Kuppel des Seefahrermonuments PANTEÃO NACIONAL und auf die FEIRA DA LADRA. Sie gilt als einer der ältesten Flohmärkte Europas und war einst Umschlagplatz für Diebesgut (beides am Campo de Santa Clara). Vom Dach zeigt sich eine weitere Eigenheit dieser Stadt: Sie hat kein Zentrum, keine spektakulären Hochhäuser, keine weiten Plätze. Zu unseren Füßen knäueln sich die Gassen der ALFAMA, und wir machen uns auf den Weg in die historische Altstadt, vorbei an einem Stadtpalais aus dem 18. Jahrhundert, in dessen Innenhof es eine SNACK-BAR mit den typischen Tapas gibt, etwa panierten Geflügelwurstbällchen ("Alfândega no Museu", Largo das Portas do Sol 2, Tel. 21-881 46 45). Ein kleines Museum zeigt hier portugiesisches Design und Kunsthandwerk.
SICH TREIBEN LASSEN
Die Alfama ist der Stadtteil, in dem Lissabon dem eigenen Klischee zu entsprechen scheint, die Tram quietscht durch enge Gassen, schmale Häuser lehnen sich aneinander, von aufwändig geschnitzten Holztüren blättert der Lack, die gefliesten Fassaden stehen seltsam schräg in den steilen Straßen, wie sinkende Boote. Während der maurischen Herrschaft war die Alfama das Zentrum der Stadt. Doch ab dem 17. Jahrhundert zogen die wohlhabenden Portugiesen einfach fort, nach Westen, in Stadtteile wie die elegante BAIXA oder in das weit entfernte, in anmutiges Grün aus Rhododendren und Palmen eingebettete BELÉM. Die Alfama entwickelte sich zum Wohnort der Armen, der Stadtteil verfiel, wurde zum Ruinenfeld, in dem es abends dunkel blieb und düster wurde. Ihre Wiederauferstehung begann nach dem Ende der Salazar-Diktatur in den frühen Achtzigerjahren. Häuser wurden saniert, Plätze wiederhergestellt. Inzwischen gibt es hier zahlreiche Kneipen und Restaurants. Und wer mit der Tram der Linie 28 durch die Alfama schaukelt, möchte ständig aussteigen und entdecken. Wir lassen uns durch die Gassen treiben, essen im RESTAURANTE SANTO ANTÕNIO DE ALFAMA (Beco de São Miguel 7, Tel. 21-888 13 28, www.siteantonio.com) mit anfänglicher Skepsis und zunehmender Begeisterung eine Portion blauen Haifisch. Das zweigeschossige, mit gerahmten Fotos von Schauspielern geschmückte Restaurant liegt so abgeschieden am Ende einer Treppe, dass kaum ein Fremder es findet. Später begrüßen wir den Abend in der Bar BELA VINHOS E PETISCOS (Rua dos Remédios 190, Tel. mobil 96-467 09 64) mit einer kalten Flasche Superbock; sonntags treten hier auch Fado-Sänger auf.
DER WEHMUT LAUSCHEN
Der Fado entstand nicht nur in der Alfama, sondern auch im benachbarten MOURARIA, ebenfalls ein Maurenviertel. Dort leben in beengten Verhältnissen Einwanderer aus den ehemaligen portugiesischen Kolonien Macao und Mosambik, Goa und den Kapverdischen Inseln. Mouraria, in eine Bergflanke gepresst, erinnert an die Souks Nordafrikas, verwinkelt, eng, laut. Lehmbraun sind die Mauern, die Türen scheinen aus Treibholz gehämmert, dazwischen glühen lilafarbene Klematis und rosarote Bougainvillea. Aus offenen Fenstern wehen afrikanische Liedfetzen. Winzige Läden bieten Früchte an, kleine, aber sehr saftige Orangen, große Quitten und gelbe Nêspera, die in Farbe und Form Aprikosen ähneln, aber süß-säuerlich schmecken. Andere Auslagen offerieren Glasvasen, Marien-Statuen als Kerzen, Bilderrahmen und Fotoalben, die das Leben von Unbekannten zeigen. Im Gewirr dieser Gassen und Treppen mischten sich vor einigen hundert Jahren die melodramatischen Liebeslieder der Mauren und Juden mit portugiesischen und brasilianischen Volksweisen: Daraus entstand der Soundtrack der Stadt - der Fado. Die Lieder handeln von Liebe, vor allem der unglücklichen, kreisen um Sehn sucht und Heimweh. Auf Portugiesisch gibt es für diese Gefühlsmischung sogar ein Wort: saudade.
Es lässt sich am ehesten übersetzen mit Wehmut und Weltschmerz. Einige Schelme behaupten allerdings, saudade beschreibe, wie sich der Winter in Lissabon anfühlt, wenn bei 12 Grad der Wind durch die Gassen fegt und man bis auf die Knochen durchfriert in der feuchten Altstadt-Wohnung ohne Heizung. Ein Gespür für den Fado, für die vertonte saudade, bekommt man am besten in einem Lokal wie dem SÃO CRISTÓVÃO (Rua de São Cristóvão 28-30, Tel. mobil 91-475 21 02). Die Kaschemme mit kapverdischer Küche - köstlich: vegetarische Maisteigtaschen pastel de milho und der angolanische Geflügeleintopf muamba de galinha - liegt auf der Grenze zwischen Alfama und Mouraria. Hier spielt man seit mehr als 30 Jahren den traditionellen Fado, begleitet wird der Sänger von mindestens zwei Gitarristen, oft hält ein akustischer Bass die Melodien zusammen, die in langen Strophen vorgetragen werden. Wer sich auf die unvergleichliche Stimmung in dem kleinen Lokal einlassen kann, verbringt hier einen beglückenden Abend, zu dem er unbedingt mehrere Gläser ginjinha trinken sollte, denn der süße Kirschlikör ist der perfekte Begleiter für so viel professionell vorgetragenen Trübsinn. Wem der Fado aber zu sehr aufs Gemüt schlägt, der macht sich über die nahe Treppe auf den Weg in Richtung des CASTELO DE SÃO JORGE, der respektheischenden mittelalterlichen Zita delle mit ihren Zinnen und Türmen hoch über der Stadt, und nimmt dort einen Drink auf der 1000 Quadratmeter großen Terrasse des Clubs PORTAS DO SOL (nahe dem Aussichtspunkt Largo das Portas do Sol, an dem einst eines von sieben Stadttoren stand). Von hier genießen wir eine großartige Aussicht über die im Dämmerlicht leuchtenden Dächer. Und lassen einen Tag im Auf und Ab der Hügelstadt ausklingen. Tram an der Rua Paiva de Andrade Pflasterornamente Die Rua Augusta bei Nacht Hieronymus-Kloster
KOSTEN FÜR DIESEN TAG (PRO PERSON):
Tageskarte für die Straßenbahn 3,95 Euro
Bica auf der Treppe 0,60 Euro
Tapas in der "Alfandega Menü im "Santo Antonio de Alfama" 15,00 Euro
Flasche Superbock von "Bela Vinhos e Petiscos" 2,50 Euro
Abendessen im "São Cristóvão" 12,00 Euro
Eintritt ins Mosteiro de São Vicente de Fora 4,00 Euro
Tag2: Lissabon von heute
Zweiter Tag. eine schwarze Bica für den Weg und dann hinein ins Jetzt: zum Modemuseum und danach zu Jeff Koons bummeln, Stockfisch-Strudel essen und tanzen gehen
TARTE AN DER THEKE
Frühaufsteher nehmen ihre Bica am besten in den Cafés, in denen die Angestellten auf dem Weg zur Arbeit schnell noch einen Kaffee kippen. Unser Favorit: BOTICA DO CAFÉ (Rua Sampaio Bruno 26, Tel. 21-385 38 68) im Stadtteil Estrela. Ein unscheinbares Haus, ein paar Stehtische, eine Glastheke, viel Deko-Kitsch und großartiges Gebäck. Stockfischbällchen sollte man nur hier essen, unvergleichlich gut sind der folar, ein schlichter Hefekuchen, und die tarte de amêndoa e cerejas, Mandelkuchen mit Kirschen. Das POIS CAFÉ (Rua São João da Praça 93-95, Tel. 21- 886 24 97, www.poiscafe.com) in der Alfama öffnet erst um 11 Uhr. Es wird von zwei Österreicherinnen betrieben, die sich rühmen können, Portugal mit alpenländischen Spezialitäten wie Apfelstrudel vertraut gemacht zu haben. Mittags gibt es austroportugiesische Fusion-Küche, etwa warmen Stockfisch-Strudel.
KUNST UND SNEAKERS
Dieser Tag gehört dem Bummeln und Amüsieren - mit Abstechern zum Beispiel ins 2009 neu eröffnete Design-und Mode-Museum MUDE (Rua Augusta 24, www.mude.pt) im zentral gelegenen Viertel BAIXA. Die Sammlung mit Möbel-Ikonen von Charles Eames, Arne Jacobsen und Philippe Starck sowie Mode von Jean Paul Gaultier, Christian Dior und Vivienne Westwood gilt als eine der bedeutendsten in Europa. Kunstliebhaber nehmen die Straßenbahn der Linie 15 und fahren zum MUSEU COLECÇÃO BERARDO (Praça do Império, www.museuberardo.com) im Vorort BELÉM. Am Ufer des Tejo, wo einst der Seefahrer Vasco da Gama in die Welt hinausfuhr, hängen heute Werke von Künstlern wie Pablo Picasso, Salvador Dalí, Joan Miró und Jeff Koons - das erst vor fünf Jahren eröffnete Berardo gehört mittlerweile zu den wichtigsten Museen für moderne Kunst. Zum Mittagessen geht es zu rück in die Innenstadt, ins schick restaurierte Viertel CHIADO. Im CANTINHO DAS FREIRAS (Travessa do Ferragial 1, Tel. 21-324 09 10) servieren Nonnen bodenständige portugiesische Küche, ein Zwei-Gang-Menü gibt es schon für acht Euro. Und der Blick von der Dachterrasse im fünften Stock, auf der sich Balletttänzer und Sänger der nahen Staatsoper entspannen, raubt uns die Worte. Der Nachmittag ist die beste Zeit zum Shoppen. Die Sonne neigt sich und brennt nicht mehr steil in die engen Gassen etwa des Viertels BAIRRO ALTO. Und: Viele der Trendläden mit ausgefallenen Designer-Klamotten, Edel-Sneakern oder ausgesuchtem DJ-Vinyl machen erst gegen 16 Uhr auf, schließen dafür aber spät in der Nacht. Gute Ausgangspunkte sind auf jeden Fall die Straßen RUA DA ROSA und RUA DO NORTE.
GRÜNE PAUSEN
Von hier ist es nicht weit bis zu einigen der schönsten Orte Lissabons, etwa dem JARDIM BOTÁNICO DA UNIVERSIDADE DE LISBOA (zwischen Rua do Salitre und Rua da Escola Politécnica): Wir essen im Schatten einer Palme ein Käsesandwich vom Snack-Wagen. Etwas weiter entfernt, im Stadtteil Belém, nahe dem Flussufer, liegt neben dem Palast des Staatspräsidenten das MUSEU NACIONAL DE ARQUEOLOGIA an einem kleinen Park mit rechtwinklig angelegten Wegen, Hecken und einem großen Springbrunnen. An Wochenenden ergattert man nur mit Glück einen Platz. Unter der Woche aber ist dies einer der schönsten Picknick-Spots der Stadt (Rua Bartolomeu Dias, Tram-Station Centro Cultural de Belém). Im CENTRO CULTURAL gönnen wir uns eine Pause in der günstigen Snackbar. Ihrem Kantinen-Charme entkommen wir, weil wir unser Essen auf orangefarbenen Tabletts hinaus in den kleinen Garten des Kulturforums tragen. Dort rasten wir mit Blick auf den Tejo. Wer nicht so weit fahren will, lässt sich am Platz MIRADOURO SANTA CATARINA zwischen den oft und trinkt das mitgebrachte Bier auf dem sonnenwarmen Pflaster. Oder setzt sich auf die Terrasse des NOOBAI CAFÉ (www.noobaicafe.com, Tel. 21- 346 50 14) hoch über dem Tejo. Bei einem Glas Sangria mit frischer Minze und Sekt lassen wir unseren Blick in den roséfarbenen Abendhimmel fallen, im Hintergrund bläst ein Straßenmusiker ins Saxofon - besser kann man sich nicht auf das Nachtleben einstimmen.
TANZEN AM TEJO
Trendbewusste Nachtschwärmer ziehen zum Ufer des Tejo. Der CAIS DO SODRÉ
ist der frühere Rotlichtbezirk der Stadt. In den ehemaligen Stripclubs und Puffs eröffnen derzeit immer mehr neue Restaurants, Bars und Musikclubs. Das IBO 22 (Cais do Sodré, Tel. 21-342 36 11,
www.ibo-restaurante.pt), benannt nach einer Insel an der Nordküste Mozambiques, wirbelt afrikanische und portugiesische Kücheneinflüsse zu überraschenden Mixturen zusammen, etwa Tintenfischfilet mit Bohnen und Korianderreis. Durch große Fenster kann man aus dem klar schwarz-weiß eingerichteten Restaurant, das in einem ehemaligen Salzlager Quartier bezogen hat, die Blicke über den Tejo schweifen lassen - oder man isst an lauen Sommerabenden gleich auf der Terrasse. Am Fluss hat sich eine neue Generation von Fado-Sängern etabliert, es sind Sängerinnen wie Ana Mouna, Mariza und Sara Tavares.
Mit ihrer Neu-Interpretation der heimischen Volksmusik treten sie inzwischen auf internationalen Bühnen auf. Tavares zum Beispiel, Tochter kapverdischer Einwanderer, mischt den portugiesischen Weltschmerz mit Funk, Pop und Afrobeat zu einem ganz eigenen Musikstil. Für "Manso, Manso" ("Sanft, ganz sanft") von ihrem Album "Xinti" etwa ist die heute 34-Jährige mit dem Aufnahmegerät durch die Stadt gelaufen und hat Straßengeräusche eingefangen. Dieser junge Fado wird nicht in den Spelunken der Alfama gespielt, sondern vor allem hier, am Ufer des Tejo, das sich die Bewohner der Stadt allmählich wieder aneignen. Tavares spielt häufiger in der FÁBRICA DO BRAÇO DE PRATA (Rua da Fábrica de Material de Guerra 1, Tel. mobil 96-551 80 68, www.bracodeprata.net), einer ehemaligen Munitionsfabrik. Wer tanzen möchte, muss Geduld aufbringen. Clubs wie das MUSICBOX (Rua Nova do Carvalho 24, Tel. 21-347 31 88, www.musicboxlisboa.com) des bekannten portugiesischen Musikers Alex Cortez - er spielte bereits in den Achtzigern mit seiner Band "Rádio Macau" in damals noch sehr ranzigen Tanzlokalen am Cais do Sodré - sind erst gegen drei Uhr morgens gut gefüllt. Die Zeit bis dahin überbrücken wir ohne Probleme, etwa in der Bar des Kulturzentrums PENSÃO AMOR (Rua do Alecrim 19, Tel. 21- 314 33 99). In diesem "Liebesnest", so die freie Übersetzung, sollen sich früher Seeleute mit Prostituierten vergnügt haben. Heute gibt es in dem weitläufigen Gebäude eine Auswahl an Tanzflächen mit besonders fetten Beats, schicken Lounges und Szene-Bars. Da wir vor 22 Uhr ankommen, müssen wir nicht lange anstehen. Noch ein Tipp für zwischendurch: In der Bar SOL E PESCA (Rua Nova do Carvalho 44, Tel. 21- 346 72 03), früher ein Geschäft für Anglerbedarf, werden Sardinen in Dosen verkauft und mit frischem Brot direkt aus der Konserve gegessen. Und das Bier kostet nur zwei Euro.
KOSTEN FÜR DIESEN TAG (PRO PERSON):
Tageskarte für die Straßenbahn 3,95 Euro Zwei Kaffee und zwei Pastel Nata im "Botica do Café" 3,20 Euro
Shopping-Ausflug ?
Eintritt ins Museu Berardo 0,00 Euro
Picknick in einem der Parks, Eintritt ist jeweils frei 3,00 Euro
Abendessen im "Ibo" 25,00 Euro
Eintritt in die Fábrica do Braço de Prata 5,00 Euro
Sardinen und Bier im "Sol e Pesca" 6,00 Euro
Tag 3: Lissabon Seebad
Dritter Tag. Mit der Metro geht’s ans Meer: Im Vorort Estoril genießen die Lissaboner traditionell ihre Sommerfrische in den Wellen des Atlantiks. Ein Kopfsprung im Strandbad gehört ebenso dazu wie eine Stippvisite im Grandhotel - und natürlich eine amtliche Portion vom besten Eis Portugals
STRANDGEFLÜSTER
Der Wind weht den Duft von Salz und Tang in die Stadt, mitunter fällt einem eine Miesmuschel vor die Füße, wenn zwei Möwen in der Luft darüber in Streit geraten: Lissabon ist eine Stadt am Meer, auch wenn sie rund zehn Kilometer hinter der Atlantikküste liegt. An den Wochenenden machen sich viele Städter auf zum Wasser, vom Bahnhof SANTA APOLÓNIA rumpeln die gelb-grün-silbernen Vorortzüge. Es empfiehlt sich, in SÃO JOÃO DO ESTORIL auszusteigen. Wir spazieren durch einen gepflegten Vorort hinab zum Meer und folgen dann einem Weg, der über die Steilküste führt und an vielen Stränden entlang. Zwischendurch kann man sich stärken, etwa in der BAR DA PISCINA ATLÃNTICA (Praio do Tamariz). Estoril, einst ein feines Seebad, ist heute der ideale Ort, um im Sand alle viere von sich zu strecken. Hier weht eine angenehme Brise, das Wasser wird selbst im Hochsommer kaum wärmer als 19 Grad, deshalb gehen die meisten eher in die PISCINAS am Strand, eines der schönsten Meerbäder findet sich an der Haltestelle ESTORIL (südl. der Avenida Marginal).
GRANDHOTEL UND EISCREME
In der Nähe des Bahnhofs von Estoril steht das legendäre Grandhotel PALÁCIO, ein weißer Prachtbau, in dem während des Zweiten Weltkriegs Europas Intellektuelle Zuflucht suchten und auf eine Passage nach Amerika warteten. Im SANDALWOOD CAFÉ des Spa-Bereichs (www.palacioestorilhotel.com, Tel. 21-465 86 00), das auch für Nicht- Hotelgäste geöffnet ist, servieren sie hervorragende Avocado-Hühnchenbrust-Sandwiches. Ein Stück weiter bauen die Kinder Burgen, Mama liegt auf dem Badehandtuch, Papa steht mit Handy am Ohr in der Schlange vor einer Eisdiele. Zu einem Besuch in Estoril gehört immer ein Eis von ATTILIO SANTINI
(Rua Nova da Estaçao 5). Seit 1949 verkauft die Familie des italienischen Einwanderers am Tamariz-Strand Fruchteis, die Rezeptur sei "das bestgehütete Geheimnis Portugals", sagt Besitzer Eduardo Santini Fuentes und zwinkert. HERZMUSCHEL ZUM SCHLUSS Wenn die Sonne sich neigt, füllen sich die Bars und Restaurants an der Strandpromenade. Hier gibt es recht günstige und gute Muschel- und Fischgerichte. In der BAIUKA BAR (Praia Moita, Cascais, Tel. 21-486 22 37) zum Beispiel Herzmuscheln in Weißwein-Olivenöl-Sud (amêijoas à bulhão) mit Blick auf die Wellenreiter. Wir ziehen uns unterm Tisch die Schuhe aus und stoßen an auf eine Stadt, die - dem Fado zum Trotz - wirklich kein Kind von Traurigkeit ist.
KOSTEN FÜR DIESEN TAG (PRO PERSON):
kleines Frühstück auf dem Weg zum Bahnhof 5,00 Euro
Fahrt mit der S-Bahn 7,20 Euro
Eintritt ins Schwimmbad 5,00 Euro
Muscheln und Bier in der "Baiuka Bar" 20,00 Euro
ein großes Eis bei "Santini" 3,00 Euro
Überfahrt mit der Fähre 4,00 Euro
Abendessen im "Ponto Final" 20,00 Euro
Übernachten
Wer viel erlebt, muss irgendwann mal schlafen - am besten in diesen Unterkünften, die Stil und Klasse in allen Preisklassen offerieren.
MIT WG-FEELING
Wer ein günstiges Mehrbett-Zimmer sucht, übernachtet im gut gelegenen Hostel THIS IS LISBON (ab 18 Euro). Das große, rosafarbene Haus steht unterhalb des Kastells, von der Dachterrasse hat man einen schönen Blick auf die Stadt. Beliebt sind die charmanten Doppelzimmer mit Holzfußböden und rot-weiß bezogenen Betten vor allem bei jungen Leuten, aber auch ältere Reisende sind willkommen. Rua da Costa do Castelo 63, Tel. 21-801 45 49, www.thisislisbonhostel.com, DZ/F ab 65 Euro
MIT PRIVAT-AUDIENZ
Zahlreiche möblierte Wohnungen in verschiedenen Stadtteilen vermittelt der Architekt Pedro Rogado über seine (etwas unübersichtliche) Website www.rogrent.org, meist Altbauten, oft großzügig geschnitten, mit Dielenboden, sehr persönlich eingerichtet, viele, etwa FUNKY HOUSE 4, bieten tolle Ausblicke und sind trotzdem sehr günstig. Ab 68 Euro pro Nacht für zwei Personen
MIT FAMILIEN-GESCHICHTE
Der Großvater des heutigen Hoteliers baute einst das Haus für seine achtköpfige Familie, und die modern-gemütlichen Zimmer sind nach ihren früheren Bestimmungen benannt. Beim Frühstück auf der Dachterrasse sieht man den glitzernden Fluss, im Aufenthaltsraum gibt’s viel zu schmökern, und zentral liegt das ausnehmend freundliche B & B THE HOUSE außerdem. Travessa do Pinheiro 11, 4. Stock, Tel. 21-804 20 43, www.thehouse.pt, DZ/F ab 75 Euro
MIT AUTOREN-AURA
In Zimmer 201 wohnte einst der berühmteste Dichter Portugals, Fernando Pessoa. Heute präsentiert sich das LX BOUTIQUE HOTEL mit aufwendig renovierter klassischer Fassade, kleinen Zimmern mit dezent farbigen Wänden und schönen Details, etwa geblümten Polstermöbeln. Von der Dachterrasse fällt der Blick auf den Fluss. Kleiner Nachteil: Der nahe Cais do Sodré ist eine der Hauptverkehrsadern der Stadt. Rua do Alecrim 12, Tel. 21-347 43 94, www.lxboutiquehotel.pt, DZ ab 95 Euro
MIT PARK-BLICK
Das Design dominiert im FONTANA PARK HOTEL, viel strenges Schwarz, aber zum Glück neigen Frühstück und Service nicht zum Minimalismus. Naherholung ist inbegriffen: Der Park Eduardo VII liegt nur wenige Schritte entfernt. Rua Eng. Vieira da Silva 2, Tel. 291 72 42 07, www.fontanapark-hotel.com, DZ ab 99 Euro
Lesetipps Lissabon
Man sieht nur, was man weiß. Kleine literarische Vorbereitung auf Lissabon
WAS DER TOURIST SEHEN SOLLTE
von Fernando Pessoa, TFM-Verlag, 14,80 Euro. Ein kleiner Reiseführer aus dem Nachlass des großen Dichters, wohl 1925 geschrieben. Verständlicherweise nicht mehr ganz aktuell, aber für Liebhaber unabdingbar
LISSABON. EINE LITERARISCHE EINLADUNG
herausgegeben von Gaby Wurster, Verlag Klaus Wagenbach, 15,90 Euro. 29 kurze Texte verschiedener Schriftsteller, die ein atmosphärisch eindrückliches Stimmungsbild der Stadt am Tejo entwerfen
LISSABON. MM-CITY
von Johannes Beck, Michael Müller Verlag, 15,90 Euro. Auf fünfzehn unterhaltsame Touren nimmt der Autor seine Leser mit in diesem Reisehandbuch, das auch einen soliden Informationsteil enthält
LISSABON. BAEDEKER ALLIANZ REISEFÜHRER
von Eva Missler, Baedeker, 17,95 Euro. Der Klassiker für Bildungsreisende, knapp 300 Seiten Überblick und Info, dazu Stadtpläne