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Reiseidee: Zu Pferd in die Carmargue

Vom Westerwald bis in die Camargue - drei Monate lang auf Pferderücken: Für Herbert Fischer und seine Kunden wurden die abenteuerliche Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis

GEO-SAISON: Gratulation, Herr Fischer. Sie haben es geschafft!

Herbert Fischer

Ja, so einen Wanderritt leistet man sich wohl nur einmal im Leben. Allein die Logistik für drei Monate bedeutete einen enormen Aufwand. Dabei ging es uns nicht einfach nur um die Strecke. Wir wollten ja auch verweilen und die Landschaft, Kultur und Küche all der Regionen genießen, die wir durchquerten.

GEO-SAISON: Wie war der Ritt eingeteilt?

Herbert Fischer Wir sind jeweils sechs Tage lang geritten, am Sonntag war Ruhetag und Reiterwechsel. Bei unseren normalen Touren reiten wir meist einen Rundkurs, diesmal ging es immer weiter gen Süden. Die Kunden hatten jeweils eine oder mehrere Etappen gebucht, einer sogar die gesamte Strecke. Insgesamt hatten wir 78 Teilnehmer im Alter zwischen fünf und 74 Jahren.

GEO-SAISON: Ging alles gut?

Herbert Fischer Außer zwei Lahmheiten von kurzer Dauer und einer Schlundverstopfung gab es mit den Pferden keinerlei Probleme. Zu Hause auf dem Reiterhof passiert in drei Monaten meist mehr. Die Teilnehmer waren jedoch meist skeptisch, wenn sie zum jeweiligen Treffpunkt anreisten. Sie dachten: "Ob die auch wirklich da sind? Schließlich reiten sie schon die siebte Woche." Aber wir waren immer pünktlich zur Stelle.

GEO-SAISON: Wie groß war der Treck?

Herbert Fischer Wir hatten zehn eigene Pferde dabei und haben zum Schluss noch vier dazugemietet.

GEO-SAISON: Welche Route sind Sie geritten?

Herbert Fischer Zunächst vom Westerwald bis zum Kloster Eberbach im Rheingau, dort war der offizielle Start. Entlang der Deutschen Weinstraße durch die Pfalz ging es in die Vogesen, dann durch die burgundische Pforte ins französische Jura hinüber, westlich an Genf vorbei und danach quer durch die Westalpen. Unser Schlusspunkt war Saintes-Maries-dela- Mer im Rhône-Delta.

GEO-SAISON: Wo haben Sie übernachtet?

Herbert Fischer Wir haben uns landestypische Stationen ausgesucht: alte Herbergen, Klöster, landwirtschaftliche Betriebe. In den Bergen waren das oft Käsereien, aber auch einmal das Trainingszentrum von Frankreichs Biathleten. Mit Kreditkarte hätte man da nur selten bezahlen können. So kam es, dass ich anfangs 25.000 Euro in der Tasche mit mir herumtrug.

GEO-SAISON: Und wie sind Sie aufgenommen worden?

Herbert Fischer Überall sehr herzlich. Wenn wir erzählten, wie lange wir schon unterwegs waren, hieß es immer: »Chapeau! Hut ab!« Ich hatte mich für einen passablen Frankreichkenner gehalten. Jetzt wurde mir jedoch klar, was ich alles verpasst hatte, weil ich im Wagen immer daran vorbeigefahren bin. Dank der Pferde habe ich diese Landstriche nun für mich entdeckt: Vercors zum Beispiel, eine ökologische Insel, die wie eine Festung zwischen Grenoble, Valence und Die aufragt. Oder das dünn besiedelte Tal des Doubs, auf 43 Kilometern die Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich.

GEO-SAISON: Haben Sie auch mal im Freien übernachtet?

Herbert Fischer

Wir hatten vor, bei den Pferden zu schlafen, doch in den Bergen war es zu kalt. Einmal gerieten wir auf 1700 Metern sogar in einen Schneesturm - aber zwei Stunden später und 800 Meter tiefer hielten wir dann ein Picknick bei Sonnenschein. Die erste, die unser Entrée in südliche Gefilde bemerkte, war eine blinde Reiterin. "Ich rieche Thymian", sagte sie, "wir müssen in der Provence sein."

GEO-SAISON: Die Camargue ist ja für Pferdefreunde ein Wallfahrtsziel.

Herbert Fischer Flamingos, schwarze Stiere, weiße Pferde - das alles haben wir gesehen. Mit einer halbwilden Herde galoppierten wir sogar um die Wette. Unsere letzte Station führte uns zum Chef der gardians, der berittenen Stierhirten, den Cowboys der Camargue. Finale war ein Picknick in der Brandung - an eben jener Stelle, wo die Zigeuner ihre Schutzpatronin aus dem Meer tragen. Auf einer solchen Tour fühlt man sich selbst wie ein Zigeuner. Hätten wir mehr Zeit und Geld gehabt, wir wären noch weiter geritten.

Weitere Infos

Deutsche Wanderreiter-Akademie Tannenweg 60 56410 Reckenthal/ Montabaur Tel. 02602-1 85 07 Fax 34 02

www.wanderreitenreisenzupferd.de

GEO Nr. 05/97

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