Amerika hat gewählt und Barack Obama bleibt Präsident. Eine kleine Reisegruppe von "Political Tours" erlebte die Schauplätze der Wahl mit. Sieben Reisende durften zusammen mit den Politikjournalisten David Stout und Bill Hershey die letzten heißen Tage des amerikanischen Wahlkampfes zwischen Columbus und Washington D.C. mitverfolgen.
Während sich andere Menschen damit beschäftigen, die Ruinen politisch oder historisch wichtiger Stätten längst vergangener Tage zu besuchen, haben sich die Teilnehmer von "Political Tours" entschieden, Geschichte live mitzuerleben. In kleinen Gruppen reisen sie zusammen mit Experten, wie politischen Korrespondenten oder leitenden Journalisten renommierter Zeitungen, zu den Schauplätzen politischer Entscheidungen und Konflikte.

"Ich möchte Menschen die Chance geben, die Schlagzeilen von Morgen mitzuerleben, um sich vor Ort eine eigene Meinung bilden zu können", sagt Nicholas Wood, Gründer von Political Tours, selbst ehemaliger Balkankorrespondent für die New York Times.
Wer hier mitreist, darf sich nicht auf Entspannung oder Kopf-Ausschalten freuen, denn zum Dinner gibt es politische Diskussionen, besichtigt werden nicht die schönsten Nationalparks in der Umgebung, sondern das Lager der Demokraten und die Romney-Hochburgen auf dem Land.
"Wenn ich erzähle, dass ich meinen hart erarbeiteten Urlaub mit Wahlpartys und amerikanischer Politik verbringe, dann schütteln meine Freunde und Verwandten den Kopf. Amerika fasziniert mich einfach, da hier so viele Länder in einem verschmelzen. Entsprechend aufregend finde ich das politische System. Indem ich mit einem politischen Fokus unterwegs bin, kann ich die Prozesse verstehen und die Euphorie, die mancherorts vorherrscht, live miterleben. Das ist mir das Kopfschütteln wert", begründet die Australierin Dorothy Button ihre Buchung.

Mit seiner Idee bedient Nicholas Wood eine Nische auf dem touristischen Markt, die bisher verkannt war. Er selbst ist überzeugt davon, dass ein Großteil der Reisenden sich immer mehr dem Nischentourismus zuwenden wird, weil "normales" Reisen sie nicht mehr sättigt.
Die Idee, aus jeder Reise ein Politikum zu machen, kam ihm 2007 bei einem Auftrag im Kosovo. Er wollte die rund 900 Kilometer von seinem Aufenthaltsort nach Pristina nicht alleine fahren. Kurzerhand überzeugte er einen Reisenden aus Kalifornien, den er in seinem Hostel traf, dass es politisch momentan keinen interessanteren Ort auf der Welt gäbe, als die Hauptstadt des Kosovo. Der Kalifornier ließ sich auf das Abenteuer ein und wich fünf Tage nicht von Woods Seite.
"Political Tours" deckt nicht nur politische Ereignisse der heutigen Zeit ab, sondern wirft auch einen Blick auf die jüngsten Staaten und Themen unserer Welt. Sei es eine Reise ins Libyen nach Gaddafi oder ins Euro-Krisen Land Griechenland - so ein Blick hinter die Kulissen lohnt allemal.
Im Gegensatz zu anderen Reiseanbietern, die ständig auf der Suche nach den neusten Reisetrends und Designhotels sind, arbeitet Political Tours wie eine Redaktion. Analysiert werden Nachrichten aus Politik und Wirtschaft immer unter der Fragestellung, ob sie langfristig das Weltgeschehen beeinflussen werden und eine Reise wert sind.