
Dschungeltiere schnalzen mir ins Ohr, und im Kopfhörer rauscht der Regen. Den brasilianischen Urwald bereise ich auf einer bananenförmigen Liege am Kurfürstendamm. 30 Minuten dauert meine Entspannungskur in der "Power Nap Lounge" des Berliner "Swissôtel". Hinterher schleiche ich gähnend durch die Lobby in mein Zimmer, wo das "Deep Sleep Package" bereitliegt, das mir endgültig die Bettschwere bringen soll. Für 60 Euro Aufpreis bekomme ich eine Aromatherapie und Klangkissen am Abend und eine Lichtdusche mit 10 000 Lux und Mate-Tee-Cocktail am Morgen. Ein ganz ähnliches Programm bietet seit Januar auch das "Q! Resort Health & Spa" in Kitzbühel an.
In der Hotellerie ist guter Schlaf naturgemäß ein zentrales Thema. Ein Drittel aller Deutschen leidet unter Ein- oder Durchschlafstörungen, fand das Robert- Koch-Institut 2013 heraus. Das Bewertungsportal Tripadvisor ermittelte: Jeder zweite User sucht nach Kommentaren zur Schlafqualität. Denn Reisen verstärken das Problem. Zeitverschiebung, fremde Umgebung, der Verzicht auf das eigene Bett und Einschlafgewohnheiten rauben vielen Urlaubern die nötige Ruhe. "Mit modernen Geräten wie Smartphones sind wir permanent erreichbar", sagt die Schlafmedizinerin Samia Little Elk, die das "Swissôtel" berät. Wir posten aus dem Urlaub, twittern, mailen, sind dauernd online. "Und am Abend fehlen uns die Herunterfahr-Rituale."
Etliche Hotels reagieren: backen Lavendelkekse, lassen den Gästen Entspannungsbäder ein und schütteln Anti- Schnarch-Kissen auf. Im Berliner "Waldorf Astoria" kann der Gast unter anderem zwischen Rosshaar-, Kirschkern- und Dinkelkissen wählen. "The Benjamin" in New York bietet Kissen für Rücken-, Bauch- und Seitenschläfer an. Eines heißt "Swedish Memory", es kühlt im Sommer und wärmt im Winter. Hat der Gast trotz allem kein Auge zugetan, erlässt das Hotel allen Ernstes den Zimmerpreis. Andere Häuser schwören auf Zirbenholz. Das darin enthaltene Pinosylvin soll die Herzfrequenz senken und so die Erholung vertiefen. Im "Hotel Goldener Berg" in Oberlech liegen die Gäste unter Decken aus Schafschurwolle und Zirbenflocken. Das "Biohotel Mattlihüs" im Allgäu hat jüngst Zimmer mit dem Alpenholz ausgebaut, und das "Hotel Forsthofalm" im Salzburger Land stellte neue Zirben-Betten auf.
Ins Bett!, denke ich, als ich vom Dösen auf der Bananenliege zurück in mein Zimmer stapfe. Ein netter Herr bringt mir eine Tasse heiße Schokolade mit Lavendel, Salbei und Orangenöl, knipst den Raumbedufter an, einen weißen Kasten, der Lavendelaroma verströmt, und stöpselt ein kleines Klangkissen in die Steckdose. Im Bett liegend, lausche ich den merkwürdigen, schwerfälligen Tönen. Sie sollen die gleiche Frequenz haben wie meine Hirnströme im Schlaf. Ich finde sie nervtötend, werfe das Kissen aus dem Bett – und bin weg.
Hoteladressen
Swissôtel Berlin
Augsburger Str. 44, Tel. 030-220100, www.swissotel.de
Q! Resort Health & Spa
Österreich, Kitzbühel, Bahnhofsplatz 1, Tel. 0043-5356-62136, www.qresort.at
Waldorf Astoria Berlin
Hardenbergstr. 28, Tel. 030-814 00 00, www.waldorfastoriaberlin.com
The Benjamin
New York, East 50th Street 125, Tel. 001-212-7152500, www.thebenjamin.com
Hotel Goldener Berg
Österreich, Oberlech am Arlberg, Tel. 0043-5583-22050, www.goldenerberg.at
Biohotel Mattlihüs
Oberjoch, Iselerstr. 28, Tel. 08324-980289, www.mattlihues.de
Hotel Forsthofalm
Österreich, Leogang, Hütten 37, Tel. 0043-6583-85 45, www.forsthofalm.com