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Österreich Erkundungen im Kaunergrat

In dem Tiroler Naturpark mit 84 Dreitausendern sind Gämsen und Gletscher keine Überraschung, wohl aber Schokowanderungen, Fotosafaris und Almputz-Tage. Erkundungen zwischen Ötztal und Pitztal
Österreich: Der Kaunergrat Naturpak beherbergt die größte Steinbockkolonie Österreichs mit 1200 Tieren. Wanderer können so zurecht hoffen eins der scheuen Tiere in freier Wildbahn zu sehen
Der Kaunergrat Naturpak beherbergt die größte Steinbockkolonie Österreichs mit 1200 Tieren. Wanderer können so zurecht hoffen eins der scheuen Tiere in freier Wildbahn zu sehen
© imago/imagebroker

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3000 Höhenmeter, drei Täler und oftmals zwei Jahreszeiten an einem Tag: Der Naturpark Kaunergrat in den Ötztaler Alpen verzaubert seine Besucher mit Auwäldern, Hochmooren, Trockenrasen und Gletschern, die sich vom Inn bis zur 3774 Meter hohen Wildspitze erstrecken. Im Herzen des Naturparks ragen zwischen dem Oberinntal, dem Kaunertal und dem Pitztal die Gipfel des namengebenden Kaunergrats in den Himmel: eines Gebirgszugs mit 39 Dreitausendern auf 30 Kilometern. Um da nicht den Überblick zu verlieren, sollte jede Naturparkerkundung im Naturparkhaus am Piller Sattel beginnen (www.kaunergrat.at). "3000 m Vertikal" heißt die multimediale Ausstellung, ein Restaurant verköstigt Wanderer, im Infozentrum gibt’s Ausflugstipps wie die folgenden, die alle dort gebucht werden können.

Schokowanderung

Manchmal ist es ganz gut, ein Ziel vor Augen zu haben. Vor allem in den Bergen, wenn die Waden brennen, der Atem kurz wird und der Hang steil. Mein Ziel heißt: Schokolade. Denn die Wanderung, die vom Venet im Tiroler Oberland hinab in Richtung Tal geht, führt entlang einer "Genussroute" (www.tirolwest.at/genusskulinarik/genussrouten). Am Ende der vierstündigen Tour kann ich mich auf eine Schokoladenverkostung freuen. Das motiviert. Denn so geländegängig wie das Grauvieh – Rinder, die schon seit rund 5000 Jahren in den Alpenländern gehalten werden – bin ich nicht. Trittsicher wandeln die kleinen grauen Kühe zwischen Steinen und Gräsern umher. Aus dem Teppich von Preisel- und Moosbeeren, gelb-orangefarbenem Alpenhabichtkraut, Arnika und Moosflechten suchen sie sich die köstlichsten Bergkräuter heraus, was ihrer Milch den einzigartigen Geschmack verleiht. Das weiß man auf der Gogles Alm, der ersten Station der Genussroute. Auf 2017 Metern verarbeitet der Senner die Milch zu Käse und Buttermilch, in der Alm-Gaststätte werden Käsespätzle und Käsknödelsuppe aufgetischt (Tel. 0043-660-549 90 84, www.gogles-alm.at). Vorbei am Piller Moor, einem Hochmoor auf über 1500 Meter Höhe, und einem Brandopferplatz aus der Bronzezeit geht es weiter zum nächsten Genießer-Stopp. Auf der Terrasse des Naturparkhauses präsentiert sich der Namengeber des Naturparks in voller Schönheit: Klar zeichnen sich die 39 schroffen Gipfel des Kaunergrats ab. Sanft hingegen die Landschaft am Piller Sattel zur Rechten, der mit Trockenrasen bedeckt ist und an dessen Fuß der Inn wie ein blausilbriges Band mäandert. Schließlich bringt mich der Naturparkbus zum Ziel. Tiroler Edle heißt die hausgemachte Schokolade aus der Milch des Grauviehs, mit der Chocolatier Hansjörg Haag die Wanderer verköstigt. Der Meister reichert sie mit dem an, was er vor der Haustür findet: Bergminze, Preiselbeeren, Alpenrosenhonig. Dafür nähme ich die Wanderung glatt noch einmal auf mich (Konditorei Haag, Landeck, Maisengasse 19, www.tiroleredle.at).

Almvolunteering

Doch statt Wandern ist am nächsten Tag Arbeit angesagt. Ich beteilige mich am Weidemanagement, wie es auf Neu-Deutsch heißt. Die Tiroler sagen: Alm putzen. Also bücken, aufheben, wegschleppen. "Die Almpflege ist heutzutage teuer, weil sie sehr aufwendig ist", erklärt mir Bauer Elmar Huter. "Und viele Urlauber helfen gern mit." Beim sogenannten Alm-Volunteering rund um die Gogles Alm pflegen sie Wiesen, errichten Zäune oder legen Wandersteige an. Auch ich packe mit an: Am Hang des Venets schichte ich Steine zu Mauern auf, trage die Zweige zu Haufen zusammen, rupfe Buschwerk aus und schaue bei den vorbei, die auf der Weide grasen. Im Tausch gegen Arbeit möchte ich Informationen. Elmar Huter erklärt mir, dass Tannenhäher, braunmelierte Vögel, die Samen der Bäume verteilen und so bei der Ausdehnung der Wälder behilflich sind. Und er zeigt mir Zirben, eine Kiefernart, aus deren Zapfen Schnaps gemacht wird. Zu kosten bekomme ich ihn abends, nach getaner Arbeit, in der Fliesser Schihütte (www.kaunergrat.at).

Fotosafari

Tags darauf betrachte ich den Kaunergrat von der anderen Seite, vom Pitztal aus. Und zwar durch eine Linse. "Im Reich des Steinbocks" nennt sich der Fotoworkshop des Naturfotografen Anton Vorauer. Mit seiner Hilfe möchte ich lernen, die Berge und ihre Bewohner optimal in Szene zu setzen. Eigentlich dauern die Steinbock- Workshops im September drei Tage, doch ich habe mich nur für einen Tag mit dem Fotografen verabredet. Leider schaffen wir es nicht bis zur Rüsselsheimer Hütte, wo Steinböcke vor der Pitztaler Gletscherwelt gute Fotomotive hergeben sollen. Denn viel zu tief hängen an diesem Tag die Wolken in den Bergen. Stattdessen besuchen wir die Schönheiten des Tals. Etwa 150 Meter rauscht der Stuibenwasserfall in der Gemeinde Jerzens den Hang hinab. Ein paar Kilometer weiter plätschert der Klockelbach an kleinen Wallfahrtskirchen vorbei. Auf 1880 Meter Höhe wagen wir uns immerhin vor, zur Tiefentalalm bei St. Leonard, wo wir bei einer Brotzeit auf der Terrasse Rast machen. Übernachten könnten wir hier auch, aber wir haben ja noch etwas vor (www.tiefentalalm.at). Ich lichte Grauvieh ab, das von seinen Hirten ins Tal getrieben wird. Zirben, die sich dunkel von dem wolkenverhangenen Himmel abheben, Gämsen, die über uns am Hang entlangklettern. Dabei beherzige ich die Tipps, die mir der Profi bei jedem einzelnen Foto gibt: lange Belichtungszeiten, um fließende Wasserfälle festzuhalten, hohe Tiefenschärfe bei Makroaufnahmen von Pflanzen und vor allem eine gründliche Vorbereitung. Wer Wildtiere fotografieren möchte, muss wissen, wie sie sich verhalten, und die Kamera eingestellt haben, um im richtigen Augenblick abdrücken zu können. Abends bin ich zufrieden. Mit dem Ausflug und mit meinen Fotos. Fotosafari 17.–20. 9. 2015; buchen über "Verwöhnhotel Wildspitze"(www.hotel-wildspitze.com). Das Naturparkhaus bietet den Sommer über eintägige Fotowanderungen an, mit der Summercard, der Gästekarte vom Vermieter, gratis: www.kaunertal.com.

Schlafen & Essen

In den rustikalen Räumen kommt Traditionelles auf den Tisch: Hirsch mit Pfifferlingen oder Tiroler Berglamm. Zum Postgasthof Gemse gehören auch zwei Pensionen (Zams, Tel. 0043-5442-62478, www.postgasthof-gemse.at). Die Venet Gipfelhütte auf 2212 Meter Höhe hat Betten mit Aussicht auf den Krahberg und Zimmer in hellen Naturtönen. Essen können Gäste im "Venet Panorama Restaurant" mit grandiosem Rundumblick (Tel. 0043-5442-626 63 20, www.venet.at). Naturholzmöbel, eine Kneipp-Anlage und einen Ausblick ins Pitztal bietet das Biohotel Stillebach (St. Leonhard, Tel. 0043-5413-8 72 06, www.stillebach.at). Das in geschmackvoll alpinem Landhausstil eingerichtete Vier-Sterne- Haus Verwöhnhotel Wildspitze ist in Familienhand, hat eine exzellente Küche und ein großzügiges Spa (Mandarfen, Tel. 0043-5413-86207, www.hotel-wildspitze.com). Einer der Höhepunkte der gastronomischen Landschaft Tirols ist, wie der Name verrät, das Café 3.440 auf 3440 Metern am Gletscher des Hinteren Brunnenkogels. Kaffee und Kuchen werden vor einer Kulisse von mehr als 50 Dreitausendern, etwa der 3774 Meter hohen Wildspitze, serviert. Man erreicht das Café mit der Wildspitzbahn, der höchsten Seilbahn Österreichs (www.pitztaler-gletscher.at/de/skigebiet/wildspitzbahn/cafe-3440).

GEO SAISON Nr. 04/2015 - Kroatien - Naturwunder an der Adria

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