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Japan So entspannt kann Tokio sein

Im Schatten ehrgeiziger Betonriesen blühen alte Viertel neu auf, mit Gassen, durch die kein Auto passt, Bäumen, Nachbarschaftskneipen und kleine Läden. Wir haben Tipps für einen entschleunigenden Trip durch Tokio
Tokio, Kagurazaka
In Kagurazaka überwuchern Ranken einen Café-Stand
© Enno Kapitza

Erleben

Bücherwürmer ab nach Jimbocho

Ein Paradies für Bibliophilie ist Jimbocho, eines der größten Bücherviertel der Welt. Bei den 175 Händlern lohnt es sich, auch ohne Japanischkenntnisse zu stöbern: Antiquariate, Spezialisten für Mangas, alte Holzdrucke und Landkarten, für Kunst, Naturgeschichte, sogar für Miniaturbücher (www.locoshobou.jimbou.net). Weil der Platz drinnen nicht reicht, türmen sich Bücher auf Gehwegen, stehen an Außenwänden Regale, nachts nur von Planen abgedeckt. Selbst Geländer sind mit Büchern verziert. Einer der größten und ältesten Händler ist „Isseido Books“ (www.isseido-books.co.jp, MetroLineStation Jimbocho, Ausgang A 7).

Tsukudajima: Im Zeichen des Meeres

Auf der Flussinsel in Laufweite des Fischmarktes haben sich im Schatten von Wohntürmen Gassen und der 400 Jahre alte Sumiyoshi- Schrein erhalten. Er ist dem Schutzgott der Fischer gewidmet. Einige Boote liegen gleich nebenan, und der Laden „Tenyasu“ verkauft seit 179 Jahren die Opfergabe „Tsukudani“, eingekochte Meeresfrüchte. In der nahen Einkaufsstraße Nishinaka Dori reihen sich Dutzende Restaurants, die „Monja-yaki“ zubereiten: eine Art Pfannkuchen mit Meeresfrüchten und Käse, die auf heißen Platten ausgebacken werden.

Station Tsukishima (Oedo-Linie)

Fukagawa Fudo-Do Tempel: Ein besonderer Tempel

In dem buddhistischen Bauwerk zu Ehren des Gottes Fudomyo zwischen alten Häuschen mit Gärten und Spezialitätenläden stehen in einer Passage rund um den Altar 9500 Fudo-Figuren aus Kristall. Priester zelebrieren
von 9 bis 17 Uhr alle 2 Stunden eine Feuerzeremonie inklusive Taiko-Trommeln und Gesang. Im Rauch lassen Besucher ihre Taschen segnen. Ein Raum im Obergeschoss stellt im Dunkeln leuchtende Heiligenfiguren aus.

Metro-Station Monzennakacho

Mischung aus Style und Tee: Omotosando

Auf der Allee flaniert die durchgestylte Jugend entlang von Boutiquen, hier haben die teuersten Marken die berühmtesten Architekten für ihre Flagship-Stores engagiert. Und gleich daneben verbergen sich im wunderschönen Garten des Nezu Museum historische Teehäuser, aus ganz Japan zusammengetragen.

Metro-Station Omotesando, Ausgang A5

Hipster-Treff in Shimokitazawa

Das Epizentrum der alternativen Jugendkultur, auch „Shimokita“ genannt, ist entspannter als das stylishe Viertel Shibuya. In den kleinen Straßen nördlich und südlich des Bahnhofs treffen sich die jungen Japaner in Hipster-Cafés und stöbern in Secondhandläden nach den Trends von übermorgen, abends füllen sich kleine Kinos, Theater und Musikkneipen.

Metro-Station Shimokitazawa

Tempel und Flair

Der älteste und lebhafteste Tempelbezirk Tokios ist noch immer von Gassen durchzogen. Aber statt einstiger Amüsierlokale sind kleine Läden und Restaurants eingezogen. Spaß macht es, zum Sumida-Fluss zu spazieren und mit einem Wasserbus flußabwärts zum Hamarikyu-Garten zu fahren. Wer stattdessen Richtung Ueno läuft, kreuzt Kappabashi, das Einkaufsviertel für Küchenutensilien und Restaurantzubehör. Ob Messer oder Plastik-Sushi-Deko, hier gibt es alles.

Metro-Station Asakusa

Tokio, Café Arise
Geschmack bei Kaffee und Styling beweist Taiju Hayashi in seinem "Café Arise"
© Enno Kapitza

Streifzug durch vier Lieblingsviertel

Yanaka: Kunst und Geschichte

Alles Spannende liegt an oder in der Nähe der Hauptstraße Ginza, etwa der verträumte Friedhof und Scai the Bathhouse, eine Galerie für zeitgenössische japanische Kunst (www.scaithebathhouse.com). In Akari, einem historischen Häuserensemble mit Kneipe, Bäcker und Ölgeschäft, scheint Japan anno 1900 lebendig (http://uenosakuragiatari.jp) stärken kann man sich gut im Sake Store Museum.

Metro-Station Nippori

Kagurazaka: Schuster und Köche

Erst am Shinto-Schrein KUMAKENG innehalten, dann auf zum Sandalenladen Sukeroku (www.sukeroku.in). Erholen können sich die Füße in der „Acht-Hocker-Kneipe“ Arrivée oder im Canal Café am Fluss und dem traditionellen Kaiseki Komuro (Lunch ab 70 €). Unbedingt reservieren, man spricht Deutsch.

Tel. 0081-3-3235-33 32 6 Metro-Station Kagurazaka

Kiyosumi-Shirakawa: Kaffee und Kultur

Eine Spezialität im Retro-Look-Café Yama-Shokudo sind Reisgerichte. Hipster mögen die Rösterei Arise mit der wohl langsamsten Brühtechnik in der Stadt (www.arisecoffee.jp). Regen? Coole Mäntel und Schirme verkauft Coci La Elle (www.cocilaelle.com). Trocken bleiben auch Besucher der acht Kunstgalerien des Kiyosumi Shirakawa Gallery Complex oder im Heimatmuseum Fukagawa-Edo-Museum

Metro-Station Kiyosumi-Shirakawa

Roppongi: Götter und Krieger

Vorbei an Buddhistischen Tempeln, spaziert der Flaneur talwärts nach Gazenbotani, wo Holzhäuschen schlummern, in denen einfache Samurai lebten. Ein besonderer Ort ist der Friedhof von Roppongi, wo die Großstadt zur Erinnerung wird. Auch in den angrenzenden winzigen Sackgassen fühlt man sich wie auf dem Lande. Das Idyll überragt der Hügel Roppongi-Hills, gekrönt vom Mori Art Museum (www.mori.art.museum)

U-Bahn-Station Roppongi

Tokio, Kagurazaka
In Ferienlaune kann man im Viertel Kagurazaka schnell gelangen, denn hier haben schon die Kellner gute Laune
© Enno Kapitza

Essen & Trinken

Gado Shita

„Unter den Eisenträgern“ bedeutet der Name dieser lebhaften Restaurants unter der Yamanote-Bahnlinie, in der Nähe der Station Yurakucho. In offenen Küchen werden Meeresfrüchte in Kupferpfannen zubereitet, an den Theken und engen Tischen herrscht Kneipenatmosphäre. Darüber gleiten die Shinkansen-Züge hinweg.

Udon & Soba

Die zahllosen Schnellrestaurants servieren nichts außer frischen Nudelsuppen. Im Schaufenster sind die Gerichte ausgestellt, an Automaten gibt es die passenden Tickets. Am Tresen dann die Frage: atatakai (warm) oder sumetai (kalt)? Die Geschäftsleute sitzen oder stehen an langen Tischen, schweigen, saugen, schlürfen.

Tsukiji

Filialen dieser Kette gibt es in der ganzen Stadt. Wer gutes Sushi und ein englisches Menü möchte, ist hier richtig. Fast ausschließlich Japaner rei hen sich an langen Theken, die Auswahl an Thunfischsorten, Muscheln und Seeigeln ist groß, die Preise sind angemessen.

Shijyukara

„Ab 40“ nannte der Chef sein „8-Hocker-Yakitori“, ein garagenkleines Lokal. In diesem Alter hat er seinen Beruf als Grafiker aufgegeben, um Wirt zu werden. Seine Gäste sitzen am Tresen, während er Sashimi, Tempura, Eierstich und Hühnerspieße bereitet – und seine Spezialität, frische Soba-Nudeln.

Shibuya-ku, Tel. 0081-3-34 96 40 44

Daylightkitchen

Eine schöne Holzterrasse, Bio-Zutaten, mediterrane Gerichte: Im schrillen Shibuya ist dies ein Zufluchtsort für Ruhesuchende – und für Vegetarier.

Visionary Arts 1F, 23-18 Sakuragaokacho, Shibuya-ku, Tel. 0081-3-57 28 45 28

Tokio, Aman Tokyo
In der Bar des Hotels "Aman Tokyo" blickt man über den Par des kaiserpalasts mit Glück bis zum Fuji
© Enno Kapitzka

Schlafen

Tokyo Ryokan

Futons auf Tatamiböden gibt es nur in einem Ryokan. Das kleinste dürfte das modern-minimalistische Hotel in den Gassen von Asakusa sein: Es hat nur drei Zimmer. Wer Privatsphäre sucht, ist hier allerdings falsch. Die Wände sind aus Papier.

2-4-8 Nishi-Asakusa, Taito-ku, Tel. 0081-90-88 79 35 99, www.tokyoryokan.com, DZ ab 60 €

Apa Hotel Shinjukukabukicho Tower

Klein sind die Zimmer, aber sehr schön im japanischen Stil eingerichtet. Herrlich, den Tag mit einem Überblick über die Stadt zu beginnen, auf der Dachterrasse im 28. Stock des Turms, im Pool. Auch die Häuser der Kette in
anderen Vierteln sind gut und bezahlbar.

1-20-2 Kabukicho, Shinjuku-ku, Tel. 0081-3-51 55 38 11, www.apahotel.com, DZ ab 96 €

Hotel Andaz Tokyo Toranomon Hills

Hollywood-Flair umweht Gäste in den – teuren – Grandhotels der Stadt. In diesem modern eingerichteten Haus der Hyatt-Gruppe ersetzt eine Bibliothek mit Regalen aus Walnussholz die Lobby im 51. Stock, ein japanisch-westliches Deli das Frühstückbüffet. Zimmer und Suiten haben fantastische Aussichten, den schönsten Blick auf Kaiserpalast und Fuji haben Gäste vom in Weiß gestalteten Pool im 37. Stock (Tagesbesucher zahlen Eintritt).

1-23-4 Toranomon, Minato-ku, Tel. 0081-3-68 30 12 34; www.tokyo.andaz.hyatt.com, DZ ab 350 €

GEO SAISON Nr. 10/2016 - Umbrien

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