Es ist keine Wildnis, auf die ich hier blicke, und doch befinde ich mich mitten im deutschen Wolfsgebiet: auf dem sächsischen Truppenübungsplatz Oberlausitz. Ich hocke auf einem Hochsitz am Rande einer der vielen Brandschutzschneisen, die das riesige unbewohnte Gebiet durchziehen.
Ein Kolkrabe krächzt in der Ferne. Der sandige Boden ist mit Tierspuren übersät: Rehe, Rothirsche, Wildschweine, Füchse — aber auch Wölfe haben hier ihre Fährten hinterlassen. Und tatsächlich passiert nach einer Weile das Unglaubliche: Ein Wolf tritt aus dem Wald. Immer wieder hält er inne, um mit gesenkter Schnauze die Gerüche einzufangen, die verschiedene Waldbewohner hinterlassen haben. Ich kann es kaum fassen — es ist meine erste Begegnung mit einem wild lebenden Wolf in Deutschland.