Neulich in Amerika, auf dem Campingplatz „Safari West“: Frank Jordan, ehemaliger Bürgermeister von San Francisco, erzählt lachend, wie er als junger Mann auf einem deutschen Flughafen die Damen- für die Herrentoilette hielt, weil in „Damen“ ein „Men“ und in „Herren“ ein „Her“ auftaucht. Währenddessen singt seine Frau Wendy, eine Anlageberaterin, die Titelmelodie der TV-Serie „Flipper“ - auf Deutsch. Plötzlich wirft ihre Freundin Nancy, früher Direktorin des Zoos von San Francisco, ein: „Vor kurzem war übrigens Linda Ronstadt hier, um George Lucas eine Giraffe zum Geburtstag zu kaufen.“

Luxus wie im Fünf-Sterne-Hotel
So etwas erlebt man nur beim "Glamping", beim "glamorous camping". Schluss mit schmuddeligen Gemeinschaftsduschen, lauwarmen Tütensuppen und muffigen Schlafsäcken! "Glamping" verspricht die Annehmlichkeiten eines Fünf-Sterne-Hotels verbunden mit wohltemperiertem Outdoor-Thrill. Gegen entsprechende Bezahlung, versteht sich. Die Herrschaften, mit denen Sie den "Glamp Ground" teilen, sind also Politiker, Popstars, Hollywood-Tycoone oder aus anderen Gründen reicher als der Rest der Welt.
"Safari West" in der Nähe von Santa Rosa in Kalifornien ist selbst unter Angeboten, die mit Kunst, Kaviar und Butler locken, etwas Besonderes: 160 Hektar groß und von mehr als 500 afrikanischen Tieren bewohnt, darunter Antilopen, Giraffen, Nashörnern, etlichen Vögeln und Reptilien, sowie vom Aussterben bedrohten Arten wie Geparden und Kattas, ringelschwänzigen Lemuren.
Zelt mit Tür
Ursprünglich war das Wildtierreservat Ausdruck der Tierliebe von Peter Lang, den bis heute Gnu-Babys mehr interessieren als Glamour. Später öffnete der Sohn des Oscar-nominierten Hollywood-Regisseurs Otto Lang den Park zunächst zu Forschungszwecken, dann der Allgemeinheit. Im vergangenen Jahr kamen 60 000 Gäste. 255 Dollar kostet die Nacht im afrikanischen Safarizelt, ausgestattet mit Holzboden und Bad, handgefertigten Möbeln, geschmackvollen Accessoires und ... Heizdecken.
Die sind eine angenehme Begleiterscheinung des Glampens. Im Costanoa Camp, eine Autostunde südlich von San Francisco, wird es im Herbst nachts schon empfindlich frisch. Bei unserer Ankunft rüttelt der vom nahen Pazifik wehende Wind am Canvas-Bungalow, und unsere vierjährige Tochter mault: "Das ist ja gar kein richtiges Zelt, das hat ja eine Tür."
Zwei Betten, zwei Adirondack-Stühle, einen Nachttisch, zwei Lampen, Steckdosen und die beschworenen Heizdecken hat es auch - auf knappem Raum. Es fehlt das Bad, dafür gibt es die übers Gelände verteilten Comfort Stations. Sehr sauber, mit heißen Duschen, Fußbodenheizung, 24-Stunden-Sauna und Feuerstelle.

Ein Glamper schaut nicht auf den Preis
Das Camp liegt konkurrenzlos schön zwischen zwei State Parks gleich hinterm legendären Highway 1. Kilometerlange Wanderwege, See-Elefanten und Wale vor der spektakulären Steilküste sowie ein Betrieb, der zu 85 Prozent den strengen kalifornischen Öko-Richtlinien entspricht, haben den Park beliebt gemacht bei Hochzeitspaaren und den Mitarbeitern großer Unternehmen. Oder bei Menschen wie der Lehrerin Julie und ihrer Familie: „Die Kinder wollten unbedingt mal in die schicken Zelte mit den echten Betten. Und wir finden es ganz angenehm, dem Zimmermädchen das Aufräumen zu überlassen. Es ist zwar teurer als ein Motel, aber für ein Wochenende gönnen wir uns den Spaß.“
Schon zwei der 155-Dollar-Nächte könnten ein eigenes Zelt finanzieren, aber so rechnet ein Glamper nicht. Im vergangenen Jahr freute sich Costanoa über eine Zuwachsrate von 70 Prozent. Doch auch Selbstaufbauer müssen nicht auf Komfort verzichten: In modernen Zelten wie dem Eureka N!ergy Vision werden MP3-Player, Laptop oder Lockenstab mithilfe eines Kabelsystems durch drei 12-Volt-Steckdosen aus einer wiederaufladbaren Batterie gespeist. Das Zelt für bis zu sechs Personen ist ab 860 Euro zu haben.
Werden die Ferien schöner?
Robustere Naturen kaufen einen Offroad-Zeltanhänger von 3DOG - mit 380 mm Bodenfreiheit, 570 mm Wattiefe, extralanger V-Deichsel und wartungsfreier Gummifederachse mit hydraulischen Stoßdämpfern. Na, wie klingt das? Nach zehn- bis elftausend Euro - je nach Ausstattung des integrierten Zeltes.
Wer sich eher für luxuriöse Reisemobile interessiert, wäre bestimmt gut mit Vario Perfect 1200 Platinum bedient, der eine eingebaute Pkw-Garage hat, Klimaanlage, Fußbodenheizung, Granitboden, satinierte Echtholzkirsche, weißen Schleiflack, Blattgoldelemente, elektrisch verstellbare Ledersessel und ein Multimedia-Center. Der Preis: eine Million Euro. Auch noch im Angebot: ein Spezialanhänger zum Transport eines Zwei-Personen-Hubschraubers.

„Okay“, überlegen wir, als wir mit unserem Auto über eine Schotterpiste im Death Valley brettern, „das klingt zwar verlockend, aber macht das glücklich? Werden die Ferien dadurch schöner?“ Kurzzeitig vernebelt unsere Staubfahne das faszinierende, aber menschenfeindliche Tal, in dem 1849 die ersten Siedlertrecks verzweifelten. Dann bauen wir unser Zelt in einem Camp mitten in Amerikas tiefster, trockenster und heißester Wüste auf. Grillen überm offenen Feuer ein Stück Fleisch, trinken leicht perlendes Wasser, starren gedankenverloren in die Milchstraße, lauschen dem Heulen der Kojoten - und fühlen uns großartig. Reinster Luxus, und ein echtes Schnäppchen.