In der italienischen Touristenmetropole Venedig dürfen schon in naher Zukunft keine Kreuzfahrtschiffe mehr der historischen Altstadt nähern, das gab der Verkehrsminister Graziano Delrio bei Twitter bekannt. Vorausgegangen war ein jahrelanger Streit zwischen Umweltaktivisten, Anwohnern und Reedereien. Momentan schieben sich insbesondere zwischen Mai und Oktober die großen Passagierschiffe durch den vergleichsweise schmalen Kanal von Giudecca, um den Gästen einen uneingeschränkten Blick auf die Sehenswürdigkeiten wie den Markusplatz bieten zu können. Das, so befürchten Umwelt- und Kulturschützer könnte das sensible ökologische Gleichgewicht in der Lagune, nachhaltig beschädigen. Auch die UNESCO sprach in den letzten Jahren bereits mehrfach das Problem der Kreuzfahrtschiffe an, die nicht nur viel Emission ausschütten, sondern auch den Massentourismus in der Stadt an einen Punkt bringen, der kaum noch tragbar ist.
Nun sei eine Lösung gefunden worden, kündigte Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro nun an. Auf der gegenüberliegenden Seite der historischen Altstadt soll so schnell wie möglich ein entsprechendes Terminal entstehen, an dem Kreuzfahrtriesen über 55.000 Tonnen anlegen können. Zwar ist die Industriegegend Marghera nicht ganz so pittoresk, aber nicht weit von allen Sehenswürdigkeiten entfernt, die von der Umleitung der Schiffe durchaus profitieren dürften. Ab 2019 sollen nach und nach immer mehr Schiffe auf der gegenüberliegenden Seite der Lagune festmachen. Dennoch sind nicht alle Beteiligten zufrieden, denn die neue Regelung ermöglicht es auch, dass Schiffe mit mehr als 96.000 Tonnen in die Lagune einfahren können. Derzeit sind diese Ozeanriesen in der gesamten Lagune verboten. „Sie haben das schlechteste Projekt von allen gewählt“, sagte Luciano Mazzolin vom Anti-Kreuzer-Komitee No Grandi Navi zu der Regierungsentscheidung.