Ankommen in Bamberg
Sie führt mich an der Nase herum, die fränkische Weltkulturerbe-Stadt mit ihren drei historischen Bezirken: In den Altstadtgassen der barocken Inselstadt duftet es nach backfrischen "Hörnla", nach Würstel und natürlich nach Malz, Hopfen und Hefe.
In der Gärtnerstadt auf der anderen Seite der Regnitz erschnuppere ich Süßholz und Spitzwegerich. Von einst 600 Betrieben bauen noch 40 Gemüse, Blumen und Kräuter an, wie Sebastian Niedermaier. In seinem Hofladen liegen glänzende Zwiebeln, bunte Tomaten und riesige rote Rettiche (Mittelstr. 42). Gleich daneben: das liebevoll gestaltete Gärtner- und Häckermuseum. Im Mussärol, dem Schaugarten von Gertrud Leumer, wandle ich zwischen Wildem Majoran, Ananasminze und Lavendel.
Auf dem Benediktinerweg hinauf zur Bergstadt schließlich liegen Silvaner und Honig in der Luft. Seit der Landesgartenschau 2012 wachsen auf dem Hang unter der Stiftskirche St. michael wieder Reben. Wer Bamberg erwandert, geht biblische Wege, kommt wahr scheinlich an der "Hölle" vorbei, die wiederum auf die "Untere Seelgasse" trifft. Im "Teufelsgraben" steht ein Zirkuszelt, und der "Schöpfungsweg" führt über eine Streuobstwiese zum Café Villa Remeis hoch über der Stadt.
Aus dem Gewusel der mittelalterlichen Dächer ragen die Residenz und der Dom, in dem der berühmte Bamberger Reiter über das Papstgrab von Clemens II. wacht. Mindestens 20 Kirchtürme zähle ich. Zu Hoch-Zeiten der Bamberger Fürstbischöfe waren alle wichtigen Orden vertreten. Als die Klöster in die Krise kamen, schlug die Stunde der Privatbrauereien, denn das Braurecht war an die Grundstücke gebunden. Im 19. Jahrhundert waren es 65, heute füllen elf Privatbrauereien im Stadt gebiet ab, nirgendwo ist die Brauerei dichte höher als im Bamberger Land.

Die besten Orte zum Einkehren in Bamberg
Zehn Meter unter der Erde bekomme ich ein "Zwickelbier" gereicht, nicht gefiltert, direkt vom Fass. "Es rutscht gut", sagt mein Guide im Eiskeller des Schlenkerla. Die kühlen Katakomben sind das Heiligtum der Kultbrauerei, die seit dem 17. Jahrhundert Bier ausschenkt und ihr Rauchbier in die ganze Welt exportiert. Das Aroma und die dunkelbraune Farbe bekommt es vom Grünmalz, das über offenem Buchenholzfeuer getrocknet wird.
Die (Zwickel)Verkostung ist der Höhepunkt der Bierkult(o)ur. Auf der Zunge kann’s "a weng" hopfig, gerstig, hefig, unter oder obergärig sein, lerne ich, und das Aroma "mandarinig oder ananassig" – je nach Hopfensorte. Fränkischkorrekt geht man "auf den Keller". Die Biergärten öffnen im Sommer auf dem Stephansberg, wo die Felsenkeller liegen, in denen seit dem Mittelalter die Fässer kühl lagern. Außer halb der Küchenzeiten kann jeder in den Keller seine Brotzeit mitbringen. Oder für wenig Geld Ziebeleskäs oder Krustenbraten mit Wirsing bestellen. Dazu gibt’s im Sommer ein leichtes Keller oder schäumendes Kruisenbier, im Herbst ein kräftiges Bockbier.

Im Greifenklau mit Blick auf die Altenburg fühlt man sich wie in einer großen Familie. Die Bedienung faltet Servietten, während ein Gast sein "Fässla" für zu Hause auffüllen lässt. Für die Rentner, die auf den günstigen Mittagstisch warten, gibt’s sogar, entgegen Brauereitradition, Kaffee. Später im Spezial-Keller stoßen ein paar Bauarbeiter auf den Feierabend an, eine japanische Reisegruppe macht Selfies mit "Schäuferla" und Stadtpanorama. In der seit 1900 unveränderten Stube des Mahrsbräu im Stadtteil Wunderburg treffen sich die Bamberger zum Stammtisch, und am Wochen ende wird "gekartet".
Keine Lust auf Bier? Im Garten serviert der Klee-Hof zu einem Glas Franken wein fränkische Tapas, "Häckersalat mit Zwetschgenbaames" (Winzersalat mit Rinderschinkenterrine) und Rhabarber Pfefferkompott.

Entspannen in Bamberg
Bamberg hat reichlich Wasser und Brücken – und einen Gondoliere. Jürgen Riegel erwarb seine erste Gondel als Gag, heute gehören ihm sechs, und er fährt mehrere Touren pro Tag. Auf der wilden Regnitz rauschen wir vorbei an den Gründerzeitvillen der Hopfenhändler, am Alten Rathaus, das auf einer kleinen Flussinsel residiert, und den Fachwerk-Schönheiten der Fischersiedlung.

Die besten Adressen zum Übernachten in Bamberg
Wer in den Gästezimmern der Brauerei Spezial absteigt, kann direkt vom Tisch ins Bett sinken (DZ/F ab 60 €). Die Zimmer im Barockhotel am Dom sind im Gegensatz zur üppigen, sonnen gelben Fassade eher schlicht, aber die Lage unterhalb des Doms ist perfekt (DZ/F ab 99 €). Gondoliere Jürgen Riegel vermietet zwei hübsche Wohnungen in der Remise seines Barockpalais Sandschlössla in der Altstadt (FeWo für 4 Pers. ab 80 €/Nacht).