Johannes Riffelmacher und Thomas Kosikowski, auch Jo und Cozy genannt, sind zwei leidenschaftliche Surfer und Köche. Beides haben sie gern und oft in ihrer Freizeit betrieben, bis sie 2013 entschieden es mit ihrer dritten Leidenschaft, dem Reisen, zu verbinden.
Über Märkte, Wellen und Tattoos erschlossen sie sich Lateinamerika. Entstanden ist das Buch "Reisen, Surfen, Kochen" und inzwischen ein erfolgreiches Kleinunternehmen. Die südamerikanische Soulfood der beiden ist auf Events und in TV-Shows gefragt. Über den unerwarteten Erfolg ihres Projekts, die schönsten Momente der Reise und ihre weiteren Pläne sprechen sie mit uns im Interview und geben als Zugabe noch ein Ceviche-Rezept aus Peru zum Nachkochen dazu.
GEO.de: Woher kennt ihr Euch?
Cozy: Wir haben uns vor 13 Jahren beim Graffiti-Malen in Bayern kennengelernt. Dort haben wir ein paar Jahre zusammen gesprüht, uns dann aber wieder aus den Augen verloren. Jo ist nach dem Studium nach Hamburg gegangen, das hatte ich mitbekommen und als ich dann hochgezogen bin, haben wir uns schnell über soziale Medien wiedergefunden. Inzwischen wohnen wir zusammen und verstehen uns spätestens seit der Reise als eine Person.
GEO.de: Wie kam es zu der Idee, Eure Leidenschaften Surfen und Kochen zu verbinden?
Cozy: Wir waren auf einem gemeinsamen Surftrip in Portugal und haben viel darüber philosophiert, was man alles Cooles machen könnte. Wir sind auf diverse Ideen gekommen, wie beispielsweise mit 100 Dingen auf Weltreise gehen, oder eine Reise, die sich durch Tauschgeschäfte finanziert. Ein Kochbuch war auch eine Option, da wir beide schon immer gern gekocht haben. Die Initialzündung für dieses Projekt kam dann eigentlich unterwegs. Wir haben es geliebt mit Menschen, die wir tagsüber beim Surfen oder so getroffen hatten, abends zu kochen. Auf den Märkten vor Ort haben wir nach den besten Zutaten gesucht und teilweise auch schon zu Studentenzeiten für 150 Euro eingekauft: bester Käse, feinste Pasteten, frischer Fisch. Von den fertigen Gerichten haben wir immer Fotos gemacht. Das war einfach das, was ich irgendwann nur noch machen wollte.
Jo: Es war auch irgendwann eine Frage der Machbarkeit. Wir haben uns auf die drei Dinge besonnen, die uns am wichtigsten sind und das sind Reisen, Kochen, Surfen. Wir wollten die Kultur der Länder in denen wir uns bewegen dokumentieren. Also zum Beispiel nicht den Buena Vista Social Club Kitsch, sondern wir wollten einen subkulturellen, urbaneren Zugang zu den Ländern aufzeigen. So haben dann auch unsere Liebe zu Tattoos oder zur urbanen Kunst ihren Platz im Buch gefunden.
GEO.de:Gab es einen ausschlaggebenden Punkt die Reise dann auch anzutreten?
Cozy: Eigentlich nicht, wir waren beide im Frühjahr 2013 in Aufbruchsstimmung und haben dann beschlossen, dass wir ein Jahr später weg sein wollen. Haben all unsere Freizeit in die Planung gesteckt, Sponsoren gesucht und versucht es als eine Reise und nicht als ein Bummeltrip zu verstehen. Auf anderen Surftrips haben wir Material für einen Trailer gesammelt und konnten somit ein paar Partner gewinnen, die dem Projekt mit Equipment und Social-Media-Reichweite ein bisschen Starthilfe gegeben haben.
GEO.de:Warum Südamerika, was hat Euch an dem Kontinent so fasziniert?
Jo: Die Sprache war eigentlich einer der größten Gründe. Für das, was wir vorhatten, uns der Kultur über die Menschen zu nähern, ist es viel einfacher, wenn ein ganzer Kontinent die gleiche Sprache spricht. Wir haben zwar beide kein Spanisch gesprochen, als wir losgereist sind, aber nach zwei Monaten Kuba ging es dann schon recht gut. Die Menschen dort haben es einfach geschätzt, dass wir ihre Sprache gesprochen haben, niemand nimmt dich zu seinem liebsten Ort oder zu seiner Familie mit, wenn man mit Englisch ankommt. Zudem hatten wir keine Lust auf einen Ort, der schon zu sehr ausgelatscht ist und Südamerika ist das für mich noch nicht. Mit Thailand oder Bali lockt man auch einfach niemanden mehr hinterm Ofen vor.
GEO.de: Vor Ort, wie habt Ihr Euch der lokalen Küche genähert?
Cozy: Wir sind überall eigentlich direkt auf den Markt gegangen und haben mit den Verkäufern dort gesprochen, haben Köche kontaktiert oder eben übers Surfen Menschen kennengelernt, die uns wiederum mit nach Hause zu ihren Familien genommen haben. Dort konnten wir dann zuschauen, wie lokale Gerichte entstehen. Wir haben eigentlich jede Art, wie man lokale Essenskultur entdecken kann, auf der Reise mitgenommen. Auf vielen Märkten waren wir als Reisende auch eine Kuriosität, da kam der Austausch dann schnell zu Stande. Es gab aber auch Orte, an denen wir uns das Vertrauen erst erarbeiten mussten. Teilweise waren wir sechs Tage hintereinander auf ein und demselben Markt, bis jemand mit uns gesprochen hat.
Jo: Am einfachsten waren eigentlich immer der Markt und der Fischmarkt. Dort findet man dann eben die kleinen Sachen, die noch keiner kennt und das Marktvolk ist auf der ganzen Welt sehr aufgeschlossen. Die Einen haben uns gezeigt, wie man Tortillas per Hand formt und die Anderen, wie man Fische filetiert.
GEO.de: Was macht die südamerikanische Küche im Gegensatz zu der europäischen aus?
Cozy: Die meisten Zutaten, die in der südamerikanischen Küche verwendet werden, wie Koriander, Limetten oder Knoblauch, sind hier auch bekannt. Aber die Kombination macht es aus. Besonders die mexikanische Küche ist mir im Kopf geblieben, als scharf und deftig. Dort sind die Saucen nicht einfach nur scharf, sondern basieren teilweise auf einer Mischung aus 70 verschiedenen Zutaten, die dann ein komplexes, intensives Aroma ergeben.
GEO.de: Wie seid Ihr vor Ort gereist?
Cozy: Wir nannten kurze Zeit zwei Autos unser Eigen, sind von Flugzeugen bis Einbaumbooten mit allem unterwegs gewesen, was man sich so vorstellen kann.
GEO.de: Das Erste an das Ihr Euch erinnert, wenn ihr an die Reise denkt?
Jo: Das ist jeden Tag etwas anderes. Ganz oft sind es eher die unscheinbaren Alltagsmomente, belanglose Details, wie das Outfit einer Kellnerin in einem kleinen Restaurant, an die wir uns erinnern. Aber das sind die Dinge, die im Kopf bleiben. Man wird kein neuer Mensch, weil man den Machu Picchu gesehen hat, aber vielleicht weil man inspirierende Menschen getroffen hat oder extreme Situationen durchlebt hat.
GEO.de: Der schönste Ort auf der Reise?
Jo: Es gibt zwei Orte, die ganz speziell waren für uns. Der Erste war Iquitos in Peru. Dort haben wir uns einen Bootsführer gesucht, der kein Englisch sprach und nur ein kleines Einbaumboot hatte. Mit ihm sind wir ganz tief in den Dschungel gefahren zu einer Familie, die keine Elektrizität oder sanitäre Anlagen hatte. Wir konnten mit dieser Familie ein paar Tage verbringen, weil sie uns eingeladen haben an ihrem Leben teilzuhaben. Wir haben mit den Kindern tagsüber Piranjas geangelt und nachts über die Geräuschkulisse des Dschungels gestaunt. Das waren einfach unvergessliche Tage und eine Erfahrung, die nicht jeder wird machen können. Der zweite Ort waren die Galapagos-Inseln. Die Tiere dort haben den Menschen zum Glück noch nicht als Feind kennengelernt, es ist ein friedliches Zusammenleben und sehr Ursprünglich. Einfach irre. Und die Wellen dort sind bombastisch.
GEO.de: Seid ihr überrascht wie groß die Resonanz auf Salt & Silver ist?
Jo: Am Anfang wussten wir ja noch nicht mal mehr, ob es jemanden interessieren würde, was wir da machen. Dass es nun aber so einen großen Anklang findet, damit hätten wir nie gerechnet. Es ist wirklich toll, wie viele Menschen sich von uns inspirieren lassen und begeistert sind von dem Projekt. Nun sind es ja nicht mehr nur die Reise und das Buch, sondern wir machen Catering und Pop-up-Events überall in Europa oder sitzen auch mal in Talkshows. Inzwischen können wir davon leben und jetzt gibt es auch kein Zurück mehr, jetzt gibt es nur noch Vorwärts.
GEO.de: Was kann ich mir unter Vorwärts vorstellen?
Jo: Wir machen nun unser zweites Buch, das sich nur um Mexiko und Tacos drehen wird. Denn Tacos sind gerade sehr im Kommen – besonders in Amerika, aber auch in Europa kommt der Trend langsam an. Das Buch wird "Tacos, Tequila und Tattoos" heißen. Insbesondere die Tattoo-Szene wird dann unser Zugang sein. Dafür reisen wir von Januar bis einschließlich März nochmal nach Mexiko und danach würden wir gern Europa in seiner ganzen Bandbreite in Angriff nehmen. Zusätzlich arbeiten wir gerade noch an einem filmischen Konzept, da wir das Projekt auch gern dokumentarisch umsetzen würden.
Cozy: Das Fünfjahresziel ist auf jeden Fall ein eigenes Restaurant.
REZEPT
Seezungen-Ceviche mit Papaya und Granatapfel
Für ein Ceviche gilt: Was sauer ist, passt in der Regel auch gut dazu. Am liebsten experimentieren wir aber mit Kombinationen, in denen süße Früchte vorkommen. Das macht das Ceviche rundherum schmackhaft und erfrischend. Im Sommer gibt’s nix Besseres!
Zutaten für zwei Personen
So geht's
Schäle die zwei bis drei äußeren Lagen der Zwiebel und schneide das Innere in feine Streifen. Schäle die Papaya und schneide das Fruchtfleisch in 1 x 1 cm große Würfel. Entkerne die Chilischote und hacke sie, hacke den Koriander. Schneide das Seezungenfilet in 1 x 1 cm große Würfel.
Vermische alle Zutaten in einer Schüssel, schmecke sie mit Salz und Pfeffer ab. Reinspachteln.