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Höhenkrankheit Tipps für Alpinisten

Wie Alpinisten und Bergwanderer mit den Gefahren der Höhenkrankheit umgehen können
Höhenkrankheit: Schritt für Schritt dem Gipfel entgegen, aber der Körper braucht viel zeit, um sich auf die Höhe einzustellen
Schritt für Schritt dem Gipfel entgegen, aber der Körper braucht viel zeit, um sich auf die Höhe einzustellen
© Stefen Chow

Dass das Besteigen hoher Gipfel nicht nur Hochgefühle auslöst, wussten schon die Menschen der Antike. Die Griechen pressten sich angeblich beim Besteigen des Olymps feuchte Schwämme vor den Mund. Im alten China umschrieb man die Gipfel des heutigen Tibets als "Kopfwehberge"; in den Anden fürchtete man in der Höhe einen "Mareo" genannten Schmerz – das "Seeleiden" der Berge. Dennoch galt die Höhenkrankheit lange als obskures Phänomen. Erst seit Ende des 19. Jahrhunderts wird sie als seriöse Krankheit erforscht: auf medizinischen Feldforschungsstationen in den Alpen und im Himalaya, in Unterdruckexperimenten oder auf Expeditionen.

Bereits ab etwa 2500 Metern Höhe zeigen einige Bergsteiger erste Symptome der "akuten Bergkrankheit", auf 4000 Metern sind bereits rund zwei Drittel der Alpinisten und Wanderer davon betroffen: Nach einer Latenzzeit von etwa sechs bis zwölf Stunden kann es infolge des Sauerstoffmangels zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen kommen.

Aklimatisierung braucht Zeit

Kluge Bergsteiger geben ihrem Körper daher so viel Zeit wie möglich, um sich anzupassen: Einer Faustregel nach sollte man seine Schlafhöhe im Hochgebirge um nicht mehr als 500 Höhenmeter pro Tag nach oben verlagern und alle zwei bis drei Tage zudem einen Ruhetag einlegen.

Bei zu schnellen Aufstiegen und in größeren Höhen hingegen kann die akute Bergkrankheit leicht in schwerere Folgen umschlagen: Vor allem Lunge und Gehirn reagieren auf Sauerstoffmangel empfindlich. Am bösartigsten ist das Höhenhirnödem. Neben massiven Kopfschmerzen und Erbrechen zeigt es sich an Schwindelanfällen, Halluzinationen, Seh- und Bewusstseinsstörungen bis zum Koma. Ein Höhenlungenödem hingegen macht sich durch Atemnot und plötzlichen Leistungsverlust bemerkbar sowie durch starken trockenen, später gar blutigen Husten.

Unbehandelt können beide Erkrankungen tödlich enden; die beste Therapie ist der sofortige Abstieg unter Versorgung mit Sauerstoff. Als Notfallmedikamente haben sich zudem Steroide (Dexamethason) bewährt. Blutdrucksenkende Wirkstoffe wie Nifedipin oder Phosphordiesterase-5-Hemmer, die teilweise auch in Potenzmitteln enthalten sind, können die Lunge entlasten. Zur Behandlungen von schwächeren Symptomen der akuten Bergkrankheit und zur beschleunigten Akklimatisation scheint einigen Studien nach schließlich Acetazomalid geeignet zu sein. Auf Medikamente allein allerdings sollte man sich beim Höhenbergsteigen auf keinen Fall als "Rettungsseil" verlassen.

Vor wenigen Jahren noch galt die Luft an den höchsten Gipfeln der Welt als so dünn, dass Menschen dort keinen einzigen Atemzug überleben könnten. Erst 1978 widerlegten die Alpinisten Reinhold Messner und Peter Habeler diese These, als sie es ohne Sauerstoffflaschen zum Gipfel des Mount Everest (und zurück) schafften. Nach wie vor jedoch bleibt das Höhenbergsteigen ein Gang an die Grenzen nicht nur der irdischen Topografie – sondern auch an das Limit des menschlichen Körpers.

GEO Nr. 02/14 - Das Himalaya-Experiment

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