"Edin-burra" wie die Schotten sagen, ist nichts für Fußfaule. Es geht bergauf und bergab. Von grobem Kopfsteinpflaster auf lange Prachtstraßen, hin und her zwischen Old Town und New Town, der mittelalterlichen und der georgianischen Stadt, die beide zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Darüber wacht immer stolz das Castle auf dem Vulkanhügel. Der beste Ort für eine Verschnaufpause zieht sich wie eine grüne Lunge durch die Stadt – die Princes Street Gardens. Das Tagesende wird traditionell in einem der unzähligen Pubs beschlossen. Schließlich rühmt sich die Hauptstadt Schottlands damit, die größte Kneipendichte Europas zu haben. Sie ist aber auch die erste Weltstadt der Literatur. Diese Stadt, die aussieht, als sei sie gerade selbst aus einem Historiendrama entsprungen, ist die Heimat einer Liste von Autoren, wie unter anderem Ian Rankin oder Irvine Welsh (Trainspotting). Auch Harry Potter wurde hier geschrieben und natürlich der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Edinburgh ist der perfekte Ort für Geschichten – und selbst Geschichte pur. Ein Wochenende in "Edin-burra" inspiriert.
FREITAG
1. Start ins Wochenende: National Museum und Teatime
Erst die Ausstellung und danach ab zur Teatime. Das National Museum of Scotland ist in einem modernen Sandsteingebäude untergebracht und besteht eigentlich aus zwei Museen: dem ehemaligen Royal Museum und dem National Museum. Die Themen reichen von der Geschichte Schottlands, über die Wunder der Natur bis hin zur Mode. Auch zur Sammlung gehört das ausgestopfte, geklonte Schaf Dolly, das ab Juli 2016 wieder in der neuen Wissenschafts- und Technik-Abteilung zu sehen sein wird.
Nach dem Rundgang im Museum, geht es in das obere Stockwerk des National Museums ins "The Tower Restaurant". Während der Billecart-Salmon Champagner prickelt, schweift der Blick immer wieder hinüber zum Edinburgh Castle. Der zuvorkommende Kellner erklärt gern, was für Afternoon-Tea-Köstlichkeiten genau auf der Etagere zu finden sind: mit dabei nicht nur verschiedene Sandwiches und geräucherter schottischer Lachs, sondern auch frischgebackene Scones mit Clotted Cream und hausgemachter Marmelade, Mini-Törtchen mit verschiedenen Früchten und feinste Schokoladenküchlein. Dazu dampft einer der weltbesten Earl Grey Tees in der Tasse – der perfekte Ort um in Edinburgh anzukommen.
Chambers Street, www.nms.ac.uk, Afternoon Teas täglich von 14.30 bis 17.30 Uhr, Reservierung erbeten, www.tower-restaurant.com
2. Für Hundeliebhaber: Besuch bei Greyfriars Bobby
Nur einen Steinwurf vom National Museum entfernt, steht die Bronzestatue von Bobby, dem berühmten Hund. 14 Jahre lang soll der Skye-Terrier nach dem Tode seines Herrchens auf dessen Grab ausgeharrt haben. Lediglich zum Fressen soll er Erzählungen nach den Friedhof verlassen haben. Nach seinem Tod stiftete man ihm deshalb 1873 eine lebensgroße Statue – die an der Kreuzung George IV Bridge, Candlemaker Row und Greyfriars zu finden ist. Seine letzte Ruhestätte fand dieser treue, schottische Hund übrigens auf dem Friedhof von Greygriars Kirk direkt gegenüber dem National Museum.
26 George IV Bridge, Edinburgh EH1 1EN, www.greyfriarskirk.com
3. Für Harry-Potter-Fans: The Elephant House
Im hinteren Raum des Cafés "The Elephant House" hat der Gast Blick auf das Edinburgh Castle. Hier saß auch Joanne K. Rowling gern und schrieb an ihrer Romanreihe "Harry Potter", die sie später weltberühmt machte. Das Café vermarktet sich seitdem als der "Geburtsort" von Harry Potter – und jeder Fan macht ein Selfie vor der Fassade.
21 George IV Bridge, www.elephanthouse.biz
4. Kriminell: The Oxford Bar
Krimifans wissen: in Edinburgh ermittelt Inspector John Rebus und trinkt sein Caledonian 80 in "The Ox", der "Oxford Bar". Viele Touristen hoffen darauf, dass Autor Ian Rankin vielleicht höchstpersönlich vorbeikommt. Doch auch wenn er nicht einkehrt, dieser solide Pub ist mit oder ohne Rankin allemal einen Besuch wert.
8 Young Street, www.oxfordbar.co.uk
SAMSTAG
5. Edel Einkaufen: 21st Century Kilts
Wer es exklusive mag, geht zu Schottenrock-Rebell Howie Nicholsby. Seine Familie stellt schon seit Generationen Kilts her – und Howie hat das Handwerk von der Pike auf gelernt. Berühmt wurde er vor allem für seine extravaganten Schöpfungen aus Leder oder lila Jeans. Alle Kilts werden in seiner Werkstatt handgefertigt und auch Stars wie Vin Diesel, Alan Cumming oder Lenny Kravitz lieben Howies Kilts.
48 Thistle Street, Di bis Sa 10-18 Uhr, individuelle Beratung nur mit Termin, www.21stcenturykilts.co.uk
6. Günstig Einkaufen: Armstrongs Vintage
Wem ein Kilt von Howie doch zu teuer ist, der schaut bei Armstrongs Vintage vorbei. Der Laden ist seit 1840 vor Ort und einer der ältesten der Stadt. Mit viel Glück findet Mann hier nicht nur einen passenden Vintage Kilt, sondern auch noch ein Tweed Jacket. Die Damen werden von den 1940er Kostümen für die 17 Uhr Teerunde genauso begeistert sein, sowie über die 60er Jahre Kleider im "Mad Men"-Stil oder die tollen Federboas.
83 The Grassmarket, www.armstrongsvintage.co.uk
7. Lunch! Schottland & Italien auf einem Teller: Contini Cannonball House
Wer die Royal Mile, die Hauptstraße der mittelalterlichen Old Town, zum Edinburgh Castle entlangläuft, kommt automatisch am Cannobell House vorbei. In der obersten Etage befindet sich das Contini Restaurant, das feinste schottische Slow Food mit italienischem Einschlag bietet. Victor und Carina Contini betreiben in Edinburgh insgesamt vier Restaurants – und die zählen nicht umsonst zu den besten kulinarischen Adressen der Stadt.
Cannonball House, 356 Castlehill, Sonntag und Montag geschlossen, www.contini.com
8. Lecker Einkaufen: The Marshmallow Lady
Marshmallows sind nicht nur lecker und fettarm, sondern auch Gluten- Weizen- und Milchfrei. Bei der großen Auswahl fällt es schwer sich zu entscheiden. Eine Tüte mit Zitronensouffle- oder doch lieber die Schokoladen-Orangen-Marshmallows? Nee! Einfach beide Sorten.
14 Rodney Street, www.burghbakes.com
9. Ein Gewächshaus voller Kunst: The Fruitmarket Gallery
Vorsicht Kunst! Die wichtigsten zeitgenössischen Künstler finden in der Fruitmarket Gallery ihren Platz. Es werden Werke von internationalen und schottischen Malern, Bildhauern und Filmemachern gezeigt. Tolle, wechselnde Ausstellungen mitten im Herzen der Stadt
45 Market Street, www.fruitmarket.co.uk
10. Eis mit Schuss: Hoot The Redeemer
Wer die Stufen hinabsteigt in diese urige und nette Kellerbar, sollte zwei Dinge mögen: Eis und Alkohol! "Señor Scoop" heißt das hauseigene Eis für Erwachsene – und ist ein echter Knüller. Die Sorten Whiskey mit dunkler Schokolade oder Lavendelmilch mit Wodka sind besonders zu empfehlen. Auch unbedingt probieren: einen der alkoholischen Slushy Cocktails. Das supernette Service berät gern und mixt erstklassig. Und nicht wundern, wenn die Stufen nach oben nach dem Besuch irgendwie schiefer erscheinen als vorher.
7 Hanover Street, www.hoottheredeemer.com
11. Ein fulminantes Abendessen: The Gardener's Cottage
Am Fuß des Calton Hills versteckt sich dieses kleine Gartenhaus, in dem Dale Mailley und Edward Murray eines der feinsten Restaurants der Stadt eröffnet haben. Jeden Tag kochen sie aus frischen Zutaten und saisonalen Produkten aus der Region ein anderes Menü. Was genau auf den Tisch kommt, entscheidet das Angebot des lokalen Marktes. Mittags gibt es eine kleine Karte und abends ein Acht-Gänge-Menü mit Köstlichkeiten, wie unter anderem Bärlauch-Hühnersuppe mit Knödel, Rote-Beete-Ravioli und Lamm mit Hasselnüssen. Das Ambiente ist angenehm schlicht; weiß getünchte Wände treffen auf lange blanke Holztische und die offene Küche auf den Speiseraum. Ein unkompliziertes Spitzenrestaurant, dessen Besuch sich anfühlt wie eine außergewöhnliche Essenseinladung bei guten Freunden. Unbedingt reservieren!
1 Royal Terrace Gardens, London Road, Dienstag geschlossen, www.thegardenerscottage.co
SONNTAG
12. Abseits von Old Twon und New Town: Spaziergang in Stockbridge
Wer dem Trubel mit den vielen Touristen und den Dudelsackspielern in Schottenrock entfliehen will, schlendert durch das alternative Stockbridge-Viertel. Hier finden sich viele Bars und kleine Shops, in denen es ruhiger und weniger touristisch zugeht, als auf der Royal Mile. Wer es lieber grün mag, dem sei am Sonntag ein Spaziergang entlang des Water Of Leith empfohlen.
13. Mitnehmen: Stockbridge Market
Hunger mitbringen! Dieser Markt ist etwas für Foodies. Ob Muffins, Suppe, lecker Kuchen oder spanische Paella – hier findet sich etwas für jeden Geschmack. Auch das Anstellen für einen Kaffee am knallgelben Bulli von Steampunk Coffee lohnt auf jeden Fall. Neben den kulinarischen Happen sind auch ein paar kleine Stände von Künstlern vertreten, die Grafiken und selbstgemachte Dingen wie Schals oder Taschen verkaufen. Einer der schönsten Märkte, um gemütlich in den Sonntag zu starten.
Jeden Sonntag von 10 bis 17 Uhr, 1 Saunders Street, www.stockbridgemarket.com
14. Zum Abschied auf den Calton Hill
Hinauf auf den Calton Hill, denn hier liegen einem der Firth of Forth und die Stadt zu Füßen. Oben angekommen auf der großen Wiese, scheinen die Monumente wie dahingewürfelt. Das National Monument mit seinen 12 dorischen Säulen wurde vom Edinburgher Baumeister der Neoklassik, William Henry Playfair, 1822 entworfen. Doch leider ging das Geld für dieses Kriegerdenkmal aus – und es wurde nie vollendet. Daneben sind hier ebenfalls zu finden: das City Observatory, in dem eine feine Galerie namens Collective und ein Café zu finden sind, das Gedächtnistempelchen für den Edinburgher Moralphilosophen Dugald Stewart (1753-1828) und ein Denkmal für den einheimischen Mathematiker John Playfair (1748-1819). Ein 30 Meter hoher Turm, der aussieht wie ein umgedrehtes Teleskop, wurde zu Ehren Lord Nelsons gebaut, der in der Schlacht von Trafalgar 1805 ums Leben kam. Wem die Aussicht von der Wiese noch nicht reicht, steigt hier noch mal 143 Stufen höher hinauf.
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24 Royal Terrace Hotel
Am Fuß des Calton Hills liegt das kleine georgianische Boutique Hotel mit seinen 16 Zimmern. Der Gang in die stilvolle Suite kann hier schon mal länger dauern, denn die Wände des Treppenhauses und der Lobby sind mit zeitgenössischer, schottischer Kunst bestückt. Da vergisst man glatt, dass es keinen Fahrstuhl gibt. Im Zimmer zählt eine antike Frisierkommode genauso zur Ausstattung wie Flat-Screen, Wi-Fi und eine Regendusche. Einen extra Stern gibt es für das hervorragende Frühstück. Ob Egg Benedict oder Porridge, der klassische schottisches Haferbrei – alles wird frisch zubereitet und kein Wunsch bleibt unerfüllt. Auch eine Bar gehört zum Haus. Feine Hotelperle, in der jeder Gast umsorgt wird, wie ein schottischer Landlord.
24 Royal Terrace, www.24royalterrace.co.uk
Motel One Edinburgh
Schickes Design für wenig Geld. Die Lage inmitten des Stadtzentrums ist für einen Wochenendbesuch perfekt. Die Loungemöbel tragen Karo und im Bad wartet die Regendusche – und trotzdem kostet ein Zimmer kein Vermögen.
10-15 Princes Street, www.motel-one.com
Bed & Breakfast: Alexanders Rooms
Feines, kleines B&B mit Garten. Es liegt zwar ein bisschen außerhalb und die Busfahrt bis in die Innenstadt dauert gut 15 Minuten, dafür fühlt man sich in diesem Haus mit seinen zwei Fremdenzimmern gleich pudelwohl.
10a Albert Terrace, www.alexanders-rooms.co.uk
ANREISE
Edinburgh ist innerhalb von knapp zwei Flugstunden erreicht. Ab diversen deutschen Flughäfen gibt es Verbindungen in die schottische Metropole. Nach Edinburgh fliegen easyjet, Ryanair und Eurowings.
Diese Reise wurde unterstützt von Visit Scotland. Dies hat keinen Einfluss auf den Inhalt der Berichterstattung.
Infos zu Edinburgh
Edinburgh ist die Stadt der Festivals. Von Kunst über Film, Literatur bis zum Theater – fast kein Monat vergeht ohne ein besonderes Event: www.edinburghfestivalcity.com/de
Wissenswertes rund um den Schottland-Urlaub auf der Website von Visit Scotland: www.visitscotland.com