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Ernährung: Die Kamelmilch macht's

Im Wüstenstaat Dubai wird die erste vollautomatisierte Kamelmelkanlage eingeweiht - ein erster Schritt, um die Bewohner des Emirats wieder an gesunde Ernährung heranzuführen

Ulrich Wernery ist seit 20 Jahren Chefveterinär des arabischen Scheichtums Dubai. Doch Sorgen macht dem deutschen Tierarzt und Privatdozenten in erster Linie die körperliche Verfassung der Menschen im Wüstenstaat. "Aus einem der gesündesten Völker der Welt ist binnen einer Generation ein krankes geworden - 25 bis 30 Prozent der einheimischen Bevölkerung leiden unter Diabetes II, als Folge von zu wenig Bewegung und falscher Ernährung."

In seinen gesundheitlich besseren Zeiten habe das Nomadenvolk hauptsächlich von Datteln und Kamelmilch gelebt. Doch an die frühere Bedeutung der Dromedare, der einhöckrigen Vertreter aus der Familie der Kamele, erinnern heute nur noch die beliebten Rennen. Dass man die Milch der Tiere auch trinken kann - und wie gesund sie ist -, sei mittlerweile völlig in Vergessenheit geraten, sagt Wernery.

Das soll sich ändern. Und zwar, wie es für das moderne Dubai typisch ist, in einem technologisch aufwendigen Rahmen. Seit April 2006 existiert die von Wernery konzipierte weltweit erste Kamelmilchfarm; im Spätherbst soll der Herrscher Dubais, Seine Königliche Hoheit Scheich Mohammed Bin Rashid Al Maktoum, sie feierlich einweihen. Im derzeitigen Probelauf werden auf der Farm pro Tag etwa 2000 Liter Milch von 230 Dromedaren produziert. Statt von Hand werden die Tiere mit eigens konstruierten Melkmaschinen gemolken. Später soll die Farm bis zu 1000 Dromedare beherbergen.

Die - im Vergleich zu Kühen - relativ geringe Milchausbeute beruht auf Normierungsproblemen: "Es müssen erst einigermaßen einheitliche Tiere gezüchtet werden, deren Euter in genormte Melkmaschinen passen", sagt Wernery. Zudem sind die heimischen Dromedare als Rennchampions für die Milchproduktion nicht gut geeignet.

Daher werden Milchdromedare aus Saudi-Arabien oder Oman eingeführt. Doch weshalb ausgerechnet Kamelmilch? "Sie enthält fünfmal so viel Vitamin C wie die von Kühen, aber lediglich halb so viel Fett", sagt Ulrich Wernery geradezu schwärmerisch. "Sie rahmt nicht auf, sondern ist bereits im Naturzustand homogenisiert. Weil Kamelmilch nicht verklumpt, verursacht sie kein Völlegefühl." Und angeblich reduzierten ihre langkettigen Fettsäuren gefährliches Cholesterin. Und schließlich: Kamelmilch ist extrem allergenarm und daher auch für Menschen genießbar, die unter einer Kuhmilchunverträglichkeit leiden.

Diese Allergie ist vor allem im asiatischen Raum sehr verbreitet - einem kommerziell interessanten Markt. Der Nachteil der Kamelmilch: Sie eignet sich nicht zur Käsebereitung. Aber dieses Problem lässt sich mit chemischer Behandlung lösen. Ein paar Enzyme hinzugegeben, und der "Kamelbert"-Produktion steht nichts mehr im Wege.

GEO Nr. 11/06 - Antarktis

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