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Madeira Wanderschuhe nicht vergessen!

Wandern und Madeira, das gehört zusammen wie München und das Oktoberfest. Unser Autor ist zwei der schönsten Inselrouten gelaufen und verrät, was es zu sehen gibt und was Sie beachten sollten

Inhaltsverzeichnis

Spaziergang durch Madeiras Märchenwald

Nach nur wenigen Schritten weichen die Autogeräusche vom Parkplatz am Naturschutzgebiet Rabaçal dem üppigen Klangteppich von Madeiras Natur: Von weit unten, aus dem dichten Grün des UNESCO-Weltnaturerbes, ist das Rauschen von Bachläufen zu hören, von oben zwitschern Vögel wirre Melodien aus den Baumkronen. Es ist das musikalische Vorspiel eines Halbtagesausflugs durch einen saftig-grünen Wald aus Moosen, Flechten und Farnen entlang der Levada das 25 Fontes.

"Levada", so werden auf Madeira künstlich angelegte Kanalläufe genannt, die bereits seit dem 15. Jahrhundert dem Wassertransport für landwirtschaftliche Zwecke dienen. Kreuz und quer verbinden sie den regenreichen Norden der Insel mit dem eher trockenen Süden. Einer der aussichtsreichsten Kanalläufe mit tollen Blicken auf Wasserfälle und das weite Tal Ribiera da Janela ist die Levada das 25 Fontes. Ziel der Wanderung ist ein natürliches Wasserbecken, in das die 25 Quellen stürzen. Mit meist ebenen Strecken handelt es sich – abgesehen von ein paar steilen Treppenabschnitten – um einen gemütlichen Spaziergang.

Madeira: Die alten Bewässerungssysteme durchkreuzen Madeira von Nord nach Süd
Die alten Bewässerungssysteme durchkreuzen Madeira von Nord nach Süd
© Christoph Pfaff
Madeira: Das Ziel der Wanderung ist das Wasserbecken der 25 Quellen
Das Ziel der Wanderung ist das Wasserbecken der 25 Quellen
© Christoph Pfaff

Die eigentliche Wanderung beginnt an der Casa do Rabaçal, einem alten Forsthaus, das vom Parkplatz über eine zwei Kilometer lange Teerstraße zu erreichen ist. Unten angekommen, bietet sich ein erster Abstecher zum Aussichtsbalkon des etwa 100 Meter hohen Risco-Wasserfalls an. Der anschließende Abstieg wird zum abwechslungsreichen Spaziergang durch einen wuchernden Märchenwald: Entlang bemooster Felswände, aus denen Frischwasser in die Levada plätschert, geht es über teils glitschige Steinstufen und kleine Bäche, unter schräg stehenden Baumästen hindurch und an gesicherten Abhängen entlang. Eine kurze Brücke durchquert eine bewachsene Felsschlucht, aus deren Steinwänden das Wasser in dünnen, durch die Sonne glitzernden Fäden in die Tiefe regnet.

Der schönste Ausblick über das grüne Tal zeigt sich nach dem anschließenden Aufstieg, bevor auf einem schmalen Steinvorsprung entlang der hüfthoch verlaufenden Levada ein wenig Balance gefragt ist. Nach einer guten Stunde ist schließlich das Wasserbecken der 25 Quellen erreicht.

Häuptling der sich hier ergießenden Wassermassen ist ein weiterer mächtiger Wasserfall, der in die Tiefe stürzt. Auch wenn man selten allein ist: Besonders zur Mittagszeit, wenn die Sonne über den Wasserfall in die sonst schattige Schlucht scheint, lohnt sich ein Picknick auf den warmen Steinen, bevor es auf gleichem Weg wieder zurück zur Casa do Rabaçal geht.

Infos zu der Wanderung

Start & Ziel: Forsthaus Casa do Rabaçal

Länge: 2,5 Kilometer (einfache Strecke)

Gesamtdauer: ca. 3 Stunden

Schwierigkeitsgrad: leicht

Anforderungen: Trittsicherheit, Schwindelfreiheit

Tipp: Von der Casa do Rabaçal fährt ein Shuttlebus zurück zum Parkplatz Rabaçal (3 Euro).

Unterwegs auf Madeiras Dächern

Das erste Erfolgserlebnis des Tages lässt nicht lange auf sich warten. Schon nach gut 50 Schritten ist der erste Gipfel erklommen. Zugegeben: Kein schwieriges Unterfangen, startet diese Ganztagswanderung doch an einem Parkplatz in rund 1.800 Metern Höhe, nur wenige Meter unter der Spitze von Madeiras dritthöchstem Berg Pico do Areeiro. Direkt dahinter wird die Wanderung jedoch deutlich anspruchsvoller: Auf dem Weg über den Pico das Torres zum höchsten Gipfel Pico Ruivo geht es mehrfach über Steintreppen bis zu 350 Höhenmeter auf und ab. Dafür bietet sich zu jeder Zeit eine fantastische Aussicht auf die Hochebene, die umliegenden Schluchten und – bei klarem Wetter – sogar auf den Atlantik an Madeiras Nord- und Südküste.

Ein kräftiger Wind pfeift über den kargen Bergkamm, der hinter dem Pico do Areeiro den ersten Streckenabschnitt bildet. Als die frische Brise für einige Sekunden nachlässt, herrscht eine einnehmende Stille. Nur das Klackern entfernter Wanderstöcke erinnert daran, dass diese Route eine der beliebtesten auf Madeira ist. Aber: Wer sein Wandertempo anpasst, muss keine Menschenmassen fürchten, sondern kann den Weg allein genießen.

Madeira: Hinter dem Kamm des Pico do Areeiro wird die Wanderung erst richtig anstrengend
Hinter dem Kamm des Pico do Areeiro wird die Wanderung erst richtig anstrengend
© Christoph Pfaff
Madeira: West- oder Ostflanke? Diese Frage sollte man sich spätestens an der entsprechenden Gabelung stellen
West- oder Ostflanke? Diese Frage sollte man sich spätestens an der entsprechenden Gabelung stellen
© Christopf Pfaff

Ausnahmen sind Anziehungspunkte wie die hölzerne Aussichtsplattform Miradouro Ninho da Manta, das "Bussardnest". Sie kommt bereits nach wenigen Hundert Metern mit herrlichem Tiefblick zum Vorschein. Bereits hier wird deutlich: Ein Mindestmaß an Schwindelfreiheit sollte vorhanden sein. Im Folgenden geht es links und rechts vom schützenden Geländer teilweise gnadenlos bergab. Der Pfad mit steilen Stufen ist schmal, Geröll macht den Weg etwas rutschig.

Dann wird es stockfinster: Kein Lichtlein brennt im Tunel do Pico do Gato. Zwar ist das Ende des Tunnels stets zu sehen, dennoch ist es etwas ungemütlich: Das von der Decke tropfende Wasser hallt in den alten Gemäuern und der glitschige Boden tut sein Übriges. In der zurückerlangten Freiheit türmt sich dann der Pico das Torres vor den Augen auf. Der mit 1.851 Metern zweithöchste Berg wird über die Ost- oder Westflanke umlaufen. Anspruchsvolle Wanderer werden sich über die zahlreichen steilen Aufgänge der drei Kilometer langen Ostflanke freuen. Weniger Geübten sei die 1,6 Kilometer lange Westflanke ans Herz gelegt, die durch sechs weitere Tunnel vergleichsweise eben verläuft.

Hinter dem letzten Tunnel vereinen sich beide Wanderwege wieder. Von dort an werden die Wadenmuskeln noch einmal für zwei Kilometer beansprucht, bis zunächst die Ruivo-Berghütte sowie weitere 100 Höhenmeter später endlich auf 1.862 Metern das Dach Madeiras mit dem besten Rundumblick über die Insel erreicht wird.

Infos zu der Wanderung

Start & Ziel: Parkplatz am Pico do Areeiro

Länge: 5,6 oder 7 Kilometer (einfache Strecke)

Gesamtdauer: 6-7 Stunden

Schwierigkeitsgrad: mittel

Anforderungen: Trittsicherheit, Schwindelfreiheit

Tipp: Für die Tunnelgänge lohnt sich die Mitnahme einer Taschenlampe.

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