Montevideo: Geheimtipp gleich gegenüber von Buenos Aires
Schon beim Blick aus dem Flugzeugfenster wird klar, warum Montevideo sich so eigenständig und magnetisch entwickelt hat. Direkt gegenüber auf der anderen Seite des silber-glänzenden Rio de la Plata liegt Buenos Aires – seit der Gründung von Montevideo im Jahr 1726 der wachsende Konkurrent und Gegenpol. Montevideo hatte praktisch zwei Möglichkeiten: Eine eigene Identität entwickeln oder still im Schatten von Buenos Aires vor sich hin schlummern.
Die Stadt hat sich für Ersteres entschieden und ist heute einer der ansprechendsten Orte in ganz Südamerika. Die Mischung aus gelassenem Alltag, Architektur aus der Kolonialzeit, Kultur und Freizeit macht Montevideo zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Spannende Stadt und Sehenswürdigkeiten lassen den Jetlag vergessen
Gleich nach dem erleichternden Wechsel im Hotel in die kurze Hose mit T-Shirt und Sonnenbrille geht es raus ins südamerikanische Leben. Nach gut 17 Stunden Flugzeit von Hamburg mit Umsteigen in Amsterdam ist das die beste Methode, um in Montevideo einzutauchen. Von Müdigkeit keine Spur. Die Stadt wartet mit ihren Sehenswürdigkeiten darauf, entdeckt zu werden. Ein wunderbares Ziel: die Altstadt Ciudad Vieja, der ursprüngliche Kern von Montevideo.
Die kurze Busfahrt dorthin – übrigens das beste Fortbewegungsmittel in Montevideo - gibt ein tolles Bild der Stadt mit ihren vielen lebendigen Plätzen, den hohen Palmen, Straßencafés, dem spannenden Mix aus Architektur im Kolonialstil oder Art Deco und verglasten Neubauten, wie der 2003 erbaute Torre Antel (Turm Antel) als Sitz der gleichnamigen Telekommunikationsgesellschaft macht seinem modernen Anspruch alle Ehre.
Unbedingt ansehen: den Plaza Independencia
Hier kurz aus dem Bus auszusteigen, lohnt sich auf jeden Fall. Mit dem Fahrstuhl geht es kostenlos hoch in die 35. Etage auf die Aussichtsplattform. Von hier aus hat man einen tollen Blick über Montevideo.

Vor allem der reich verzierte Turm des Palacio Salvo im Art Deco-Stil aus dem Jahr 1922 ragt aus dem Stadtbild hervor und zeigt einem schon mal, wo es später hingeht: Hier liegt auch der Plaza Independencia, den Sie keinesfalls verpassen sollten.
Zu Fuß durch die Puerta de la Ciudadela
Am Plaza Independencia findet sich außerdem eine weitere Sehenswürdigkeit in der Hauptstadt Uruguays: das Tor der Zitadelle (Puerta de la Ciudadela). Es markiert den früheren Eingang zur Altstadt und steht heute als Denkmal am westlichen Ende des Platzes.
Die Zitadelle, zu der das Tor einst gehörte, wurde im Jahr 1829 zwar abgerissen, doch der große Steinbogen erinnert noch heute an Zeiten, als Montevideo eine befestigte Stadt mit majestätischen Mauern war.
Die Altstadt verzaubert mit Straßenkunst und Cafés
Zunächst macht aber der Weg in die Altstadt nicht nur Sinn, sondern auch großen Spaß. Der historische Stadtkern von Montevideo ist einfach nur schön und ursprünglich. Bis heute lebt hier die Arbeiterschicht der Stadt, von Gentrifizierung noch keine Spur. Viele Gebäude aus der Kolonialzeit erinnern an die Geschichte Montevideos.

Die Kopfsteinpflastergassen zwischen den Häusern im spanisch-französischen Altbaustil halten viel Abwechslung bereit: Künstler stellen ihre Bilder auf dem Bürgersteig aus, auf Tischen wird handgefertigter Schmuck verkauft.
In den vielen kleinen Cafés und Restaurants von Montevideo lässt es sich hervorragend und günstig essen. Viele Gebäude aus der Kolonialzeit sind heute voller Bars und Restaurants. Ein Kaffee am kleinen Bistrotisch draußen macht Lust auf eine Pause. Strecken Sie nach einem Spaziergang einfach die Beine aus und genießen die tolle Atmosphäre!
Schmuckstück der Altstadt: Die Kathedrale Metropolitana de Montevideo
Im Zentrum des historischen Stadtkerns befindet sich mit der römisch-katholischen Kathedrale Metropolitana de Montevideo die Hauptkirche der Katholiken. Bei einem Spaziergang durch das Häusermeer der Altstadt sollte man ihr einen Besuch abstatten.
Das klassizistische Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert steht an der Plaza de la Constitución (auch Plaza Matriz) und beherbergt die letzten Ruhestätten einiger bedeutender Persönlichkeiten der Geschichte Uruguays.
Hierzu zählen etwa die Geistlichen Dámaso Antonio Larrañaga, Jacinto Vera y Durán, der erste Erzbischof Montevideos Mariano Soler und Kardinal Antonio María Barbieri. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Kathedrale das höchste Gebäude der Stadt. Geänderte Bauvorschriften ließen sie diesen Status jedoch einbüßen. Im Jahr 1975 wurde die Kathedrale zum nationalen historischen Denkmal erklärt.
Beeindruckende Statue des Nationalhelden von Uruguay
Montevideo zählt zwar nicht zu den größten Städten in Südamerika, aber es hat trotzdem eine bewegte Geschichte. Das spiegelt sich vor allem auf dem großen zentralen Plaza Independencia wider. Er befindet sich am östlichen Ende der Altstadt und ist auf Ihrem Bummel durch Montevideo gut zu Fuß erreichbar. Hier steht die beeindruckende, 17 Meter hohe Reiterstatue des uruguayischen Nationalhelden José Gervasio Artigas.
Er hat um 1820 wesentlich zur späteren Unabhängigkeit des Landes beigetragen. Seine sterblichen Überreste liegen im Mausoleum unter dem Denkmal und werden von einer militärischen Ehrengarde bewacht. Der Platz selbst wurde 1836 gestaltet. Es lohnt sich, hier auf der Parkbank inmitten der Blumenbeete und Rasenflächen in der Sonne zu verweilen, die Stadt Montevideo und auch die schöne Architektur mit dem Palacio Salvo auf sich wirken zu lassen.
Montevideo als Schöpfung aus zwei Sprachen
Montevideo – der Name soll seine Wurzeln übrigens im höchsten Hügel der Stadt, dem Cerro de Montevideo und dem Wort Yvyty aus der einheimischen Guarani-Sprache haben. „Monte“ steht spanisch für „Berg“ und „Yvyty“ für „Felsen“. Zusammengeschrieben erscheint diese Wortkombination erstmals in Aufzeichnungen des Entdeckers Magellan in der Schreibweise „Montevidi“ – woraus dann im Laufe der Jahrhunderte der heutige Name entstanden sein soll.
Im Tretboot durch den Parque Rodo

Montevideo wirkte in früheren Zeiten durch die vielen Gartenanlagen fast schon ländlich. Der Wohnraumbedarf der wachsenden Stadt in Zeiten der Einwanderung hat Ende des 19. Jahrhunderts vieles davon verschwinden lassen. Aber auch heute noch ist die Hauptstadt von Uruguay grün. Der Parque Rodo im gleichnamigen Stadtviertel ist das beste Beispiel dafür und ein perfektes Ausflugsziel. Hier sind viele Einheimische, trinken ihren typischen frisch aufgebrühten Mate-Tee und erholen sich.
Beeindruckende Kunstsammlung: Museo Nacional de Artes Visuales
Am besten kaufen Sie sich auch einen Mate-Tee am Kiosk, mieten sich ein Tretboot und fahren ganz gemütlich über den kleinen See. Absolute Entspannung. Einfach klasse ist auch das Museo Nacional de Artes Visuales gleich vor den Toren des Parks gelegen. Es ist das größte Kunstmuseum in Uruguay und zeigt mehr als 6000 Kunstwerke der bedeutendsten Künstler des Landes - unbedingt ansehen.
Ohnehin glänzt Montevideo durch seine vielen Ausstellungen, die Kultur und die Museen:
- Museo Municipal des Bellas Artes „Juan Manuel Blanes“ – das Museum der schönen Künste
- Museo Histórico National – das Museum für Nationalgeschichte
- Mueso Torres Garcia – das Museum mit Arbeiten des Künstlers Joaquin Torres Garcia (1874 – 1949)
- Mueso Nacional de Historia – das naturgeschichtliche Museum
- Museo del Azulejo – das Museum der dekorativen Wandfliesen und Kacheln
- Museo de Carnaval – das Museum des Karnevals in Uruguay
Dass es Letzteres ausgerechnet in Montevideo gibt, hat einen ganz konkreten Grund: In der Hauptstadt von Uruguay findet jedes Jahr ab Ende Januar der längste Karneval der Welt statt. Ab der Eröffnungsparade in der letzten Januarwoche können sich die Feiern mit Paraden, Shows, Tanz und Musik bis in die zweite Februarwoche hineinziehen.
Karneval mit Wurzeln in afrikanischer Tradition
Der Karneval hat eine lange Tradition in Montevideo und einen Teil seiner Wurzeln tatsächlich in der Sklavenzeit des Landes. An ihren raren freien Tagen haben sich damals die aus Afrika verschleppten Sklaven versammelt und einen bestimmten Tanz in Montevideo aufgeführt, den Candombe. Dazu wurde auf großen Trommeln Musik gemacht, um an ihre Heimat zu erinnern.
Nach dem Ende der Sklaverei wurden im Jahr 1880 der Candombe-Tanz und die Musik ein Teil des Karnevals. Heute ziehen an jedem Wochenende Candombe-Tänzer mit ihren Trommeln durch Montevideo, um für den großen Auftritt beim Karneval zu üben.
Einheimische treffen sich im Stadtteil Pocitos
Da Montevideo immer schon in Konkurrenz zu Buenos Aires am Rio de la Plata lag, gibt es natürlich ein ur-südamerikanisches Thema, über das sich beide Metropolen immer noch gerne streiten: Wer hat den Tango erfunden? Montevideo oder Buenos Aires?
Für die Menschen in Montevideo ist das ohne Frage hier passiert und wenn Sie in den schönen und ursprünglichen Stadtteil Pocitos gehen, werden Sie das widerspruchlos bestätigen. Hier gibt es einige der besten Tangobars in der Stadt.
Der absolute Geheimtipp ist das La Hacienda – eine kleine verschwiegene Kneipe mit alten Holztischen und abgenutzten Barstühlen, wo sich die Einheimischen bei Tangokonzerten und zum Tanzen treffen. Ein Abend hier bringt Ihnen das Leben, die Menschen und die Kultur in Montevideo so nah wie nichts anderes in der Stadt.
Tango als Pulsschlag der Nacht
Das liegt unter anderem auch am leckeren Essen, das man hier bekommt. Tacos mit Meeresfrüchten sind nur eine der vielen Möglichkeiten. Dass die Muscheln oder die Tintenfischringe so unglaublich frisch sind, dafür gibt es eine Erklärung: Der Stadtteil Pocitos liegt direkt am Meer. Deshalb ist es auch eines der schönsten Erlebnisse, hier nach dem Essen zum verwehenden Klang von Tangomusik in der lauen Nachtluft barfuß am Strand spazieren zu gehen.
Wenn Sie dann auf der anderen Seite des Rio de la Plata die hellen Lichter von Buenos Aires sehen, scheint das unheimlich weit weg. Montevideo hat schon längst Ihr Herz erobert – und wenn Sie genau hinhören, schlägt es ganz klammheimlich im Tango-Takt.