Märchen erzählen im Topkapi-Palast
Ein weitläufiges Vergnügen: vier große Höfe, Gärten und ungezählte Räume. Darin stehen einige der schönsten Sofas der Welt. Doch seit der letzte Sultan Abdülmecid I. 1856 ausgezogen ist, darf niemand mehr darauf sitzen. Sehnsüchtig blickt unsere Tochter auf die meterlangen Sitzkissen in der Halle der Prinzen.
Wir erzählen ihr Geschichten wie aus 1001 Nacht, von der märchenhaften Macht osmanischer Sultane, die mit mehreren tausend Menschen im Topkapi-Palast wohnten, darunter bis zu 1000 Köche, eine gefürchtete Leibgarde und farbige Eunuchen, die hunderte Haremsfrauen bewachten. Bestaunen Reliquien wie die Barthaare und einen Fußabdruck des Propheten Mohammed. Entdecken goldene Säbel, Wasserpfeifen aus Kristall und einen mit Edelsteinen verzierten Dolch. Es würde uns nicht wundern, stünde in der nächsten Vitrine Aladins Lampe. Im letzten Hof, unter einem Pavillon mit goldenem Baldachin, schauen wir weit über das Goldene Horn. "So schön wohnt nicht mal Prinzessin Lillifee", sagt das Kind.
Sultanahmet, Fatih, Tel. 0090-212-512 04 80, Di geschl.; ca. 11 €, Kinder unter 12 J. frei, Harem ca. 5 €, Kinder unter 6 J. frei; virtueller Rundgang, www.topkapisarayi.gov.tr/en oder in 3-D: www.3dmekanlar.com/en/topkapi-palace.html.
Tipp: Ein Museumspass erspart lange Wartezeiten beim Einlass. Vorher kaufen, online oder in diversen Museen; ca. 31 € für 3 Tage, ca. 42 € für 5 Tage, Kinder unter 12 J. frei. Infos unter: www.muze.gov.tr/museum_pass. Wenn die Kinder ohnehin früh munter sind: Bereits um 8.30 Uhr anstellen und Punkt 9 Uhr mit den ersten Besuchern hineingehen.
Mama Shelter aufs Dach steigen
Kunterbunte Stühle und Tische, riesige Wäscheklammern zum Draufsetzen, Tischkicker, Liegesofas und ofenfrische Pizza: Die Dachterrasse des Mama Shelter Hotels wirkt wie von Kindern entworfen. Zugabe für Erwachsene: Cocktails in großer Auswahl an der Bar, abends DJ-Musik. Der 360-Grad-Blick über die Stadt ist umwerfend. Man kann sich sattsehen - und satt essen. Kebap, hier Mama’s Yoghurt Kebap genannt, wird verspielt im Glas angerichtet, mit kleingeschnittenem Brot.
Und wenn das Wetter nicht mitspielt, kann man in das ebenfalls bunt eingerichtete Restaurant im vierten Stock mit XXL-Tischkicker ausweichen. Wer sich gar nicht trennen mag, bucht eines der Familienzimmer im Hotel. In jedem hängen Masken von Zeichentrickhelden. So wird aus Vater, Mutter und Tochter Bugs Bunny, Batman und Scooby Doo. Die Terrasse steht externen Gästen offen, man sollte allerdings etwas essen oder trinken.
Mama Shelter Istanbul, Huseyin Ağa Mahallesi, İstiklal Caddesi No: 50-54, Beyoğlu/Istanbul, Tel. 0090-2122520100, www.mamashelter.com
Immer der Katze nach von Karaköy bis Cihangir
Eine getigerte Katze zeigt uns das Viertel Cihangir: Das Kind hat sie in einer ruhigen Seitenstraße der hektisch lauten ̇Istiklal Caddesi entdeckt. Wir folgen ihr in die Kumbaracı Yokusu, sie führt uns an neugierig machenden Geschäften vorbei: dem Restaurant "Yeni Lokanta", dem türkischen Modedesigner Asu Aksu, den Cafés "Mihrimah Sultan" und "Balcony Design & Architecture" sowie einem namenlosen Vintage Store.
Katze und Kind schließen Freundschaft, die Eltern können sich in Ruhe den Schaufenstern widmen. Wir biegen ab in die Serdari Ekrem Caddesi, immer der Katze nach, die sich bestens auszukennen scheint: Wieder eine Bummelmeile, mal schicke, mal ganz trendige, mal unaufgeregte Läden für uns, und das Kind ist beschäftigt. Bis sein kleiner Freund nicht mehr will und sich in einen Blumenkasten schlafen legt. Schon eine Quergasse weiter hütet eine Katzenmutter ihren Wurf.
Die Viertel Karaköy und Cihangir sind besonders katzenfreundlich, an jeder Ecke sehen wir kleine Fertigfutter-Häufchen oder Wasserschälchen. Eine Frau seilt ein Körbchen vom Balkon herab, unten wird schon laut miaut. Für ihre Straßenkatzen legen die Istanbuler gern mal eine Streichelpause ein. Das Kind freut’s, und wir streunen weiter von Laden zu Laden – alle zu frieden mit dem Streichel-Shopping im Szeneviertel. In der Lüleci Hendek Caddesi sehen wir uns im Hic Contemporary Crafts modernes türkisches Interiordesign an und beenden den Tag im Restaurant "Hayat Cihangir" in der angesagten Akarsu Caddesi. Die Mezze dort sind so gut, dass nicht mal unsere Tochter der Katze unter dem Tisch etwas abgeben will.
Beide Viertel liegen in Beyogˇlu, dem 240 000 Einwohner zählenden Bezirk gegenüber dem Goldenen Horn.
Boot fahren auf dem Bosporus
Waren wir nicht eben noch genervt, verschwitz, müde? Alles vergessen auf dem Oberdeck der Fähre, die uns von der europäischen auf die asiatische Seite bringt. Wie leise Istanbul sein kann, wenn nur die Möwen lärmen. Sanftmütig blicken wir der Anlegestelle Eminönü hinterher, den Minaretten der Süleymaniye Moschee, den Mauern des alten Sultanpalastes an der Spitze des Goldenen Horns. Grandiose Lage für eine Stadt, vom Wasser aus ein besonders schöner Anblick.
Der Schiffsmotor brummt, Wellen schwappen gegen das Boot, wir sacken tief in die Sitzbank, Inga kuschelt sich dazwischen. "Orangensaft?", fragt ein Kellner, "Simit dazu?" – Sesamkringel, gern. Frisch gestärkt will das Kind zur Reling, wirft Krümel, eine Möwe schnappt zu. Kadiköy, unser Ziel, taucht in der Ferne auf. "Schade, so früh?" Wir passieren einen Containerhafen, dann Istanbul Haydarpas ̧a, den neoklassizistischen Bahnhof, einst Startpunkt der legendären Bagdadbahn. Das Boot legt am anderen Ufer an; die Hektik hat uns wieder. Aber wir haben etwas gelernt: Istanbul, viele Hügel, viel Stau, kann anstrengend sein, wie jede Großstadt. Ein billiges Bootsticket garantiert jedoch die perfekte Auszeit.
Stadtfähre über den Bosporus: ca. 1 €, Kinder bis 6 J. frei; Tickets an der Anlegestelle Eminönü, oder an Bord mit der Istanbul-Card. Die offizielle Schiffslinie Sehir Hatları bietet unterschiedlich lange Ausflüge an: Die kurze Bosporus-Tour (ca. 2 Std.) beginnt und endet in Eminönü, 4,50 € p. P., Kinder unter 12 J. 2 €, www.istanbul-tourist-information.com