Anzeige
Anzeige

Öko-Urlaub Grüner Skifahren

Braune Hänge und steigende Energiekosten für Lifte und Schneekanonen beunruhigen immer mehr Winterurlauber. Ist Skifahren noch zeitgemäß? GEO.de gibt Tipps für ökologische Skiferien

Inhaltsverzeichnis

Piste frei! So lautete die einzige Devise noch bis in die 1990er Jahre in den Alpen. Waldschneisen wurden für Skifahrer gerodet. Das Ergebnis: Mehr als 3500 Pistenkilometer. Damit sind die Alpen das Gebirge mit der höchsten Dichte an Ski-Infrastruktur. Mit zum Teil verheerenden Folgen für Tiere, Pflanzen und Klima.

Die Rodungen für Pisten begünstigen Bergstürze und Lawinen, Schneehühner verlieren ihre Rückzugsräume und Liftanlagen und Infrastruktur verbrauchen einem enormen Energiebedarf, um nur einige negative Auswirkungen zu nennen.

Inzwischen dürfen Liftbetreiber nur noch in wenigen Fällen ihre Gebiete erweitern. Wenn weichen sie zum Teil in die Höhe aus, auch, um eine höhere Schneesicherheit zu garantieren.

Zusätzlich sollen Schneekanonen eine gute Abfahrt garantieren. Doch die verbrauchen Unmengen an Wasser. Nach einer Studie des Eidgenössischen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) nutzt die schweizerische Gemeinde Davos rund ein Fünftel ihres Wasserverbrauchs nur für Beschneiungsanlagen

Öko-Urlaub: In Tenna im Schweizerischen Graubünden steht der weltweit erste Solarskilift, der 2012 mit dem Schweizer Solarpreis ausgezeichent wurde
In Tenna im Schweizerischen Graubünden steht der weltweit erste Solarskilift, der 2012 mit dem Schweizer Solarpreis ausgezeichent wurde
© Solarskilift.ch

Tipps für nachhaltige Skiferien

Gründe genug, um bewusster in den Winterurlaub zu fahren. Hier finden Sie unsere Tipps für nachhaltige Skiferien:

Richtig anreisen

Der wichtigste Faktor ist die Fahrt zum Skiort. „Zirka 70 Prozent der klimarelevanten Treibhausgase in den Alpen werden durch An- und Abreise freigesetzt“, sagt Tobias Luthe, Professor für Nachhaltigkeitswissenschaft an der Hochschule in Chur und langjähriger Umweltreferent des Deutschen Skiverbands (DSV).

„Die Frage ist also hauptsächlich, wie lang die Wege sind und wie oft ich zum Wintersport fahre. Und natürlich: Welches Verkehrsmittel ich nutze.“ Eine ganze Woche am Stück in die Berge zu fahren ist also ökologischer als dreimal zwei Tage. Öffentliche Verkehrsmittel oder zumindest ein volles Auto sind schonender für die Umwelt, als wenn jeder alleine fährt.

Privat übernachten

„Als Faustregel gilt: Je einfacher die Unterkunft, desto geringer die Auswirkungen auf die Umwelt“, sagt Tobias Luthe. Denn sie benötigen weniger Infrastruktur und Energie. Gleichzeitig unterstützen Urlauber so die lokale Wirtschaft statt großer externer Investoren. Auf www.airbnb.de findet man weltweit Unterkünfte.

Umweltfreundlich Skifahren

Eine allgemein gültige Zertifizierung für nachhaltige Skibetriebe gibt es noch nicht. Dennoch gibt es Kriterien, mit denen sich solche Gebiete zu erkennen lassen. Eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und der Einsatz von regenerativen Energien gehören dazu. Um es ihren Kunden so bequem wie möglich zu machen, ersetzen immer mehr Liftbetreiber Schlepplifte durch Sessellifte.

Der Vorteil: Der Boden unter der Liftspur kann sich erholen. Der Nachteil: Die Sitzheizung der Sessel verbraucht unnütz Energie. Mittlerweile gibt es aber auch einige Lifte, die an Photovoltaikanlagen angeschlossen sind.

Auf www.skiresort.de finden Sie einige Skigebiete, die sich diese Themen zu Herzen nehmen. Darunter die Aletsch-Arena (Schweiz), das Schnalstal (Val Senales, Italien), See (Österreich), der Ifen (Kleinwalstertal, Österreich) und Kaprun (Österreich).

Zu den Alpine Pearls (www.alpine-pearls.com) haben sich insgesamt 24 Gebiete zusammengeschlossen, die sich für umweltbewusstes und sanft-mobiles Reisen einsetzen.

Pflanzen und Tiere schützen

Auch Tiere leiden unter dem Skibetrieb. Michael Schödl ist für den LBV am Monitoring von Vogelbeständen in den bayerischen Alpen beteiligt. „Besonders den Raufußhühnern wie Schneehühnern und Auerhühnern macht der Skizirkus zu schaffen.“ Das liegt auch an den immer zahlreicher werdenden Tourengängern, die abseits der Pisten unterwegs sind.

„Die Hühner brauchen ruhige Wintereinstandsgebiete. Die liegen in Höhen, in denen der Skibetrieb stattfindet. Wenn die Tiere mehrmals am Tag aufgescheucht werden, verbrauchen sie zu viel Energie. Gerade im Winter kann das den Tod bedeuten“, sagt Schödl.

Wer achtsam fährt, erkennt die als sensibel gekennzeichneten Bereiche des Deutschen Alpenvereins und kann sie meiden. Die Website www.respektiere-deine-grenzen.de informiert über Schutzgebiete und hält Kartenmaterial mit genehmigten Routen bereit. „Wir sorgen uns ja nicht um den Spatz in den Alpen, sondern um den letzten Rückzugsorte vom Aussterben bedrohter Arten.“

Tipps zum ökologischen Reisen

Nicht immer sind umweltfreundlich Unterkünfte und Lifte gekennzeichnet: Unbedingt, sollte vorher bei Unterkünften und Liftbetreibern nachfragen, ob sie regenerative Energien einsetzen. „Nur so merken die Betreiber, dass das Thema Relevanz hat“, sagt Sten Smola vom Verein Green Riders, der aus 20 professionellen und semiprofessionellen Ski- und Snowboardfahrern besteht.

Aber auch auf der Piste und im Gelände gilt es, aufmerksam zu sein. Im Rahmen der "Ride Greener Days" informiert der Verein über Wildschutz, die Folgen des Klimawandels in den Bergen, aber auch Lawinen- und Wetterkunde. Und trotzdem: Auf lange Sicht heißt es sicher auch einmal, auf den Schneesport zu verzichten. Die Niederschläge fallen unregelmäßiger, sind also nicht mehr so vorhersehbar. Und so kann aus dem Skiurlaub schnell mal ein Wanderurlaub werden.

Nachhaltig hergestellte Ausrüstung

Für Snowboarder Sten Smola beginnt Nachhaltigkeit schon bei der Wahl der Ausrüstung. „Es gibt schon seit vielen Jahren Hersteller, die für ihre Produkte natürliche oder recycelte Rohstoffe verwenden. Deshalb müssen sie nicht unbedingt mehr kosten.“

Ein Anhaltspunkt für nachhaltige Produkte liefern beispielsweise das Siegel „Blue Sign“ und Herstellerhinweise. Projekte wie www.thegreenroomproject.de die auf nachhaltig produzierte Bekleidung setzen.

Die Firma Patagonia beispielsweise stellt seit den 90er Jahren Fleecepullover aus PET-Flaschen her. Plattformen wie www.grownskis.com zeigen, dass nicht nur Kleidung, sondern auch Skier und Snowboards ressourcenschonend hergestellt werden können.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel