Auf einer kürzlich entdeckten Landkarte aus dem Jahr 1733 hatte die Île Sainte-Marie vor der Küste Madagaskars noch einen gänzlich anderen Namen: schlicht "Pirateninsel" ist darauf zu lesen. Ein sprechender Name, denn im 17. und 18. Jahrhundert lebten hier rund 1000 Piraten, wenn sie nicht gerade auf Beutezügen waren. In direkter Nähe zu der wichtigen Handelsroute zwischen Europa, Afrika und Indien war das tropische Eiland der perfekte Ort, um sich auszuruhen und die nächsten Fahrten zu planen. Die Île Sainte-Marie verfügt zudem über viele kleine Lagunen, die vom Meer aus nicht einsehbar sind, hier versteckten die Piraten Schiffe und Beute. Seeräuber aus aller Welt liefen die Insel an, und lebten dort in kleinen Holzhäusern, die sie mit Flaggen von ihrer "Crew" versahen. Auch wenn die Geschichten von rauschenden Piratenfesten überwiegen, gestorben wurde auf der Île Sainte-Marie dennoch.
Nach dem Tod sollte die Verbindung zum Meer weiterhin bestehen bleiben, und so befinden sich die Piratengräber auf einem Hügel mit bestem Blick über den Indischen Ozean. Rund 30 sind heutzutage noch erhalten. Trotz Salzwasser, Wind und Sonne sind die in die Grabsteine gemeißelten Totenschädel mit den zwei gekreuzten Knochen gut zuerkennen und für Besucher zugänglich. Berühmte Freibeuter wie David Williams und Thomas White haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Wie es sich für eine Pirateninsel gehört, soll sich in den umliegenden Buchten ein bisher verschollener Schatz befinden. Ironischerweise ist die Île Sainte-Marie selbst inzwischen eine friedliche, fast verschlafene Insel.