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Teutoburger Wald: Entdecker-Radtour durch die Natur
Unterwegs, vom Auto aus, erscheint der Landstrich zwischen Ibbenbüren und Bielefeld als liebliches Hügelketten-Ensemble mit akkuraten Fachwerkdörfern in Wald- und Wiesen-Patchwork. Teutonennen die Leute ihre Gegend. Sie gehört zu der geologisch interessantesten des Landes. Doch nur selten ragen die Relikte so solitär aus Wasser und Wiese wie die Externsteine am Ostrand des Teutoburger Waldes: 13 schroffe Sandsteinfelsen, bis zu 37 Meter hoch und 70 Millionen Jahre alt.
Um zu verstehen, was damals geschah, treffe ich Timo Kluttig. Der Geologe hat 18 Entdecker-Radtouren durch den Naturpark Terra.Vita, einen Zusammenschluss spannender Geo-Orte, mitgestaltet.
Trail 11 führt zu denDörenther Klippen. Wir kraxeln durch bewaldete, graue Felsknubbel, 40 Meter hoch, zerfurcht und verklumpt, Folgeschaden eines Urzeit-Auffahrunfalls: "Afrika rammte Europa vor etwa 60 Millionen Jahren, türmte die Alpen und hier Strände zur Knautschzone auf." Nanu, Strände bei Osnabrück? "Ja, lange bevor’s Menschen gab, war dies eine Küste, ihr Sand wurde zu Sandstein gepresst. Da, unter der grauen Felskruste, rieselt er noch hervor", sagt Kluttig und freut sich, weil er die erstarrte Erdgeschichte kurz in Bewegung bringt.
Trail Nr. 8 hat den Piesberg zum Ziel. Kluttigs "offenes Buch der Erdgeschichte" ist der Blick in einen Mondkrater von Steinbruch mit gut 100 Meter tiefer Abbruchkante in beige-schwarz-brauner Baumkuchen-Optik. "Ablagerungen aus 300 Millionen Jahren", erklärt der Geologe und zoomt bei einem anschaulichen Kurzvortrag durch XXL-Epochen voller Überflutungen, drin versunkene, zu Kohle gepresste Wälder, drübergerutschte Gletscher und Eiszeiten.
Dann kommt der Hammer zum Einsatz: Sachte haue ich auf herumliegende Schiefertonstücke. Schichtweise platzen sie auf, geben eingeschlossene Libellenflügel und Farnblätter frei. Fossilien To Go - ich darf sie mitnehmen. Anders als die Riesenammoniten im sehenswerten Museum Borgholzhausen: 22 versteinerte, schwimmringgroße Gehäuse von Urzeit- Tintenfischen.
Auf dem Weg nach Bad Essen lugt plötzlich ein täuschend echter Dino aus den Baumwipfeln bei Barkhausen: ein Wegweiser zu Saurierspuren. Auf Schuhgröße 67 schätze ich die Abdrücke im steil aufragenden Fels. Konnten die Echsen Wände runterlaufen? "Wohl nicht", sagt Timo Kluttig, der mich auch hier begleitet. "Im Wiehengebirge bekam die Erdkruste eine Falte, ihre Schichten wurden samt den darin enthaltenen Dinospuren bei der Kontinente- Kollision hochgeklappt."
Und das Urmeer? Versickert? Abgeflossen? "Nein, immer noch da - 800 Meter unter uns", sagt Wilhelm, ein Cousin des Sängers Herbert Grönemeyer. Er lebt zwar nicht im Teutoburger Wald, aber der Abstecher nach Bad Essen musste einfach sein, schließlich zapft der ehemalige Kunstmaler heute Solequellwasser aus der Tiefe und mixt es mit Whiskey, Limette oder Rum zu flüssigem Urmeer-Salz - einer hochkonzentrierten Würze aus Sprühflaschen.
Hotels und Restaurants: Tipps rund um den Teutoburger Wald
RESTAURANTS:
- In der Bad Essener Kaffeemühle, wo es leichte Alternativen zur traditionell deftigen Teuto-Küche gibt - etwa Tomaten-Apfelsuppe oder Gnocchi-Ricotta an Paprika-Marmelade, würzt man gern mit Urmeer- Salz.
- Erdgeschichte zum Anbeißen gibt’s im Café Dodt in Bad Laer: Der Piepstein, eine krokantige Praline, ähnelt dem porösen, aber harten Stein der Kirche nebenan. Er entstand vor etwa 10.000 Jahren: Mineralien umschlossen Pflanzenreste. Deren Stängel im Stein sehen aus wie Pfeifen - plattdeutsch Piep.
- Im Osnabrücker Brauhaus Rampendahlkommt sofort frisch gebackenes Schmalzbrot auf den Tisch - kostenlos. Danach ein Hell, Weizen oder Bock - selbst gebraut. Mit Blick auf den Domglocken-großen Kupferkessel gibt’s mittags und abends für 6,66 Euro Buffet zum Sattessen.
HOTELS:
- Als Homebase für Teuto-Touren eignet sich Osnabrück. Und da ganz besonders das Romantik-Hotel Walhalla, in dem bis zu 300 Jahre alte Eichenbalken auf britischen Club- Look mit Wintergarten treffen.
- Wer lieber direkt im Wald wohnt, schläft bestens im Gestüt Bischofs Hof mit seiner zum Apartmenthaus im modernen Landhausstil umgebauten ehemaligen Wursteküche. Es liegt beim Örtchen Hilter abgeschieden auf einer Anhöhe mit großartigem Panoramablick über die Bergwelt.