Seit Juni 2016 hat Mark Watson mit seiner Partnerin Hana Black Tausende Kilometer auf dem Rad zurückgelegt. Das Paar hat sein Haus in Neuseeland verkauft und stattdessen in drei kleinere Immobilien investiert – die sind untervermietet und finanzieren so die Reise. Außerdem nimmt Mark unterwegs Aufträge als freier Fotograf an. Auf seiner Website kann man die Route der beiden von Alaska über Kanada und die USA nach Mittel- und Südamerika nachverfolgen. Ein Gespräch über Strapazen und Belohnungen.
Mark, Tausende Kilometer auf dem Rad. Warum tun Sie sich das an?
Radfahren ist einfach die beste Art zu reisen! Uns ist es wichtig, beobachten zu können, wie sich Landschaften und Menschen langsam verändern. Das kann man nicht, wenn man im Flugzeug von Ort zu Ort, von Kultur zu Kultur hüpft. Außerdem kommt man auf dem Rad viel leichter mit Einheimischen ins Gespräch.
Wo sind Sie gerade?
In Peru! Das Land ist ein Paradies für Radfahrer, mit ruhigen Bergstraßen und einer unglaublichen Vielfalt, vom Hochgebirge über Wüsten und Dschungel. Fast jeden Tag beenden wir zufrieden und voller Endorphine. Radreisen befriedigen die Seele.
Und der Körper? Sie fahren fünf bis acht Stunden täglich. Wird man da nicht oft von Wadenkrämpfen gebeutelt?
Hana und ich fahren seit 25 Jahren intensiv Rad. Unsere Körper sind an die Strapazen gewöhnt, aber wir haben auch gemerkt, dass wir auf dieser Tour an Ausdauer und Stärke gewonnen haben. Wir sind oft in Höhen von 4000 bis 5000 Metern unterwegs, das war anfangs natürlich eine Herausforderung. Inzwischen können wir es tagelang auf diesen sauerstoffarmen Höhen aushalten.
Sie bewegen sich die Amerikanischen Kordilleren entlang.
Ja, das sind die Gebirgszüge, die die amerikanischen Kontinente dominieren: Kanadas Coast Mountains, die Rocky Mountains in den USA, die Sierra Madre in Mexiko und die Anden in Südamerika. Am liebsten folgen wir den unbefestigten Straßen. So sind wir näher an der Natur – und das Fahren macht mehr Spaß.
Braucht man eine spezielle Ausrüstung?
Wir sind mit sehr stabilen Mountainbikes unterwegs, mit sehr breiten Reifen und guten Bremsen. Mehr braucht es nicht. Ganz wichtig ist: Wir reisen mit so leichtem Gepäck wie möglich. Kissen zum Beispiel sind für uns ein Luxusgut und zu Hause geblieben. Selbst unser Kochset ist simpel, schließlich müssen wir alles mit Pedalkraft fortbewegen und manchmal auch über steile Pässe schieben.
Nachts campen Sie meistens. Vermissen Sie nach knapp drei Jahren nicht zumindest ein warmes Bett?
Nein. Wir vermissen natürlich unsere Familie und Freunde, aber wir werden mit anderen Dingen belohnt. Wenn man die Nachrichten liest, hat man oft den Eindruck, die ganze Welt sei fremdenfeindlich. Die Erfahrung haben wir nicht gemacht. Im Gegenteil: Wir haben viele freundliche Menschen getroffen, die uns zu sich nach Hause eingeladen haben – einfach so.
Klingt, als könnten Sie ewig weiterfahren. Wann endet Ihre Reise?
Im Moment glauben wir, dass wir im Frühling 2020 in Ushuaia in Feuerland ankommen werden. Dann wären wir rund vier Jahre unterwegs gewesen. Eigentlich hatten wir mit eineinhalb bis zwei Jahren gerechnet, aber wir haben schnell gemerkt, dass wir in dem hohen Tempo zu selten vom Weg abweichen können. Uns ging es nie darum, Strecke zu machen. Wir wollen die Welt und ihre Menschen besser kennenlernen – und andere
nspirieren, dasselbe zu tun.