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Ausgestorben oder nicht? Tasmanischer Tiger könnte Jahrzehnte länger gelebt haben als angenommen

Ein Tasmanischer Tiger oder Beutelwolf im Zoo von Hobart. Die Aufnahme zeigt das Tier im Jahr 1933, drei Jahre vor seinem Tod. War er der Letzte seiner Art?
Ein Tasmanischer Tiger oder Beutelwolf im Zoo von Hobart. Die Aufnahme zeigt das Tier im Jahr 1933, drei Jahre vor seinem Tod. War er der Letzte seiner Art?
© Universal History Archive/Universal Images Group via Getty Images
Der letzte Tasmanische Tiger starb 1936 in einem Zoo in der tasmanischen Hauptstadt Hobart. Oder doch nicht? Ein Forschungsteam hat nun mehr als 1000 Augenzeugenberichte ausgewertet. Und kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis

Es ist eines jener Bilder, die man nicht vergisst: Der letzte Tasmanische Tiger, ein hundeähnliches Säugetier mit charakteristisch gestreiftem Rücken und Hinterteil, wendet sich einem Hund zu, der jenseits des Drahtzauns, versucht, Kontakt aufzunehmen. Das Wesen muss einsam gewesen sein. Es war vermutlich das Letzte seiner Art.

Viehhalter hatten die Spezies gezielt gejagt, die Tasmanische Regierung hatte sogar ein Kopfgeld ausgesetzt. Im Jahr 1936 starb das Tier in seinem Verschlag im Zoo von Hobart, 1982 wurde die Art Thylacinus cynocephalus, die ursprünglich in Australien, Tasmanien und Neuguinea verbreitet war, offiziell von der Internationalen Naturschutzunion IUCN für ausgestorben erklärt: das amtliche Ende einer Spezies – und der Beginn eines Mythos.

Denn seither gab es immer wieder Berichte über Sichtungen – die allerdings nie bestätigt werden konnten. War es einzelnen Tieren gelungen, in für Menschen schwer zugänglichen Regionen zu überleben? Ausgeschlossen wäre das nicht, zumal in den fast menschenleeren, gebirgigen Gegenden im Südwesten Tasmaniens.

In einer neuen Studie hat ein Forschungsteam nun nicht weniger als 1237 solcher Berichte von angeblichen Begegnungen aus den Jahren zwischen 2010 und 2019 ausgewertet. Dabei gewichteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Quellen nach dem Grad der Plausibilität und der Seriosität. So stuften sie Meldungen von fachlich nicht vorgebildeten Tourist*innen und Wandernden niedriger ein als solche von Biologinnen oder erfahrenen Park-Rangern. So war es zum Beispiel ein Park-Ranger, der im Jahr 1982 zu Protokoll gab, er habe eine minutenlange Begegnung mit einem Tasmanischen Tiger gehabt – ohne allerdings ein Foto schießen zu können.

"Geringe" Wahrscheinlichkeit, dass der Tasmanische Tiger bis in die 2000er gelebt hat

Die Auswertung der "Augenzeugenberichte" ergab: Der Tasmanische Tiger könnte tatsächlich zwischen 1940 und 1970 ausgestorben sein. Mit einer – allerdings geringen – Wahrscheinlichkeit könnte die Spezies bis in die 2000er Jahre überlebt haben. Für den Leitautor der Studie, den Umweltwissenschaftler Barry Brook von der University of Tasmania, gibt es sogar eine "winzige" Möglichkeit, dass Vertreter der Spezies bis heute unentdeckt durch die Wälder Tasmaniens streifen. Denn dass es wirklich keinen einzigen Vertreter dieser Art mehr gibt, ist kaum zu beweisen. Man kann nur aus dem Fehlen von Beweisen und Hinweisen auf die Wahrscheinlichkeit schließen, mit der das Tier ausgestorben ist.

Natürlich können auch Brook und sein Team nicht abschließend bewerten, wie zuverlässig die Augenzeugenberichte sind. Verwechslungen mit Hunden sind ebenso möglich wie kognitive Verzerrungen. So stellte das Team fest, dass die Zahl der Berichte immer nach Medienberichten über den Tasmanischen Tiger zunahm. Auch der Wunsch, ein so extrem seltenes oder ausgestorbenes Tier zu sichten, mag eine Rolle spielen.

"Der Tasmanische Tiger war ein großer Jäger mit einem großen Bewegungsradius", sagt Brook. "Und es gibt, besonders seit etwa zehn Jahren, genug Wildkameras da draußen, um sagen zu können: Er ist einfach nicht da."

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