
In der Schule lernte ich noch, dass eine der menschlichen Errungenschaften der Werkzeuggebrauch sei. Schnee von gestern! Schimpansen knacken mit Steinen Nüsse und nutzen Speere, um zu jagen. Gorillas loten mit "Gehstöcken" die Tiefe von Gewässern aus. Und keineswegs nur Menschenaffen haben den Menschen vom angeblichen Thron gestoßen und verwenden Werkzeuge: Rabenvögel biegen Drähte zu Haken, um Nahrung zu angeln. Oktopoden schleppen leere Muschelschalen als Schutzbehausung mit sich. Selbst die Kunst scheint nicht mehr ausschließlich unsere Domäne zu sein: Laubenvögel bauen aufwendige und sehr individuell geschmückte Balzlauben. Der Kugelfisch legt ornamentenreiche, metergroße Kreisbauten an.
Die Wärme steigert wohl die Leistungsfähigkeit
All das haben Forscher oder Naturbeobachter herausgefunden, wie eben der Fischereibiologe Nicholas Wegner, dem auffiel, dass im Kiemenbereich feine Arterien die mit warmem Blut durchströmten Venen umwickeln. Der bis zu 180 Zentimeter große Gotteslachs (Lampris guttatus) erwärmt also das kalte, sauerstoffreiche Arterienblut. Und hält so die Temperatur seines gesamten Körpers und des Herzens im Durchschnitt um fünf Grad Celsius über der der Umgebung. Aufgeheizt durch eine ständig aktive Brustflossenmuskulatur. Die Wärme steigert wohl die Leistungsfähigkeit von Augen und Gehirn und macht den Fisch zum flinken Jäger – sonst würde sich der zusätzliche Energieaufwand nicht lohnen.
Auch in Thunfischen und Haien finden sich wärmere Muskelpartien
Ob man den Gotteslachs als warmblütig bezeichnen möchte, ist vielleicht eher eine journalistische Abwägung. Ein Biologe würde ihn als "endothermen" Fisch bezeichnen, der seine Wärmeproduktion von innen reguliert. Auf jeden Fall toppen diese Fähigkeiten das, was von anderen Fischen nur aus einzelnen Körperregionen bekannt ist: Schwertfische heizen Sinnesorgane und Gehirn auf. Auch in Thunfischen und Haien finden sich wärmere Muskelpartien. Aber immerhin: Nur der Gotteslachs hat auch ein warmes Herz.