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Madeira Auf zu neuen Ufern

Madeira hat die steilsten Klippen Europas und das bekannteste Schiff der Musikgeschichte zu bieten sowie ein Rodelgebiet, das ganz ohne Schnee auskommt. Unsere fünf Tipps für die portugiesische Insel

In die Körbe, los!

Um beim Rodeln so richtig in Fahrt zu kommen, braucht es auf Madeira keinen Neuschnee. Hier steigt man einfach auf einen Korbschlitten. Der besteht aus einem gewöhnlichen Korbsessel, der auf Holzkufen befestigt ist und 1850 erfunden wurde, um Pilgern und Händlern den steilen Abstieg vom Pilgerort Monte in die Hauptstadt Funchal zu erleichtern. Seither fahren die elegant gekleideten "Carreiros" Touristen und Einheimische die glattgeteerten Straßen nach Funchal herunter, denn die Fahrer wissen genau, wie man einen Korbschlitten lenkt und vor allem bremst. Die Strecke von Monte nach Funchal ist kurvenreich: Auf rund zwei Kilometern windet sich die schmale Straße ins Tal hinab, bis zu 40 km die Stunde schnell können die Korbschlitten dabei werden. Ganz günstig ist der Spaß nicht, ein Platz im Doppelsitzer kostet 25 Euro. Die Korbschlittenstation befindet sich direkt unterhalb der Kirche Nossa Senhora do Monte.

Madeira: Bis zu 40 Kilometer die Stunde können die Korbschlitten erreichen
Bis zu 40 Kilometer die Stunde können die Korbschlitten erreichen
© Christoph Pfaff

Den ältesten Lorbeerwald der Welt erwandern

Abertausende moosbewachsene, knorrige Baumstämme formen das einzige UNESCO-Weltnaturerbe Madeiras: den Laurisilva-Wald. An manchen Stellen sind die Lorbeergewächse so sehr miteinander verwachsen, dass die Sonne kaum durch das Blätterdach dringt. Kleine Bächlein und Bewässerungssysteme aus dem 15. Jahrhundert durchziehen das verwunschene Waldgebiet, das fast 20 Prozent der gesamten Insel bedeckt. Um den letzten Lorbeerwald dieser Art kennenzulernen, muss man die Wanderschuhe schnüren. Anfänger und Familien gehen am besten auf dem Umweltpfad "Percurso Ambiental". Er führt vorbei an den wichtigsten Baumarten des Waldes und dauert rund eine Stunde. Startpunkt ist das Forsthaus des kleinen Ortes Ribeiro Frio.

Türen gucken in Funchal

Heruntergekommen waren die Türen der Altstadthäuser von Funchal. Eigentlich schade, befanden die Bewohner des Viertels. Im Jahr 2010 formte sich aus der Idee, etwas verändern zu wollen, der Kunstverein "artE de pOrtas abErtas". Seitdem bemalen Bewohner, Künstler, aber auch Besucher nach und nach die Haustüren der Altstadt. Viele Hausbesitzer verewigten sich selbst auf ihren Türen, andere wählten abstrakte Farbformationen oder zeichneten Landschaften. Inzwischen kann man hier auch einige Kunstinstallationen bewundern, so schmücken beispielsweise Hunderte kleine Tonköpfe den Eingang zur Rua Santa Maria 41.

Alle Türen, Adressen und Informationen zu den Künstlern gibt es unter: www.arteportasabertas.com.

Über den Klippenrand schauen

Madeira: Die Südküste Madeiras bietet einige schöne Aussichten
Die Südküste Madeiras bietet einige schöne Aussichten
© Christoph Pfaff

Am Cabo Girão reihen sich die höchsten Klippen Europas aneinander. Fast 600 Meter sind sie hoch und seit 2012 um eine Attraktion reicher: den Skywalk. Eine dicke Glasscheibe am Boden trennt die Besucher auf dieser Aussichtsplattform von dem spektakulären Abgrund. Doch der Ausblick lohnt: Sattgrüne Terrassenfelder ziehen sich bis zur felsigen Küste, an der sich die Atlantikwellen brechen. Wem das zu viel Nervenkitzel ist, der besucht einfach die naheliegende "alte" Aussichtsplattform und genießt einen ähnlichen Ausblick mit mehr Boden unter den Füßen.

Skywalk: Eintritt kostenlos; tägl. 8-20 Uhr

Auszeit mit prominentem Flair

Das ewig gute Klima, die Blütenpracht und die Abseitslage zum europäischen Festland haben Madeira in der Vergangenheit zu einem beliebten Rückzugsort für Prominente gemacht. Sissi versuchte sich hier von ihren Depressionen zu befreien, Winston Churchill entdeckte seine Liebe zur Malerei, und die ehemalige Jacht der Beatles fand hier ihre letzte Anlegestelle. Wer auf den Spuren der Superstars vergangener Zeiten wandeln möchte, muss sich nur wenige Kilometer aus Funchal herausbegeben - hier liegt das noble Reid’s Hotel, in dem schon Sissi oder Charlie Chaplin wohnten. Dem schottischen Gründer zu Ehren reicht man hier auch heute noch zwischen drei und halb sechs den "Afternoon tea". Ambitionierte Tänzer kommen etwas später zum "Dinner Dance" und fegen über das Parkett des Ballsaals wie einst George Bernard Shaw (www.reidspalace.com). Beatles-Fans müssen Funchal erst gar nicht verlassen, um ihren Idolen ganz nahe zu sein. Im Hafen dümpelt die Segeljacht "Vagrant", auf der die fünf Musiker einst versuchten dem Rummel zu entfliehen. Inzwischen ist das Boot nicht mehr seetauglich und beherbergt jetzt ein Restaurant: Zu mittelmäßiger Küche gibt es "Yellow Submarine" auf die Ohren – nur was für echte Fans (http://restaurantevagrant.com)!

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