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Wintersport Faszination Langlauf in den Dolomiten

Misurina
Die Loipen rund um den Bergsee Misurina zählen zu den schönsten im Verbund Dolomiti Nordic Ski
© mauritius images / CuboImages / ClickAlps
Langlaufen von Südtirol ins Veneto. Unser Autor folgte den Loipen auf einer ehemaligen Bahnstrecke von Toblach nach Cortina d’Ampezzo

Die Gipfel strahlen in der Morgensonne. Ein durchsichtiger Nebelschleier liegt über dem Tal. Der Toblacher See ist zur Hälfte vereist, im dunklen Wasser schwimmen Schwäne. Robert macht Mut: „Die Strecke ist ideal, sie hat nur wenig Steigung.“ Unser Guide führt uns auf einer legendären Loipe durch die Dolomiten. Sie verläuft auf einer stillgelegten Bahntrasse von Toblach nach Cortina d'Ampezzo, von Südtirol über den Cimabanche-Pass ins Veneto. Kulinarisch gesehen ist das eine Reise vom Kaiserschmarrn zur Pasta. Robert zeigt nach links, zu einem gefrorenen Wasserfall. Vor uns erhebt sich eine dunkle Felswand, die Nasswand. „Im Volksmund heißt sie Schlafender Riese“, sagt Robert und zeigt mit dem Skistock nach oben: Tatsächlich kann ich die Silhouette des Bergs als Gesicht deuten: riesige Knubbelnase, wulstige Lippe, fliehendes Kinn.

Es geht wirklich nur sacht bergauf, Arme und Beine finden schnell einen Rhythmus. Unter dunklen Fichten verläuft ein Bach, am Ufer glitzern Eisschollen. Das Höhlensteintal wird wie ein Trichter immer enger. Mitten im Ersten Weltkrieg baute Österreich hier eine Eisenbahn für den Nachschub an die Front, für den Kampf gegen die Italiener im Süden. Nach dem Krieg wurde die Schmalspurbahn für den Personenverkehr genutzt, auch als sich Italien während der Olympischen Winterspiele 1956 in Cortina feierte. Doch in den 60er Jahren wurde die Strecke stillgelegt. Nach zehn Kilometern weitet sich das Tal. Links stehen aus hellem Stein, die markantesten Gipfel der Dolomiten. Vor uns strahlt der Monte Cristallo, Schnee hat seine Felsbänder weiß schraffiert. Der Guide entschuldigt sich für so viel Schönheit: „Fast schon kitschig, gell?“

Bergab in ein anderes Italien

Für Langläufer sind diese Berge ein Paradies mit 1300 Kilometer Loipen. Von Toblach nach Cortina sind’s 31 Kilometer. Das Streckenprofil ist einfach und gerecht: Die erste Hälfte geht’s bergauf, die zweite bergab. Nach 16 Kilometern haben wir den Cimabanche-Pass erreicht. Er ist 1529 Meter hoch und bildet eine Grenze zwischen Südtirol und der Provinz Belluno, aber auch zwischen den Mentalitäten. Robert zeigt auf das verfallende Haus der Straßenmeisterei. Für den Südtiroler ist diese Ruine ein Zeichen für die Schlamperei des Südens. „Du bist doch auch Italiener!“ entgegne ich. „Ja, aber das sind andere Italiener.“ Jetzt beginnt die große Abfahrt. Ein Schild warnt vor möglichen Gefahren: querendes Rotwild und Fußgänger. Die Loipe führt über Brücken und durch Tunnels, und wie es sich für eine Eisenbahntrasse gehört, macht sie keine scharfen Kurven. Das ist gut so, denn bis zum Ortsrand von Cortina werden unsere Skier immer schneller. Zum Glück kreuzt kein Hirsch unsere Spur.

In Cortina d’Ampezzo beginnt tatsächlich ein anderes Italien. Das warme Licht des Südens scheint auf einen schlanken Kirchturm, der an den Campanile von Venedig erinnert. In den Cafés zwischen den exklusiven Boutiquen der Fußgängerzone wird Bombardino getrunken, das ist heißer Eierlikör mit Schlagsahne. Am Abend esse ich Casunziei, mit Roter Bete gefüllte Ravioli. Pietro Valleferro, ein junger Langlauflehrer aus Cortina, empfiehlt mir für den nächsten Tag die anspruchsvolle Höhenloipe am Tre-Croci-Pass. Auch er ist zweisprachig aufgewachsen, wie sein Kollege Robert aus dem Norden. Aber Pietro spricht neben Italienisch nicht Deutsch, sondern Ladinisch. Stolz erzählt der von den Wettkämpfen, die jeden Winter in Cortina ausgetragen werden. „Ihr müsst unbedingt zum großen Rennen wiederkommen“, sagt er. Auf der Strecke, die wir heute gelaufen sind, wird im Februar ein Volkslanglauf ausgetragen. „Dann könnt ihr mit den Skiern durch die Fußgängerzone fahren. Das Ziel ist direkt am Kirchturm.“

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© mauritius images / volkerpreusser / Alamy

Infos zum Langlauf in den Dolomiten

Der Verbund Dolomiti Nordic Ski umfasst etwa 1300 Kilometer Loipen. Zu den schönsten gehört die Tour um den Bergsee Misurina, die Plätzwiese, eine erhabene Höhenloipe über dem Pragser Tal und das Fischleintal, das zu einem der schönsten Talschlüsse der Dolomiten führt. www.dolomitinordicski.com, Tagespass 6 €, Wochenpass 25 €. Langlaufunterricht und Skiverleih: Fiames Nordic Center, Cortina, Tel. 0039-0436-49 03

Tourismusverband Hochpustertal: www.hochpustertal.info

Cortina Turismo: www.cortina.dolomiti.org

Essen und Trinken entlang der Route

Talschlusshütte

Deftige Südtiroler Spezialitäten und ein sensationelles Bergpanorama am Ende der Loipe im Fischleintal. Sexten, Tel. 0039-0474-71 06 06, www.talschlusshuette.com

Bellevue

Hervorragende italienische Küche, Cortineser Spezialitäten wie Casunziei, Cortina, Corso Italia 197, Tel. 0039-0436-88 34 01, www.bellevuecortina.com

Schlafen entlang der Route

Youth Hostel

Im ehemaligen ehrwürdigen Grand Hotel von Toblach befindet sich seit der Renovierung eine Jugendherberge. Die Lage ist perfekt: Direkt am Bahnhof und den Loipen. Dolomitenstr. 29, Tel. 0039-0474-97 62 16, www.jugendherberge.it, DZ/F ab 42 €

Hotel Santer

Ebenfalls in Toblach und ebenfalls direkt an den Loipen gelegen, bietet es einen großen Wellness-Bereich und dem Langläufer einen perfekten Wachskeller: Alemagnastr. 4, Tel 0039-0474-97 21 42, www.hotel-santer.com, DZ/F ab 76 €

Hotel Pontejel

Kleines Haus im Cortina-Look, gutes Restaurant, zentral in Cortina d’Ampezzo. Largo Poste 11, http://hotelpontejelcortina.it, DZ/F ab 80 €

Hotel Ambra

Liebevoll gestaltetes Boutiquehotel mitten in Cortina. Via XXIX Maggio 28, Tel 0039-0436 86 73 44, www.hotelambracortina.it, DZ/F ab 170 €

GEO SAISON Nr. 01/2017 - Kuba

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