Henning Mankell: Kommissar Wallander, Ystad
Seit Beginn der 90er-Jahre strömen immer mehr Besucher in die Kleinstadt in der südschwedischen Provinz Schonen. Grund dafür ist eine einzige Romanfigur: Kommissar Kurt Wallander. Der ist rein fiktiv, aber die Schauplätze seiner Fälle gibt es wirklich. So nimmt Wallander seinen Kaffee stets in "Fridolfs Konditori" (Lingsgatan 3) zu sich. Hier hat man sich auf die Krimifans bereits eingestimmt, in der Verkaufstheke liegt neben Zimtschnecken nun auch Wallandergebäck, in Form einer Cremetorte mit polizeiblauem Zuckerguss.
Der alte Bahnhof von Ystad, heute ein Bed & Breakfast, diente in den Fernsehproduktionen als Polizeistation. Auch hier hat man dem berühmten Polizeikommissar ein Denkmal gesetzt und die Zimmer nach Wallander sowie seinen Geschichten benannt (Spanienfararegatan 25, www.turistlogi.se). Gleich mehrere Schauplätze bietet der Marktplatz von Ystad. In den herausgeputzten Altbauten haben Geschäfte und Restaurants eine Bleibe gefunden. Unter ihnen auch der Buchladen "Bokhandeln i Ystad" (Stortorget 3) in dem Wallander gerne stöbert. Das Rathaus steht ebenfalls auf dem sogenannten Stortorget und ist in mehreren Wallander-Filmen als Kulisse zu sehen, etwa für die Schluss-Szene von "Tod in den Sternen".
In erster Reihe zum Hafen steht das "Hotel Continental", Schwedens ältestes Hotel. Hier diniert Wallander öfter mit seiner Tochter Linda. Den Stammplatz des Kommissars kann man inzwischen für ein festliches Abendessen reservieren (Hamngatan 13, www.hotelcontinental-ystad.se).
Alle Wallander-Geschichten und ihre Schauplätze in Ystad gibt es nun auch als App (kostenlos für Apple und Android).
Astrid Lindgren: Die Kinder von Bullerbü, Sevedstorp
Die Geschichten von Astrid Lindgren haben Generationen von Menschen durch ihre Kindheit begleitet. Auch heute noch wünscht sich fast jeder junge Leser, einmal Teil von Bullerbü zu sein und mit Lasse, Lisa und Bosse durch das idyllische Dörfchen zu ziehen. Gute Nachrichten: Wer will, der kann, denn Bullerbü gibt es wirklich. Der kleine Ort heißt eigentlich Sevedstorp und diente Astrid Lindgren als Vorlage für ihre Bullerbü-Bücher. In Sevedstorp stehen vier Höfe, auf denen insgesamt zehn Menschen leben. Kühe und Schafe grasen auf den umliegenden sattgrünen Weiden, ein paar Schritte durch den dichten Nadelwald, und die Sonne spiegelt sich im Mossjön See. Hier waren nicht nur die Kinder von Bullerbü unterwegs, sondern auch die legendäre Pippi Langstrumpf. Sie strandete mit ihren Freunden Annika und Tommy auf der Insel Lommetuva, die mitten im Mossjön See liegt.
Wahre Lindgren-Fans erreichen von Sevedstorp aus in 15 Minuten den Hof von Michel aus Lönneberga. Der liegt nicht im echten Lönneberga, sondern in der kleinen Ortschaft Gibberyd. Der private Hof heißt Astrid Johannsson Gård und diente 1970 auch dem Filmemacher Ole Hellbom für die Verfilmung der Michel-Geschichten als Kulisse. Hinter dem Haus liegt originalgetreu noch heute das hölzerne Toilettenhäuschen, in dem Michel eines Nachts seinen Vater eingesperrt hat. Wer ein Andenken aus Gibberyd mitnehmen möchte, kann in dem kleinen Supermarkt sogar Michel-Mützen erstehen.
Selma Lagerlöf: Nils Holgersson, Västra Vemmenhög
Ganz im Süden Schwedens startete Nils Holgersson seine wunderbare Reise durch das ganze Land. Der Roman von Selma Lagerlöf ist einer der bedeutendsten der schwedischen Literatur. Obwohl Nils Holgersson seine Reise bereits im frühen 20. Jahrhundert angetreten hat, kann man sich ihn und die Wildgänse noch genau vorstellen, wenn man auf seinen Spuren wandelt. Dafür reicht eine Reise nach Västra Vemmenhög, einem kleinen Dorf in der Gemeinde von Skurup. Hier, wo die Getreidefelder sich in der seichten Meeresbrise wiegen und die bunten Holzhäuser wie Farbtupfer in der Landschaft wirken, beginnt sein Abenteuer. In Västra Vemmenhög hat man dem Romanhelden sogar ein Denkmal gesetzt: Die Statue des Künstlers Jon Leifsson ist 15 Meter hoch, sodass Nils auch heute noch Skåne überblicken kann. Jedes Jahr im Frühjahr und im Herbst ziehen die Wildgänse direkt über das Denkmal hinweg.
Am Ufer des Vombsjö-Sees pausierten Nils Holgersson und die Wildgänse zum ersten Mal. Der See liegt nur 20 Kilometer von Lund entfernt und ist jetzt ein beliebtes Ausflugsziel für Angler und Kanufahrer. Die Wildgänse lassen sich von den Besuchern aber nicht aus der Ruhe bringen und legen hier weiterhin ihre Stopps ein. In der mittelalterlichen Burg Glimminghus begegnet Nils wilden Tieren und einer Kolonie Schwarzratten. Heute geht es hier nicht mehr ganz so mystisch zu - die Burg ist für Besucher geöffnet, und es finden regelmäßig mittelalterliche Märkte und Veranstaltungen statt.
Für Nils Holgersson geht es im fünften Kapitel des Buches tierisch weiter. Auf dem Kullaberg erlebt er mit den Wildgänsen das jährliche Treffen aller Tiere. Kullen oder auch Kullaberg wird eine Felsformation im Nordosten Schonens genannt. Die Nordseewellen umspülen hier die schroffen Felsen der Halbinsel, während Segler sich an den starken Winden erfreuen. Besonders schön ist es hier in den Sommermonaten, wenn Rosen und Grasnelken den Berg zum Leuchten bringen.
Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson: Stina Foss, Växjö
Eigentlich ist Växjö eine beschauliche Stadt in Südschweden, bekannt für die gute Universität und die idyllische Lage am Ufer zweier Seen. Doch das deutsch-schwedische Autorenpaar Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson bringt in seinem Romandebüt "Später Frost" kaltblütigen Mord in die beschauliche Gegend: Stina Foss, eine junge Halbschwedin, zieht aus Berlin nach Schweden und beginnt bei der Polizei in Växjö als Kommissarin. Die Umstellung von einer pulsierenden Metropole zu einer kleinen Provinzstadt fällt ihr schwer.
Wenn sie nicht mit ihrer Kollegin in einem mysteriösen Fall ermittelt, vertreibt sie sich die Abende im "Café deluxe" (Sandgärdsgatan 19, www.kafedeluxe.se), das im Stil der 60er-Jahre gehalten ist, oder in dem Irish Pub "Bishop Arms" (Kungsgatan 6, www.bishopsarms.com). Schweden wie aus dem Bilderbuch lernt Stina kennen, als sie ihre Cousine im beschaulichen Moheda am Helgasee besucht. Hier leben die 1.800 Einwohner in heimeligen Holzhäusern zwischen See und Wald, in den Gärten stehen Apfelbäume und Himbeersträucher, von denen die Kinder einfach pflücken dürfen, und abends zeigen sich Elche und Rehe auf den Lichtungen.