Im Zug entsteht Spannung wie von selbst. Streckenführung und Entgleisung, Plan und Abweichung, Anonymität und Intimität. Das Abteil vor allem ist ein besonderer Ort, ein Katalysator der Klaustrophobie und Raum für Hoffnung zugleich. Hier kann alles passieren: Mord und Totschlag, Spionage und Sabotage, Eheversprechen und Ehebruch. Kino und Eisenbahn verbindet außerdem eine besondere Beziehung von Statik und Bewegung. Wir sitzen unbewegt, im Kino wie im Zug, während die Bilder fließen, auf der Leinwand oder vorm Abteilfenster.
Allerdings sind wir als Reisende Zuschauende und Angeschaute zugleich, im Kinodunkel hingegen wähnen wir uns sicher. So gern wir bei unseren alltäglichen Pendlerfahrten den Blick abwenden, so gern richten wir ihn im Kino auf alles, was uns im echten Leben entgeht.
Phänomene des Reisens, erklärt von Experten: Lisa Gotto, Professorin für Filmgeschichte und Filmanalyse an der Internationalen Filmschule Köln (ifs)
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