GEO.de: Warum fliegen Sie so gern mit dem Drachen?
Roland Lantzsch: Für mich gibt es nichts Schöneres. Es ist schnell, es ist dynamisch, und die Vogelperspektive ist einmalig. Zudem muss man sich schon bemühen, um mit dem Drachen zu fliegen. Es ist nicht leicht, und Gleitschirmfliegen kann schließlich jeder.
Wie war Ihre allererste Drachenflieg-Erfahrung?
Das werde ich nie vergessen. Es war Hochsommer, August, und ich war 25 Jahre alt. Ein Mitbewohner im Studentenwohnheim hatte mir begeistert von seinem Drachenflugkurs erzählt. Das wollte ich auch probieren. Ich meldete mich zu einem Kurs an und baute wenige Tage später zum ersten Mal einen Drachen auf. Am dritten Kurstag war es dann soweit. Am Übungshang Schelinger Höhe im Kaiserstuhl waren ideale Startbedingungen: leichter Wind von vorne. Ich war natürlich etwas aufgeregt, aber ich fühlte mich nach zwei Tagen Vorübungen mit dem Drachen zum Fliegen bereit und wollte in die Luft. Ich hob den Drachen hoch, richtete die Drachenspitze in den Wind, holte tief Luft und lief los. Nach einigen Schritten spürte ich, wie ich abhob – ich flog! Der Flug ging wahrscheinlich nur wenige Sekunden, aber es war ein unbeschreibliches Gefühl, so durch die Luft zu gleiten. Dann kam die Landung, auch die hat gut geklappt, und ich konnte mein Glück kaum fassen. Es war mir sofort klar, dass ich dieses Fluggefühl wieder erleben wollte. Dieser eine Flug hat mein Leben verändert. In den nächsten Wochen verbrachte ich jede freie Minute mit Drachenfliegen. Fünf Jahre später war ich selbst Drachenfluglehrer, und nach weiteren zwei Jahren hatte ich meine eigene Drachenflugschule.
Was haben Sie immer dabei?
Eine ganze Menge. Immer ein Handy, natürlich Geld und eine Sicherung, falls ich mal im Baum lande statt auf dem Boden, und natürlich mein Rettungssystem, ohne das geht es gar nicht erst in die Luft.
Ergänzen Sie folgenden Satz. Zum Drachenfliegen braucht man vor allem...
Den nötigen Willen, Zeit und Ruhe!
Wo ist Ihr Lieblingsrevier zum Drachenfliegen in Deutschland? Und warum?
Im Schwarzwald starte ich am liebsten vom Kandel, dieses Drachenflug-Revier liegt in der Nähe von Waldkirch im mittleren Schwarzwald. Und dann ist da natürlich der Schauinsland, der 1284 Meter hohe Hausberg von Freiburg im Breisgau. Er ist auch ein beliebtes Ausflugsziel, aber für mich ist er vor allem eines: der schönste Berg zum Abheben mit einer unglaublichen Sicht über den Schwarzwald.
Wie oft gehen Sie zum Drachenfliegen in der Woche?
Ich schaffe es leider aus Zeitnot gerade nicht öfter als einmal im Monat. Ich greife statt zum Drachen auch immer öfter zum Gleitschirm. Das geht schneller, und die Vorbereitungen dauern nicht so lange wie zum Drachenfliegen.
Welchen Rat geben Sie Menschen, die das Drachenfliegen für sich noch nicht entdeckt haben?
Zunächst sollt derjenige einen Tandemflug mit dem Drachen oder mit dem Gleitschirm unternehmen und sich erst danach entscheiden, ob es wirklich etwas für ihn ist. Nur wer es ausprobiert hat, weiss, ob Drachenfliegen wirklich der richtige Sport ist.
Wann ist die beste Zeit zum Drachenfliegen?
Eindeutig von Frühjahr bis zum Herbst.
Was ist das Besondere am Drachenfliegen für Sie?
Ich liebe die Geschwindigkeit und die Dynamik. Zudem will ich natürlich möglichst lange durch die Luft gleiten. Möglichst weit und lange mit dem Drachen zu fliegen, spornt mich immer wieder von neuem an. Drachenfliegen ist etwas für Individualisten. Wie ein Vogel in der Luft zu fliegen ist doch schon so lange ein Traum der Menschheit – und ich kann das heute. Das ist großartig.
Wann und wo startet Ihr nächster Drachenflug
Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Aber lange halte ich es nie ohne das Drachenfliegen aus. Der nächste Termin ist noch offen, sobald ich Zeit finde, startet ich aber wieder durch.
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